Mindelheimer Zeitung

Telefonier­en in Europa wird günstiger

Kommunikat­ion Nach dem Aus für Roaming-Gebühren senkt die EU weitere Gebühren für Gespräche ins europäisch­e Ausland

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Brüssel Aus dem Spanien-Urlaub kurz zu Hause anrufen? Seit dem Wegfall der Roaming-Gebühren in der EU im Sommer 2017 ist das ohne horrende Telefonrec­hnung möglich. Für die EU ist es ein Vorzeigepr­ojekt, denn selten ist der persönlich­e Nutzen der Staatengem­einschaft so unmittelba­r spürbar. Diesen Mittwoch kam ein weiterer Bonus hinzu. Dann werden die Gebühren für Telefonate und SMS aus dem Heimatland ins EU-Ausland gedeckelt. Verbrauche­rschützer begrüßen die neuen Regeln – sehen aber noch Luft nach oben.

Der Unterschie­d zwischen dem Roaming-Aus vor zwei Jahren und den neuen Regeln wirkt auf den ersten Blick minimal – ist aber entscheide­nd. Das musste auch Bundesjust­izminister­in Katarina Barley (SPD) erfahren. Nachdem sie viel in die Niederland­e telefonier­t habe, habe sie eine Rechnung über rund 400 Euro bekommen, erzählte Barley im vergangene­n Jahr. Ihr Freund ist der niederländ­ische Basketball­trainer Marco van den Berg. Was sie offenbar nicht wusste: Für Gespräche ins EU-Ausland gilt die Roaming-Verordnung nicht. Stattdesse­n geht es darum, dass der Handytarif im EU-Ausland genauso gilt wie zu Hause. Beim Heimatanru­f aus dem Urlaub sparen Verbrauche­r also bares Geld. Bei Anrufen aus dem Heimatland in ein anderes EU-Land – wie in Barleys Fall – griff diese Regelung allerdings nicht. Ruft eine Deutsche also ihren Freund in den Niederland­en an, der eine niederländ­ische Telefonnum­mer hat, konnte es bislang teuer werden. Laut Europäisch­em Verbrauche­rverband fielen in Deutschlan­d bislang bis zu 1,99 Euro pro Minute für Auslandsge­spräche per Handy an. Das ändert sich jetzt.

Seit dem 15. Mai werden nur noch maximal 19 Cent pro Minute fällig, egal ob Festnetz-Telefon oder Handy. Eine SMS kostet dann maximal sechs Cent. Hinzu kommt die Mehrwehrst­euer.

Die EU nennt dieses Beispiel: Eine Italieneri­n telefonier­t jeden Monat zwei Stunden mit ihrer Tochter in Belgien – und zahlte dafür rund 105 Euro. Nach den neuen Regeln würde sie dafür nun höchstens noch 27 Euro zahlen.

„Überteuert­e Anrufe und SMS aus dem deutschen Netz ins EUAusland gehören bald der Vergangenh­eit an“, sagte Susanne Blohm vom Bundesverb­and der Verbrauche­rzentralen. „Preise sollten nicht davon abhängen, ob ein Dienst im Inland erbracht wird oder eine Grenze überschrei­tet.“Neben den 28 EU-Ländern gelten die neuen Vorschrift­en bald auch in Norwegen, Island und Liechtenst­ein. Verbrauche­r müssen von den Anbietern über die Änderung informiert werden. Aber werden die neuen Regeln überhaupt gebraucht?

Eine EU-weite Umfrage zeigt, dass vier von zehn befragten EUBürgern im vergangene­n Monat eine Person im EU-Ausland kontaktier­t haben. Rund jeder vierte Befragte wählte dazu traditione­lle Wege wie den Anruf vom Festnetz oder vom Handy sowie die SMS. Zwei von drei Deutschen gaben spontan allerdings auch an, niemanden im EU-Ausland kontaktier­t zu haben. Ändert sich das wegen der neuen Regeln? Werden die Europäer künftig häufiger ihre Freunde im EU-Ausland anrufen oder ihnen eine SMS schicken?

Der Umfrage zufolge deutet wenig darauf hin. 81 Prozent der Deutschen gaben an, dies voraussich­tlich nicht zu tun.

Ganz so populär wie das Ende der Roaming-Gebühren werden die neuen Regeln also vermutlich nicht. Aber immerhin: 16 Prozent der Deutschen gaben an, die neuen Regeln machten es wahrschein­licher, dass sie Freunde im EU-Ausland per SMS oder Anruf kontaktier­en.

„Die neue Regelung ist zwar ein Kompromiss, da Inlandskos­ten für Gespräche immer noch günstiger sein können. Wegen der teilweise hohen Kostenersp­arnis ist die Regelung für Verbrauche­r aber grundsätzl­ich positiv zu bewerten“, sagte Blohm von der Verbrauche­rzentrale.

Überteuert­e Anrufe ins EU-Ausland entfallen

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