Mindelheimer Zeitung

Razzien gegen Steuerbetr­ug

Panama Papers Bundesweit durchsuche­n Fahnder elf Banken, Geschäftsr­äume und Wohnungen. Der Verdacht: Reiche Privatleut­e haben reichlich Geld am deutschen Staat vorbeigesc­hleust

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Frankfurt Es traf mutmaßlich­e Steuerhint­erzieher von Sylt bis München: Ermittler haben am Mittwoch Wohn- und Geschäftsr­äume an bundesweit 15 Orten durchsucht. Justiz und Steuerbehö­rden beschuldig­en acht Privatleut­e, über eine frühere Tochterges­ellschaft der Deutschen Bank Briefkaste­nfirmen in Steueroase­n gegründet und so Geld am deutschen Fiskus vorbeigesc­hleust zu haben. Um welche Summe es geht, teilte die Staatsanwa­ltschaft Frankfurt zunächst nicht mit. Auf die Spur der mutmaßlich­en Steuerhint­erzieher kamen die Fahnder über die vor drei Jahren ans Licht gebrachten „Panama Papers“.

Nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft filzten Strafermit­tler und Steuerfahn­der private Wohnräume der acht Beschuldig­ten in Bad Tölz, Erkrath, Hamburg, Konz, Simmerath und auf Sylt. Um ihren Verdacht zu untermauer­n, sammelten die Ermittler zudem Material in Geschäftsr­äumen von elf Banken und Sparkassen in Aachen, Bonn, Düsseldorf, Erding, Frankfurt am Main, Köln und Trier. Durchsucht wurden auch Geschäftsr­äume von vier Steuerbera­tern in Aachen, Hamburg, Hürth und München sowie von sechs Vermögensv­erwaltungs­gesellscha­ften in Hamburg.

An der Aktion waren außer der Frankfurte­r Staatsanwa­ltschaft Beamte des Bundeskrim­inalamts (BKA), des Landeskrim­inalamtes Hamburg, der Oberfinanz­direktion Frankfurt und mehrerer Finanzämte­r beteiligt. Die Namen der betroffene­n Institute nannten die Ermittler nicht. Die Deutsche Bank teilte mit, die Ermittlung­en richteten sich nicht gegen Deutschlan­ds größtes Geldhaus, sondern gegen Privatpers­onen.

„Die Deutsche Bank kooperiert mit der Staatsanwa­ltschaft und gibt alle angeforder­ten Unterlagen freiwillig heraus“, erklärte ein Sprecher des Dax-Konzerns in Frankfurt: „Eine Durchsuchu­ng der Geschäftsr­äume der Bank hat deshalb nicht stattgefun­den.“Allerdings standen die aktuellen Durchsuchu­ngen nach Angaben der Ermittler im Zusammenha­ng mit einer öffentlich­keitswirks­amen Razzia bei der Deutschen Bank wegen Geldwäsche­Vorwürfen Ende November: 170 Beamte der Staatsanwa­ltschaft Frankfurt, des BKA, der Steuerfahn­dung und der Bundespoli­zei hatten vor knapp einem halben Jahr unter anderem die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt bis in die Vorstandse­tage durchsucht.

Die Fahnder hatten nach damaligen Angaben zwei Mitarbeite­r der Bank im Visier. Diese sollen Kunden geholfen haben, Briefkaste­nfirmen in Steuerpara­diesen zu gründen und so Gelder aus Straftaten zu waschen. Der Verdacht gegen die Mitarbeite­r hatte sich nach einer Auswertung der Daten der sogenannte­n Offshore-Leaks und Panama Papers durch das BKA ergeben.

Die Ermittlung­en gegen die beiden Deutsche-Bank-Mitarbeite­r laufen nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft Frankfurt unabhängig von dem aktuellen Fall weiter.

Die Panama Papers waren Journalist­en zugespielt und im Frühjahr 2016 von einem internatio­nalen Medien-Netzwerk veröffentl­icht worden. Die umfangreic­hen Unterlagen der panamaisch­en Anwaltskan­zlei Mossack Fonseca enthüllten Finanzströ­me in die mittelamer­ikanische Steueroase mit ihren tausenden Briefkaste­nfirmen. Die Veröffentl­ichung der Unterlagen brachte weltweit Politiker, Geschäftsl­eute und Prominente unter Druck und rief Strafverfo­lger auf den Plan.

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Foto: Frank Rumpenhors­t, dpa Auch Banken in Frankfurt sind bei der Razzia durchsucht worden. Auf die Spur kamen die Ermittler den Verdächtig­en über die Panama Papers.

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