Jarmusch lässt die Zombies los
Düstere Komödie eröffnet Filmfestival
Cannes Was passiert, wenn die Erde aus dem Gleichgewicht gerät? Eine mögliche Antwort gibt es bei Jim Jarmusch: In seiner Zombie-Komödie „The Dead Don’t Die“, die das Filmfestival Cannes eröffnete, stehen die Toten wieder auf und greifen als Zombies die Menschen an. Das unterlegt der Filmemacher mit Gesellschaftskritik. Jarmusch macht sich Sorgen um den Zustand der Welt. „Zu beobachten, dass sich die Natur so schnell wie noch nie verschlechtert, das beunruhigt mich“, sagte der 66-Jährige am Mittwoch bei der Weltpremiere an der Croisette. Er glaube, dass sich „unser Planet in großer Gefahr“befinde.
Dazu passt sein Werk „The Dead Don’t Die“: Darin führt Fracking an den Polen dazu, dass sich die Erdachse verschiebt und damit alles aus dem Gleichgewicht gerät – auch die Toten wachen plötzlich wieder auf und greifen die Lebenden an.
Mit „The Dead Don’t Die“legt Jarmusch ein gewohnt langsam, fast meditativ erzähltes Werk vor. Anders als in den gewohnten Zombiefilmen stehen hier weder blutige Gemetzel noch actiongeladene Endzeit-Szenarien im Vordergrund. Stattdessen mischt Jarmusch humorvolle Elemente mit Gesellschaftskritik, die vor allem auf die USA der Gegenwart zielen: Ein weißer Rassist etwa trägt einen Hut mit der Aufschrift „Make America White Again“und hat seinen Hund „Rumsfeld“getauft.
Außerdem werden die Zombies von dem angezogen, was zu Lebzeiten ihre größte Leidenschaft war. So stürmen die untoten Kinder den Süßigkeitenladen und viele Erwachsene sehnen sich nach ihren Handys. Iggy Pop hingegen wankt auf der Suche nach „Kaffee!“durch die Gegend, während Carol Kanes Zombieversion nur ein Ziel kennt – Chardonnay.
Er sei sich nicht bewusst gewesen, wie düster der Film teilweise sei, sagte Jarmusch, der hier ein beeindruckendes Ensemble mit Adam Driver, Bill Murray, Tilda Swinton, Tom Waits und Selena Gomez auf der Leinwand versammelte. Doch so gern man ihnen allen in dieser Apokalypse auch zuschaut, so kann „The Dead Don’t Die“dann doch nicht über rund 100 Minuten überzeugen. Dafür sind manche Spitzen zu simpel und die Geschichte schlingert etwas zu unentschlossen dahin. Als unaufgeregte Zombie-Variante aber, die auf die Ansammlung vieler skurriler Beobachtungen und schräger Gags setzt, funktioniert der Film durchaus. Am 13. Juni kommt er bundesweit in die Kinos.
Aliki Nassoufis, dpa