Mindelheimer Zeitung

Kosmopolit­en im deutschen Basketball

- VON PIT MEIER sport@augsburger-allgemeine.de

Es ist ein immer wieder erhebendes Erlebnis bei der Fahrt nach Italien. Über den Brenner, spätestens bei Brixen runter von der Autobahn und rein in ein Lokal. Verzeihung: In ein Ristorante natürlich oder in eine Trattoria. Souverän die Bestellung beim Cameriere aufgeben: „Una pizza mafia, un’insalata mista e una birra per favore.“Es fühlt sich ja so gut an, ein Kosmopolit zu sein, der sich in praktisch allen Ländern dieser Welt mit den Eingeboren­en fehlerfrei in deren merkwürdig­en Idiomen verständig­en kann. Das gute Gefühl hält genau so lange an, bis der ebenfalls kosmopolit­ische Kellner mit säuerliche­m Gesicht wieder an den Tisch kommt: „Bitte sehr, der Herr: Ihre Pizza, Ihr Salat und Ihr Bier.“Was überhaupt kein Grund ist, das Bemühen um Weltläufig­keit einzustell­en. Nicht im Italien-Urlaub und schon gar nicht in der Basketball-Bundesliga.

Dort freut man sich auf das Wiedersehe­n mit Mike Taylor. Der ist Amerikaner und er hat lange für Ratiopharm Ulm gearbeitet. Dort war er berühmt und ein Stück weit berüchtigt dafür, dass er darauf bestand, seine öffentlich­en Stellungna­hmen nach den Spielen unbedingt in einer Art deutscher Sprache abzugeben. Giovanni Trapattoni hätte daran seine helle Freude gehabt. Sieben Jahre war Taylor weg, dann unterschri­eb er bei den Hamburger Towers und schon bei seinem Amtsantrit­t bewies er, dass er es immer noch drauf hat: „You can’t guarantee an Aufsteig.“Am Ende ist er mit Hamburg trotzdem aufgestieg­en, aber die anderen Kosmopolit­en in der Liga haben in der Zwischenze­it ja nicht geschlafen. Als Konkurrent hat sich etwa der Spanier Pedro Calles in Position gebracht. Der Trainer von Rasta Vechta punktete nach der Niederlage seiner Mannschaft in Ulm mit der schönen Formulieru­ng: „The Stimmung in the Arena is great.“

Das war schon mal ein netter Versuch, aber es geht natürlich noch viel besser. Am Samstag beginnen in der Basketball-Bundesliga die Play-offs – der sportliche und hoffentlic­h auch sprachlich­e Höhepunkt der Saison. Mehr denn je gilt dann die Maxime: The Abwehr gewinns Championsh­ips. Gewinnen wird die Meistersch­aft mit hoher Wahrschein­lichkeit wieder Bayern München. Dort arbeitet als Trainer der Montenegri­ner Dejan Radonjic. Der spricht kein Deutsch und Englisch kann er auch nicht wirklich. Wenn Radonjic zu einer Auszeit bittet, dann versammeln sich deswegen die Amerikaner, die Serben, die deutschen Spieler und der Finne Petteri Koponen, dessen Idiom tatsächlic­h jeden Kosmopolit­en überforder­t, zu einer Art Schweigemi­nute. Aber dafür wird es bei Radonjic ja noch reichen: Mia are mia.

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