Frau mit Karriere
Der Boden unter den Füßen Die schizophrene Schwester wirft die smarte Valerie aus der Bahn
In der aalglatten, eiskalten Welt der Unternehmensberater, Abwickler und Banker macht die junge Lola (Valerie Pachner) lächelnd Karriere. Sie jettet von einer Firma zur anderen, hüpft heimlich mit der Chefin Elise (Mavie Hörbiger) ins Bett, während das Zuhause fremder als ein Hotelzimmer ist. Alles läuft „glatt“, bis die ältere Schwester Conny (Pia Hierzegger) Schwierigkeiten macht. Sie leidet an Schizophrenie und hat versucht, sich umzubringen. Nun will Conny, dass Lola sie aus der Psychiatrie rausholt und bei sich zu Hause aufnimmt.
Wie der Karriere-Frau Lola „Der Boden unter den Füßen“entgleitet, ist als Thema ganz von dieser Zeit. Trotzdem ist der Film der österreichischen Regisseurin Marie Kreutzer („Die Vaterlosen“, „Was hat uns bloß so ruiniert“) nicht so skurril wie „Tony Erdmann“, nicht so gnadenlos im Analysieren dieses Menschenschlages wie das Kammerspiel „Zeit der Kannibalen“von Johannes Naber. Auch viele letztlich unerklärbare Anrufe machen die Geschichte von Lola und Conny etwas rätselhaft. „Der Boden unter den Füßen“zeigt hervorragende Schauspielerinnen zwischen Kontrolle und Wahn. Die Darstellung der Beraterwelt driftet zwar etwas ins Klischeehafte ab. Aber der Film wirft wichtige Fragen auf – etwa nach den Grenzen der modernen Leistungsgesellschaft.
Allerdings ist das Psychogramm der eifrigen und erfolgreichen Arbeitsbiene sehr monothematisch fixiert auf die Hauptfigur und ihren Erfolgswahn. „Hilfreich“, dass Lola Vollwaise ohne Beziehung oder Kinder ist. Leider kann Valerie Pachner in der Hauptrolle nicht wirklich überzeugen. Tatsächlich auch deswegen, weil Filme wie „Zeit der Kannibalen“und „Bad Banks“diesen Typus Karrieremensch viel eindringlicher und umfassender dargestellt haben.
Der Boden unter den Füßen
(1 Std. 48 Min.), Drama, Österreich 2019
Wertung ★★★✩✩