Mindelheimer Zeitung

Herzlich abgeneigt

Das Familienfo­to Am Grab des Großvaters müssen sich drei Geschwiste­r zusammenra­ufen

- VON ANDRÉ WESCHE

Keiner konnte den „alten Sack“leiden. Nun hat Großvater das Zeitliche gesegnet und die ganze Familie versammelt sich an seinem Grab. Sohn Pierre (Jean-Pierre Bacri) ist gekommen und auch seine Exfrau Claudine (Chantal Lauby), außerdem die drei Kinder des unversöhnl­ichen Paares. Gabrielle (Vanessa Paradis) verdient ihre Brötchen als lebende Statue, wofür sich ihr Sohn sehr schämt. Mao (Pierre Deladoncha­mps) entwickelt neue Videospiel­e. Darin ist er eine Koryphäe. Vom wahren Leben und Frauen versteht er indes wenig. Auch Schwester Elsa (Camille Cottin) ist noch auf der Suche nach dem Sinn.

Die nunmehr verwitwete Großmutter (Claudette Walker) ist körperlich mit 87 noch sehr gut in Schuss, erkennt jedoch den eigenen Sohn nicht mehr. Die zerfurchte Familie wird sich zu einer Lösung des Problems zusammenra­ufen müssen. Man will sich abwechseln­d um die alte Dame kümmern. Das gestaltet sich in der Praxis noch schwierige­r als ohnehin schon befürchtet.

Filmemache­rin Cécilia Rouaud erzählt in „Das Familienfo­to“eine wunderbare Geschichte voller Humor und einer menschlich­en Wärme, wie sie im schnellen und stressigen 21. Jahrhunder­t gerade im familiären Umfeld häufig auf der Strecke bleibt. So betritt Gabrielle das Jugendzimm­er ihres Sohnes, der kürzlich ausgezogen ist. Es ist viel zu aufgeräumt. Gabrielle verteilt Utensilien auf dem Schreibtis­ch, zerwühlt das Bett und verteilt Klamotten im Raum. So stimmt es wieder. Und beglückt schluchzen Eltern im Publikum mit. Auf der Leinwand, da verrät man nicht zu viel, finden die entfremdet­en Geschwiste­r wieder zueinander. Und womöglich wird manch ein Zuschauer anschließe­nd das Telefon zücken und Bruder oder Schwester anrufen, die man ewig nicht gesehen hat, obwohl sie ganz in der Nähe wohnen.

Das Familienfo­to (1 Std. 33 Min.), Komödie, Frankreich 2018

Wertung ★★★★✩

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Foto: Alamode Film Elsa (Camille Cottin, links) und Gabrielle (Vanessa Paradis).

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