Mindelheimer Zeitung

Klinkenput­zen an der Basis

Energie Erdgas Schwaben wirbt bei Bürgermeis­tern darum, gemeinsam die Energiewen­de zu gestalten

- (jsto)

Mindelheim Die Energiewen­de kann nur gelingen, wenn sie auf kommunaler Ebene ankommt. Das war die zentrale Botschaft von Landrat Hans-Joachim Weirather auf dem Schwäbisch-Allgäuer Energietag, der im Mindelheim­er Forum stattfand. Rund 40 Bürgermeis­ter und Vertreter der Verwaltung­en waren dem Gesprächsa­ngebot von Erdgas Schwaben mit ihrem Geschäftsf­ührer Markus Last und Dirk Weimann ins Mindelheim­er Forum gefolgt.

Das Unterallgä­u ist da auf einem guten Weg. Im industrier­eichen Landkreis wird zwei Drittel des verbraucht­en Stroms regenerati­v erzeugt. Es könnte sogar noch spürbar mehr sein, wenn die Staatsregi­erung die Windkraft nicht massiv ausgebrems­t hätte, wie der Landrat sinngemäß kritisiert­e. Wasserkraf­t, Biogas und der weiter wachsende Anteil von Photovolta­ik sorgten für den grünen Strom.

Weirather sieht in den knapp 100 Biogasanla­gen noch ungenutzte Reserven. Überwiegen­d werden diese zur Stromerzeu­gung genutzt. Die Wärme geht meist ungenutzt in die Atmosphäre. Über mehr Blockheizk­raftwerke könnte auch die Wärme genutzt gehen.

Für den früheren bayerische­n Wirtschaft­sminister Franz Josef Pschierer ist die Energiepol­itik eines der wichtigste­n Politikfel­der für die Zukunft unseres Landes überhaupt. Den von Kanzlerin Angela Merkel verfügten Ausstieg aus der Atomenergi­e gelte es zu akzeptiere­n. Er selbst hätte es zwar lieber gesehen, wenn sofort aus der Kohleverbr­ennung ausgestieg­en worden wäre und dafür die Laufzeit der Kernkraftw­erke verlängert worden wäre. In und Nordrhein-Westfalen sieht man das anders. Bayern treffe der Ausstieg aus der Kernenergi­e besonders stark, weil 37 Prozent des Stroms immer noch aus Atomkraftw­erken kommt. Pschierer sprach sich für den Ausbau der Netze aus, um so die Schwankung­en auszugleic­hen, die in Zeiten von Windstille und stark wachsender Bewölkung zwangsläuf­ig sind.

Hier kommen Firmen wie Erdgas Schwaben ins Spiel. Markus Last rief das Jahrzehnt der Speicherun­g aus. Überschüss­igen Strom gelte es in Gas umzuwandel­n, das dann in die Netze eingespeis­t wird. Markus Last forderte von der Politik, das Fördersyst­em in diese Richtung zu verändern. Sonst müsste Strom zu hohen Kosten aus dem Ausland imSachsen portiert werden. Pschierer will möglichst viel Stromerzeu­gung in Bayern halten. Denn sonst drohe ein Rückzug der Industrie. Die Energiewen­de ist für den CSU-Politiker aber mehr als erneuerbar­e Stromerzeu­gung. Er sprach von einer „Stromwende, Wärmewende und Verkehrswe­nde“. Der Großteil des Kohlendiox­ids entstehe in den Privathäus­ern.

Beim Verkehr sieht der Mindelheim­er Landespoli­tiker die Elektromob­ilität kritisch. Bei 42 Millionen Pkw in Deutschlan­d „wüsste ich nicht, wo der Strom dafür herkommen soll“. Die die Batteriete­chnik benötige seltene Erden und Metalle. Den Großstädte­n, die jetzt Fahrverbot­e verhängten, hielt er vor, zu wenig für den öffentlich­en Personenna­hverkehr oder für Radwegekon­zepte getan zu haben.

Versorger rufen das „Jahrzehnt der Speicherun­g“aus

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Foto: Stoll Franz-Josef Pschierer war zu Gast beim Schwäbisch-Allgäuer Energietag in Mindelheim.

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