Mindelheimer Zeitung

Spargel schälen ist eine Kunst

Kartei der Not Bad Wörishofen­s Köche sind bei ihrer Jubiläumsa­ktion stets umlagert – und warten mit erstaunlic­hen Zahlen auf

- (sid)

Bad Wörishofen Es ist schon eine Kunst, das wird schnell klar: Man lege das Köpfchen der weißen Spargelsta­nge behutsam in die Finger der linken Hand, schmiege sie weiter an das Handgelenk, nehme mit der rechten Hand (beim Linkshände­r wird die Seite halt gewechselt) den Spargelsch­äler und fährt damit vom „Hals“der Spargelsta­nge bis zum unteren Ende kräftig hinunter. Dabei dreht der Könner die Spargelsta­nge langsam um sich selbst und schält so die hölzerne, bittere Hülle herunter. Übrig bleibt ein frisch geschälter Spargel für den puren Genuss.

Bei den Köchen vom Kochverein Bad Wörishofen geht das schnell und effektiv, zur Freude der Käufer. Die kommen einmal im Jahr in den Genuss, bereits fertig geschälten Spargel aus Schrobenha­usen (zart im Biss, kräftig und leicht nussig im Geschmack, seit 150 Jahren) und Abensberg (leichte Bitterkeit gepaart mit einer leichten Süße wird seit 1730 angebaut), mit nach Hause nehmen zu können – und damit Gutes zu tun. Denn seit mittlerwei­le 25 Jahren schälen die Bad Wörishofer Köche Spargel zu Gunsten der Karte der Not, dem Leserhilfs­werk unserer Zeitung.

Die Idee entstand

1994 durch den damaligen Vorsitzend­en des Kochverein­s, Erich Hausschmid.

Für Ute Müller, ihrer Mutter und Schwester ist es immer ein „Muss“, seit Jahren hier am Stand ihre drei Kilo Spargel zu kaufen. Peter Ostenried, der Vorsitzend­e des Kochverein­s, bringt auch selbst hergestell­te Spargelsup­pe mit. Das treibt die Einnahmen für die gute Sache nochmals nach oben.

Viele Kunden schauen den Profis ganz genau auf die Finger. Auch Karin und Wolfgang Maybaum aus Singen am Bodensee wollen wissen, wie die Kunst des Spargelsch­älens richtig geht. Wolfgang Maybaum lacht und sagt: „Ich schäle den Spargel und meine Frau kontrollie­rt.“Josef Förg lacht mit und zeigt beiden die richtige Technik.

Marion Leinsle, Anni Suttner und Klaus Vogt aus Bad Wörishofen gehören an diesem Morgen zu den ersten Käufern und freuen sich schon auf ihren frisch zubereitet­en Spargel zu Hause. In diesem Jahr schälten die Köche 120 Kilogramm des edlen Gemüses. Für die „Kartei der Not“haben sie auf diese Weise 650 Euro als Spende eingenomme­n. Der Durchschni­tt der vergangene­n Jahre könne, so Peter Ostenried, auf 150 Kilo gerechnet werden. Immerhin waren auch kalte Jahre, Jahre mit Eis und Schnee oder kräftigem Regen dabei, aber auch viele warme Sonnentage, an denen dann umso mehr Spargel verkauft wurde. Wenn man das hochrechne­t, so haben die Köche vom Kochverein in den 25 Jahren sage und schreibe 3750 Kilogramm Spargel geschält. Hut ab vor dem großen Engagement.

 ?? Foto: Schmid ?? Für die Kartei der Not gibt man gerne, auch auf dem Wochenmark­t von Bad Wörishofen. Das Foto zeigt (von links): Klaus Vogt, Marion Leinsle, Josef Förg, Leo Leipert, Peter Ostenried, Georg Treutwein und Anni Suttner.
Foto: Schmid Für die Kartei der Not gibt man gerne, auch auf dem Wochenmark­t von Bad Wörishofen. Das Foto zeigt (von links): Klaus Vogt, Marion Leinsle, Josef Förg, Leo Leipert, Peter Ostenried, Georg Treutwein und Anni Suttner.

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