Mindelheimer Zeitung

Kritik an Abschiebe-Verschärfu­ng

Bundestag Innenminis­ter Horst Seehofer will mehr Druck auf Asylbewerb­er machen, die keinen Schutz in Deutschlan­d bekommen

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Berlin Die Grünen-Abgeordnet­e Filiz Polat sprach bei einer ersten Debatte am Donnerstag im Bundestag von einem „Katalog der Entrechtun­g und Inhumanitä­t“. Die Linken-Politikeri­n Ulla Jelpke sagte, die Pläne verstümmel­ten „die verblieben­en Rechte von Schutzsuch­enden bis in die Unkenntlic­hkeit“. Gottfried Curio von der AfD gehen die geplanten Änderungen hingegen nicht weit genug. Er sprach von „Symptomdok­torei“, die nicht helfe, solange die Grenzen offen seien. FDP-Generalsek­retärin Linda Teuteberg nannte das Vorhaben einen „Schritt in die richtige Richtung“. Sie bemängelte aber, dass zu viele Probleme unbeantwor­tet blieben, etwa das „Kompetenzc­haos zwischen Bund und Ländern“.

Der Gesetzesvo­rschlag von Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) sieht unter anderem die vorübergeh­ende Unterbring­ung von Abschiebeh­äftlingen in Haftanstal­ten vor, allerdings getrennt von regulären Gefangenen. Wer seine Abschiebun­g etwa durch falsche Angaben zur Person hintertrei­bt, soll künftig nur als „Person mit ungeklärte­r Identität“geduldet werden und unter anderem nicht arbeiten dürfen. Asylbewerb­er, die bereits in einem anderen EU-Staat Schutz erhalten haben, sollten in Deutschlan­d keine Sozialleis­tungen mehr bekommen. Zudem soll es für Behördenmi­tarbeiter strafbar werden, Betroffene vor einer anstehende­n Abschiebun­g zu warnen.

Seehofer verteidigt­e die Pläne, die das Ziel der „Durchsetzu­ng rechtsstaa­tlicher und fairer Regeln“verfolgten. „Wir gewähren jedem Menschen, der Schutz braucht, bei uns im Lande Schutz. Aber das heißt auf der anderen Seite, wer kein Bleiberech­t hat, muss auch unser Land wieder verlassen.“Der Sachverstä­ndigenrat deutscher Stiftungen für Integratio­n und Migration (SVR) unterstütz­t zwar das Ziel der Reformen, zweifelt die Mittel aber teilweise an. Die „impliziten Annahmen“, dass Rückführun­gen vor allem an den Ausreisepf­lichtigen scheiterte­n, seien nicht ausreichen­d gesichert, mahnte der SVR. So müsse zum Beispiel auch die Zusammenar­beit mit den Herkunftsl­ändern verbessert sowie die freiwillig­e Ausreise stärker gefördert werden.

Parallel zu der Debatte über eine Verschärfu­ng der Asylregelu­ngen berät der Bundestag über das sogenannte Ausländerb­eschäftigu­ngsförderu­ngsgesetz. Unter anderem soll der Zugang zur Sprachförd­erung des Bundes verbessert werden. Wer bei der Bundesagen­tur für Arbeit arbeitssuc­hend gemeldet ist, soll nach neun Monaten Aufenthalt an einem Integratio­nskurs teilnehmen. Auch eine Reform des Staatsange­hörigkeits­rechts stand zur Debatte. Konkret geht es darum, Doppelstaa­tlern, die sich einer Terrormili­z wie dem IS anschließe­n, künftig die deutsche Staatsbürg­erschaft zu entziehen.

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Foto: afp Innenminis­ter Horst Seehofer während der Debatte im Bundestag.

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