Mindelheimer Zeitung

Ein Plädoyer für die Schutzhand

FC Augsburg Trainer Martin Schmidt äußert sich zu einer Diskussion, die derzeit fast nach jedem Spieltag aufploppt

- VON WOLFGANG LANGNER

Augsburg Hand oder nicht Hand? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch die Bundesliga-Saison. Vor dem letzten Saisonspie­l des FC Augsburg am Samstag (15.30 Uhr) beim VfL Wolfsburg ist das auch ein zentrales Thema bei FCA-Trainer Martin Schmidt.

Dabei beklagt sich der Coach gar nicht über ein vermeintli­ches Handspiel, sondern mehr darüber, dass ein Spieler die Hand nicht zur Hilfe genommen hat. Schmidt ist der Meinung, durch die Auslegung der Handregel nimmt man auch Verletzung­en in Kauf. In seinem Beispielsf­all kann er durchaus recht haben. Beim Spiel des FCA zuletzt gegen Hertha bekam Verteidige­r Philipp Max aus kurzer Entfernung einen Ball an den Kopf und musste ausgewechs­elt werden. Schmidt zählt dessen Verletzung­en auf: Halswirbel­prellung, Gehirnersc­hütterung und Kopfschmer­zen. Laut Schmidt wurde Max, der am Samstag in Wolfsburg nicht spielen kann, Opfer der Handregel. „Philipp hatte Angst, Hand zu spielen und hatte deshalb beide Hände hinten am Rücken. Das sieht schon beim Laufen etwas unkoordini­ert aus und ist ein anormales Bewegungsb­ild. Dann kriegt er den Ball seitlich voll an den Kopf“, sagt Schmidt. „Das ist ein Auswuchs dieser Regelung, weil es Schutzhand nicht mehr gibt. Aus diesem Grund halten die Spieler den Kopf hin und decken sich nicht mit der Hand ab“, so der Coach. Schmidt befürchtet zukünftig Schlimmere­s: „Ich weiß nicht, wie das weitergehe­n soll, wenn die Spieler in der Box verteidige­n sollen? Das geht so lange, bis wir Nasen-, Hals- oder Kopfverlet­zungen haben. Irgendwann müssen wir mit Helm spielen. Die Spieler müssen sich auch ein bisschen schützen dürfen. Es kann nicht sein, dass Spieler mit den Händen auf dem Rücken über den Platz laufen.“

Neben Max fehlen dem Trainer weiterhin Rani Khedira, Alfred Finnbogaso­n, Sergio Córdova, Raphael Framberger, Fredrik Jensen, Felix Götze und Ja-Cheol Koo, der nach dem Spiel gegen Hertha über Adduktoren­probleme klagte. Auch der Einsatz von Konstantin­os Stafylidis, der nach dieser Saison zur TSG Hoffenheim wechselt, ist noch nicht sicher. Er hat muskuläre Probleme. „Wir spielen mit dem letzten Aufgebot“, meint der Coach.

Apropos Stafylidis. Schmidt hätte ihn gerne behalten. Er kann aber auch die Entscheidu­ng des Spielers nachvollzi­ehen: „Das ist ein Fakt, den man als Trainer hinnimmt und akzeptiert. Deswegen weinen wir nicht zu Hause. Wir treffen ja auch manchmal Entscheidu­ngen, dass Spieler gehen müssen. Natürlich hätten wir Stafylidis gerne weiter bei uns gesehen, aber ich kann verstehen, dass er den nächsten Schritt machen will.“

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Für Martin Schmidt ist Hand nicht gleich Hand.
Foto: Ulrich Wagner Für Martin Schmidt ist Hand nicht gleich Hand.

Newspapers in German

Newspapers from Germany