Haufenweise Ärger
Haustiere Wenn die Hinterlassenschaften von Hunden Wege und Wiesen zieren, ist das nicht nur eklig, es kann auch zum Problem werden – und für den Hundehalter außerdem teuer
Unterallgäu Nein, appetitlich ist das nicht: Direkt am Wegesrand liegt unübersehbar ein stattlicher Hundehaufen. „Das muss doch wirklich nicht sein“, findet Hildegard März. Sie ist selbst Hundehalterin und jeden Morgen mit Yorkshire Terrier Joey auf Gassi-Tour. Und was sie da mitunter sieht, ist ihr wirklich zuwider. Denn meist türmen sich gleich mehrere Haufen entlang der Strecke. Auch an diesem Morgen müssen sie und Joey nicht lange laufen, um auf die unschönen Hinterlassenschaften zu stoßen. Eine hat der Hundehalter immerhin in einen schwarzen Hundekot-Beutel gepackt, dann aber offenbar keine Notwendigkeit gesehen, diesen in einen Mülleimer zu werfen. Und so liegt er da jetzt und ist dank des feucht-warmen Klimas, das sich in der Plastiktüte entwickelt, eine ideale Brutstätte für Bakterien aller Art. Hildegard März nimmt die Tüte mit und wirft sie in den nächsten Mülleimer. Dass sich manch einer ekelt, den Haufen seines Hundes mit einer Tüte aufzunehmen, kann sie ja verstehen. „Aber dann darf ich halt keinen Hund hertun. Ich weiß doch, dass der mal muss.“
Sie findet es durchaus zumutbar die Tüte beim Gassigehen mitzutragen und lässt das Argument, die Stadt müsste mehr Tütenspender und Mülleimer aufstellen, nicht gelten. „Die Stadt kann doch nicht für alles aufkommen und überall Hundetoiletten aufstellen.“
Tatsächlich hat sie im vergangenen Jahr zwar genau 20040 Euro Hundesteuer eingenommen, dafür aber auch kräftig investiert: Die ersten Hundetoiletten wurden 2012 aufgestellt, um zu testen, ob damit die Wegesränder an beliebten Spazierstrecken sauberer werden. Inzwischen gibt es im Stadtgebiet und den Ortsteilen 18 Hundetoiletten, drei weitere stehen laut Julia Beck, der Pressesprecherin der Stadt, bereits im Bauhof und sollen in den nächsten Wochen aufgestellt werden, sechs zusätzliche Behälter sind bestellt. Inklusive der Montagekosten zahlt die Stadt für jeden von ihnen rund 700 Euro, für die Beutel fallen jährlich rund 2500 Euro an und für die Entsorgung – im Stadtgebiet werden die Mülleimer je nach Bedarf mindestens zweimal wöchentlich und außerhalb einmal wöchentlich geleert – gut 10000 Euro.
Der finanzielle Aufwand scheint sich zu lohnen: Der Bauhof hat den Eindruck, dass die städtischen Grünflächen seit Einführung der Hundetoiletten ein wenig sauberer sind. Gleichwohl gebe es immer noch genügend Mitbürger, denen die Hinterlassenschaften ihrer Tiere egal seien. „Die Bauhofmitarbeiter haben dann die unangenehme Aufgabe, den mit Hundekot verschmutzten Rasen mit einem Handrasenmäher zu mähen“, so Beck. Während die Haufen auf Grünfläschon chen und an Wegesrändern vor allem eklig sind, sind sie auf landwirtschaftlichen Flächen ein echtes Problem, erklärt der Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands im Unterallgäu, Helmut Mader: Beim Einbringen der Silage, des Heus oder auch des frischen Grases wird der Kot im Futter verteilt, das die Rinder dann weniger gern fressen.
Außerdem kann der Hundekot den Parasiten Neospora Caninum enthalten, der bei trächtigen Kühen zu Fehlgeburten oder missgebildeten Kälbern führen kann. Landet der gefüllte Kotbeutel in der Wiese, ist das laut Mader noch schlimmer, weil dann zusätzlich zum Kot auch noch das Plastik ins Futter gelangt. Nicht von ungefähr bietet der Verband seinen Landwirten bereits seit Jahren Schilder an, mit denen sie an ihren Feldern und Wiesen nachdrücklich darauf hinweisen können, dass die Flächen kein Hundeklo sind.
Mancher Hundehalter kann das allerdings nicht nachvollziehen. Schließlich würden die Wiesen doch auch mit Gülle, also den Ausscheidungen der Rinder gedüngt. „Stimmt“, sagt Mader. „Aber Gülle enthält keine giftigen Stoffe und keine Parasiten oder Krankheiten, weil sie schließlich von den Kühen selber stammt und nicht von anderen Tierarten oder von Fleischfressern.“
Daneben weist er darauf hin, dass Wiesen und Äcker während des Aufwuchses nicht betreten werden dürfen. „Das gilt auch für Hundehalter“, so Mader. Lässt der Besitzer den Haufen seines Hundes liegen, könne der Landwirt verlangen, dass der Kot beseitigt wird und außerdem Schadensersatz für das verdorbene Futter verlangen. Auf öffentlichen Flächen droht für diese Ordnungswidrigkeit ein Bußgeld zwischen 20 und 150 Euro, das in Mindelheim, wo aktuell 675 Hunde gemeldet sind, auch schon mehrfach eingefordert wurde. Der Hundebesitzer muss das Geld freilich nur hinblättern, wenn er beobachtet wurde oder seinem Hund der Haufen zweifelsfrei zugeordnet werden kann. Ohne aufwendige Genanalyse ist das jedoch nahezu aussichtslos.
Und das ist ein weiterer Punkt, der Hildegard März ärgert. Denn immer wieder kommt es vor, dass sie mit Joey an einem Haufen vorbeiläuft und sie sich vor anderen Passanten rechtfertigen muss, weil sie ihren Hund für den Verursacher halten. Dabei geht sie selbst nie ohne Kotbeutel aus dem Haus und hilft auch anderen Hundehaltern gerne damit aus. Erst kürzlich hat sie zwei junge Frauen angesprochen, deren Vierbeiner sich mitten in der Stadt erleichtert hatte. Als sie einfach weiterlaufen wollten, reichte sie ihnen einen Beutel, den sie dann – zwar angewidert, aber immerhin – auch benutzten.
„Die Stadt kann doch nicht überall Hundetoiletten aufstellen.“
Hundehalterin Hildegard März