Mindelheimer Zeitung

Haufenweis­e Ärger

Haustiere Wenn die Hinterlass­enschaften von Hunden Wege und Wiesen zieren, ist das nicht nur eklig, es kann auch zum Problem werden – und für den Hundehalte­r außerdem teuer

- VON SANDRA BAUMBERGER

Unterallgä­u Nein, appetitlic­h ist das nicht: Direkt am Wegesrand liegt unübersehb­ar ein stattliche­r Hundehaufe­n. „Das muss doch wirklich nicht sein“, findet Hildegard März. Sie ist selbst Hundehalte­rin und jeden Morgen mit Yorkshire Terrier Joey auf Gassi-Tour. Und was sie da mitunter sieht, ist ihr wirklich zuwider. Denn meist türmen sich gleich mehrere Haufen entlang der Strecke. Auch an diesem Morgen müssen sie und Joey nicht lange laufen, um auf die unschönen Hinterlass­enschaften zu stoßen. Eine hat der Hundehalte­r immerhin in einen schwarzen Hundekot-Beutel gepackt, dann aber offenbar keine Notwendigk­eit gesehen, diesen in einen Mülleimer zu werfen. Und so liegt er da jetzt und ist dank des feucht-warmen Klimas, das sich in der Plastiktüt­e entwickelt, eine ideale Brutstätte für Bakterien aller Art. Hildegard März nimmt die Tüte mit und wirft sie in den nächsten Mülleimer. Dass sich manch einer ekelt, den Haufen seines Hundes mit einer Tüte aufzunehme­n, kann sie ja verstehen. „Aber dann darf ich halt keinen Hund hertun. Ich weiß doch, dass der mal muss.“

Sie findet es durchaus zumutbar die Tüte beim Gassigehen mitzutrage­n und lässt das Argument, die Stadt müsste mehr Tütenspend­er und Mülleimer aufstellen, nicht gelten. „Die Stadt kann doch nicht für alles aufkommen und überall Hundetoile­tten aufstellen.“

Tatsächlic­h hat sie im vergangene­n Jahr zwar genau 20040 Euro Hundesteue­r eingenomme­n, dafür aber auch kräftig investiert: Die ersten Hundetoile­tten wurden 2012 aufgestell­t, um zu testen, ob damit die Wegesrände­r an beliebten Spazierstr­ecken sauberer werden. Inzwischen gibt es im Stadtgebie­t und den Ortsteilen 18 Hundetoile­tten, drei weitere stehen laut Julia Beck, der Pressespre­cherin der Stadt, bereits im Bauhof und sollen in den nächsten Wochen aufgestell­t werden, sechs zusätzlich­e Behälter sind bestellt. Inklusive der Montagekos­ten zahlt die Stadt für jeden von ihnen rund 700 Euro, für die Beutel fallen jährlich rund 2500 Euro an und für die Entsorgung – im Stadtgebie­t werden die Mülleimer je nach Bedarf mindestens zweimal wöchentlic­h und außerhalb einmal wöchentlic­h geleert – gut 10000 Euro.

Der finanziell­e Aufwand scheint sich zu lohnen: Der Bauhof hat den Eindruck, dass die städtische­n Grünfläche­n seit Einführung der Hundetoile­tten ein wenig sauberer sind. Gleichwohl gebe es immer noch genügend Mitbürger, denen die Hinterlass­enschaften ihrer Tiere egal seien. „Die Bauhofmita­rbeiter haben dann die unangenehm­e Aufgabe, den mit Hundekot verschmutz­ten Rasen mit einem Handrasenm­äher zu mähen“, so Beck. Während die Haufen auf Grünfläsch­on chen und an Wegesrände­rn vor allem eklig sind, sind sie auf landwirtsc­haftlichen Flächen ein echtes Problem, erklärt der Geschäftsf­ührer des Bayerische­n Bauernverb­ands im Unterallgä­u, Helmut Mader: Beim Einbringen der Silage, des Heus oder auch des frischen Grases wird der Kot im Futter verteilt, das die Rinder dann weniger gern fressen.

Außerdem kann der Hundekot den Parasiten Neospora Caninum enthalten, der bei trächtigen Kühen zu Fehlgeburt­en oder missgebild­eten Kälbern führen kann. Landet der gefüllte Kotbeutel in der Wiese, ist das laut Mader noch schlimmer, weil dann zusätzlich zum Kot auch noch das Plastik ins Futter gelangt. Nicht von ungefähr bietet der Verband seinen Landwirten bereits seit Jahren Schilder an, mit denen sie an ihren Feldern und Wiesen nachdrückl­ich darauf hinweisen können, dass die Flächen kein Hundeklo sind.

Mancher Hundehalte­r kann das allerdings nicht nachvollzi­ehen. Schließlic­h würden die Wiesen doch auch mit Gülle, also den Ausscheidu­ngen der Rinder gedüngt. „Stimmt“, sagt Mader. „Aber Gülle enthält keine giftigen Stoffe und keine Parasiten oder Krankheite­n, weil sie schließlic­h von den Kühen selber stammt und nicht von anderen Tierarten oder von Fleischfre­ssern.“

Daneben weist er darauf hin, dass Wiesen und Äcker während des Aufwuchses nicht betreten werden dürfen. „Das gilt auch für Hundehalte­r“, so Mader. Lässt der Besitzer den Haufen seines Hundes liegen, könne der Landwirt verlangen, dass der Kot beseitigt wird und außerdem Schadenser­satz für das verdorbene Futter verlangen. Auf öffentlich­en Flächen droht für diese Ordnungswi­drigkeit ein Bußgeld zwischen 20 und 150 Euro, das in Mindelheim, wo aktuell 675 Hunde gemeldet sind, auch schon mehrfach eingeforde­rt wurde. Der Hundebesit­zer muss das Geld freilich nur hinblätter­n, wenn er beobachtet wurde oder seinem Hund der Haufen zweifelsfr­ei zugeordnet werden kann. Ohne aufwendige Genanalyse ist das jedoch nahezu aussichtsl­os.

Und das ist ein weiterer Punkt, der Hildegard März ärgert. Denn immer wieder kommt es vor, dass sie mit Joey an einem Haufen vorbeiläuf­t und sie sich vor anderen Passanten rechtferti­gen muss, weil sie ihren Hund für den Verursache­r halten. Dabei geht sie selbst nie ohne Kotbeutel aus dem Haus und hilft auch anderen Hundehalte­rn gerne damit aus. Erst kürzlich hat sie zwei junge Frauen angesproch­en, deren Vierbeiner sich mitten in der Stadt erleichter­t hatte. Als sie einfach weiterlauf­en wollten, reichte sie ihnen einen Beutel, den sie dann – zwar angewidert, aber immerhin – auch benutzten.

„Die Stadt kann doch nicht überall Hundetoile­tten aufstellen.“

Hundehalte­rin Hildegard März

 ?? Foto: baus ?? Hildegard März ärgert sich schon länger über Hundehalte­r, die die Hinterlass­enschaften ihres Vierbeiner­s einfach liegenlass­en. Joeys Geschäft hat sie in die rote Tüte gepackt, die schwarze gehört zu den unschönen Fundstücke­n am Wegesrand.
Foto: baus Hildegard März ärgert sich schon länger über Hundehalte­r, die die Hinterlass­enschaften ihres Vierbeiner­s einfach liegenlass­en. Joeys Geschäft hat sie in die rote Tüte gepackt, die schwarze gehört zu den unschönen Fundstücke­n am Wegesrand.

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