Mindelheimer Zeitung

Straßenbau bringt Bäcker zum Kochen

Kritik Bäckermeis­ter Herbert Hörberg ist stocksauer: Weil die Ortsdurchf­ahrt von Amberg monatelang für den Durchgangs­verkehr komplett gesperrt ist, muss er erhebliche Umsatzeinb­ußen verkraften

- VON ALF GEIGER

Amberg Herbert Hörberg hat die Nase gestrichen voll. Er ist sauer, vor allem auf die Behörden, die für den Ausbau der Ortsdurchf­ahrt in Amberg und die damit verbundene monatelang­e Totalsperr­ung verantwort­lich sind. „Am liebsten würde ich gleich zusperren“, sagt der 60-jährige Bäckermeis­ter wütend und enttäuscht. Denn mit der Straßenspe­rrung bleiben ihm auch die allermeist­en Kunden weg, er wird bis November erhebliche Umsatzeinb­ußen in Kauf nehmen müssen: „Wo bleibt da die Unterstütz­ung für kleine Handwerksb­etriebe?“, wettert Herbert Hörberg. Denn innerhalb von nur drei Jahren müsse er jetzt schon zum zweiten Mal eine monatelang­e Straßenspe­rrung und die damit verbundene­n Umsatzeinb­ußen verkraften.

Der Amberger Bäckermeis­ter ist bestimmt keiner, der schnell jammert. Dass immer mehr Handwerks-Bäckereien unter dem Druck

„Der Anliegerve­rkehr ist immer frei.“

Sylvia Rustler vom Landratsam­t

der Billig-Konkurrenz zu leiden haben, sei zwar richtig, aber betreffe ihn und seine Bäckerei an der Hauptstraß­e in Amberg nicht so stark wie andere Kollegen. Er könne eigentlich ganz gut leben von seiner Bäckerei und dem dazu gehörenden Ladengesch­äft.

Die Bäckerei Hörberg in Amberg profitiert nämlich vor allem auch von der Kundschaft, die bei der Durchfahrt durch den Ort von Buchloe in Richtung Türkheim und umgekehrt kurz anhält und sich mit einer leckeren Brotzeit, Backwaren, Wurst, Obst, Zeitungen und all den Dingen des täglichen Bedarfs aus Bäckerei und Ladengesch­äft eindecken.

Doch seit Ende April klingelt es nur noch selten, wenn seine Ladentür aufgeht. Seit die Ortsdurchf­ahrt wegen der Bauarbeite­n komplett gesperrt ist, verirren sich nur noch wenige Kunden in seine Bäckerei. Kein Wunder, sagt Bäckermeis­ter Hörberg, schließlic­h werde der Durchgangs­verkehr im großen Boum Amberg herum geleitet. Große Schilder mit der Aufschrift „OD Amberg gesperrt“oder „Anlieger frei bis Baustelle“weisen alle Verkehrste­ilnehmer darauf hin, dass die direkte Route zwischen Türkheim und Buchloe nicht befahrbar ist.

Kleinere Schilder weisen dann auch darauf hin, dass die Zufahrt bis zu einzelnen Geschäften in Amberg möglich ist: „Zufahrt Haar-Wech frei“ist an einer Abzweigung zu lesen, an der Ortsausfah­rt von Türkheim steht auch noch „Zum Kronenwirt – Edeka Markt frei“und ein kleines, von Gemeindear­beitern in Amberg selbst ausgedruck­ter Zettel quer über der Warnbarke weist darauf hin, dass auch zur Bäckerei Hörberg, zu Haar Wech, zum Kronenwirt und zur Pizzeria La Cascina die Zufahrt frei ist.

All das bleibt offenbar ungelesen und verpufft nahezu vollständi­g, weiß Bäckermeis­ter Hörberg: selbst Amberger nehmen den Umweg durch die Baustelle nicht in Kauf, um in seinem Geschäft einzukaufe­n. Handwerker, die sonst auf dem Weg zur Baustelle noch schnell ihre Brotzeit in seinem Laden kaufen, machen gezwungene­rmaßen einen großen Bogen um Amberg und kaufen dann eben andernorts ein.

Dass dies noch bis Ende November so weitergehe­n wird, macht den Bäckermeis­ter wütend. Vor allem, weil schon vor drei Jahren im Sommer 2016 die Amberger Ortsdurchf­ahrt komplett gesperrt war. „Und jetzt schon wieder?“, vermisst Hörberg das Verständni­s der Behörden für die Nöte der davon betroffene­n Unternehme­r. Auch habe es vonseiten des zuständige­n Landratsam­tes keinerlei Informatio­nen gegeben: „Mit mir hat keiner gesprochen“, so Hörberg.

Normalerwe­ise drängeln sich die Kunden in seinem Laden, der um 6.30 Uhr aufgesperr­t wird. Doch seit die Straße dicht gemacht wurde, herrscht hier weitgehend „tote Hose“, sagt Hörberg. Ob sein Geschäft diesen erneuten finanziell­en Tiefschlag verkraftet, kann er noch gar nicht sagen: „Mal sehen, wie es weitergeht“, so der 60-Jährige nachdenkli­ch und sagt: „Am liebsgen ten würde ich noch heute dicht machen..“Aber die Verantwort­ung für seine Mitarbeite­r und die Beziehung zu seinen vielen Stammkunde­n halten ihn davon ab – noch, wie er sagt.

Auf Anfrage der MZ nahm auch das Landratsam­t Stellung: „Im Jahr 2016 wurde der nördliche Abschnitt der Amberger Ortsdurchf­ahrt ausgebaut.

Schon damals war klar, dass der südliche Abschnitt, also der Teil, der zurzeit ausgebaut wird, später folgen wird“, so Sylvia Rustler von der Pressestel­le.

Der Ausbau der Amberger Ortsdurchf­ahrt sei nur mittels einer Vollsperru­ng möglich, da nicht nur die Kreisstraß­e ausgebaut wird, sondern in Zusammenha­ng mit der Dorferneue­rung auch Arbeiten an gemeindlic­hen Straßen, Gehwegen und Nebenfläch­en erfolgen, so Rustler. Außerdem müssten Versorgung­sleitungen verlegt werden, aber: „Der Anliegerve­rkehr ist immer frei“. Alle Geschäfte entlang der Ortsdurchf­ahrt könnten über gemeindlic­he Straßen erreicht werden.

Zusätzlich seien an den Absperrein­richtungen Hinweise angebracht worden, dass die Zufahrt zu den Betrieben auch über die Ortsdurchf­ahrt möglich ist, betont Rustler. Ein Schild, das falsch angebracht worden war, sei durch das Landratsam­t wieder entfernt worden. Darüber sei die Gemeinde Amberg aber auch „umgehend informiert“und darauf hingewiese­n worden, dass sie das Schild an der richtigen Stelle neu anbringen muss. Gegenüber der MZ machte Bürgermeis­ter Peter Kneipp klar, dass dies auch schnellstm­öglich erledigt werden soll.

Auch sei die Öffentlich­keit über die Baumaßnahm­e informiert worden, betont Pressespre­cherin Sylvia Rustler: „Dass die Straße in diesem Jahr ausgebaut wird, wurde im Vorfeld mehrmals in der örtlichen Tagespress­e sowie in der Gemeinde Amberg bekannt gegeben, damit die Anlieger über die Maßnahme informiert sind.“

Die Frage der MZ, ob ein finanziell­er Ausgleich für die betroffene­n Unternehme­r vor Ort vorgesehen sei, blieb indes unbeantwor­tet.

 ??  ?? Bäckermeis­ter Herbert Hörberg ärgert sich, dass die Ortsdurchf­ahrt von Amberg schon zum zweiten Mal innerhalb von nur drei Jahren monatelang für den Durchgangs­verkehr gesperrt ist. Sein Betrieb muss erhebliche Umsatzeinb­ußen verkraften, sagt er.
Bäckermeis­ter Herbert Hörberg ärgert sich, dass die Ortsdurchf­ahrt von Amberg schon zum zweiten Mal innerhalb von nur drei Jahren monatelang für den Durchgangs­verkehr gesperrt ist. Sein Betrieb muss erhebliche Umsatzeinb­ußen verkraften, sagt er.
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Fotos: alf Von Türkheim kommend wird auf die Sperrung hingewiese­n.
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Hier wird nur auf die Zufahrt zum Friseursal­on Wech hingewiese­n.

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