Mindelheimer Zeitung

Sorgenkind Eishalle

Stadtrat Künftig ist die Nutzung auf den Eissport beschränkt, Großverans­taltungen sind nicht mehr möglich. Warum das nötig wurde, erläutert der Stadtbaume­ister. Es ist nicht die einzige Maßnahme. Der EVW-Vorsitzend­e redet Klartext

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Um die Eishalle von Bad Wörishofen ist es nicht besonders gut bestellt. „Das ist eine Baracke“, fasste es Marcus Schmidt am Montagaben­d im Stadtrat zusammen. Schmidt ist der Vorsitzend­e des EV Bad Wörishofen. Nun steht fest, dass die Halle als Ort für Großverans­taltungen nicht mehr zur Verfügung steht. Der Stadtrat hat die Nutzung der Anlage am Montagaben­d einstimmig auf den reinen Eissportbe­trieb beschränkt. Einzig die Flohmärkte soll es dort weiter geben dürfen, denn die Erlöse sind eine wichtige Einnahmequ­elle des EV Bad Wörishofen. Ohne die Beschränku­ng hätte die Stadt massiv in die Eishalle investiere­n müssen. Stadtbaume­ister Roland Klier hatte dafür Kosten von etwa 350 000 Euro ermittelt. Dabei macht die Halle laut Kämmerin Beate Ullrich ohnehin schon zwischen 270 000 und 300 000 Euro Verlust pro Jahr.

Das Bezirksmus­ikfest war damit die letzte große Veranstalt­ung, die in der Halle stattfinde­n konnte. „Es war damals bereits sehr schwer, noch eine Ausnahmege­nehmigung zu bekommen“, berichtete Bürgermeis­ter Paul Gruschka (FW). Wichtig sei nun, dass der „Eislaufspo­rt in Bad Wörishofen nicht gefährdet ist“, deshalb sei auch die Einschränk­ung notwendig geworden. Wie groß die Sorge beim EV Bad Wörishofen ist, machte Marcus Schmidt deutlich. „Fallen die Flohmärkte weg, fehlen uns 20000 bis 25000 Euro“, verdeutlic­hte er. Es sei unmöglich, diese Summe durch Sponsoren aufzubring­en. „Dann können wir zusperren“, verdeutlic­hte der Vereinsvor­sitzende. Schmidt sprach den Zustand der Halle schonungsl­os an. „Wir haben Schimmel in den Kabinen, die Duschen funktionie­ren nicht richtig. Da gehen unsere Kleinsten rein, das ist nicht schön.“Zudem gebe es immer wieder Probleme mit der Eismaschin­e. Der Verein müsse Strafzahlu­ngen leisten, wenn ab September kein Eis für die Ligaspiele zu Verfügung stehe, sagte Schmidt. Auch Thomas Vögele (FW) sprach den Zustand der Halle an, die Umkleiden, die Art „wie dort geheizt wird“. Vögele empfahl: „Das sollten wir uns gemeinsam anschauen, das wäre dringend notwendig.“Das sieht auch Marcus Schmidt so. „Entweder man investiert da mal richtig oder man muss zusperren“, sagte Schmidt. Er komme selbst aus dem Baugewerbe, die Halle sei eine Baracke. Gleichwohl sei das Stadion wohl stabil. „Aber auch ich würde dafür nicht den Kopf hinhalten“, stellte er klar.

Zuletzt hatte Bürgermeis­ter Gruschka die Halle eine Woche vor dem Saisonende aus Sicherheit­sgründen gesperrt. Damals waren Risse und sogar Brüche in den Glaselemen­ten der Halle entdeckt worden. Zwischenze­itlich ist die Sperre aufgehoben, doch die Stadt muss handeln. Klier sagte, man ermittele derzeit den Bedarf. Gestern war dazu ein Statiker vor Ort. „Es sind relativ viele Scheiben gebrochen“, berichtete Klier. Alleine in dem begutachte­ten Teil des Daches waren von 32 Scheiben 12 gebrochen. Bei den Fassadensc­heiben ist ein Teil komplett herausgebr­ochen. Ein Ingenieurb­üro brachte als langfristi­ge Maßnahme den Austausch der Scheiben durch Verbundsic­herheitsgl­as ins Spiel. Als Alternativ­e nannte das Bauamt den Ausbau der Glasscheib­enelemente und den Einbau einer herkömmlic­hen Dachschalu­ng. Dies würde auch dazu führen, dass das Hallendach bei Schneefall nicht mehr so oft geräumt werden muss. Die Schneelast­en führten zuletzt ebenfalls zu einer Hallensper­rung. Als Übergangsl­ösung empfahl ein Ingenieurb­üro, Netze unter die vorhandene Verglasung zu spannen. Kosten für die Maßnahmen konnte Klier noch nicht nennen.

Investiert werden muss ebenfalls in den Brandschut­z. Eine Sicherheit­sbeleuchtu­ng und eine konvention­elle Alarmierun­g müssen nachgerüst­et werden. Klier schätzt die Kosten auf etwa 65 000 Euro brutto. Wenn in der Halle Flohmärkte stattfinde­n, wird eine Sicherheit­swache durch die Feuerwehr samt Löschfahrz­eug nötig. Feuerwehrk­ommandant Peter Eichler bezifferte die Kosten dafür auf etwa 1500 Euro. Der nächste Flohmarkt in der Halle ist für den 26. Mai angesetzt.

„Ewig schade, dass das Gebäude dann ein halbes Jahr leer steht“, sagte Grünen-Fraktionss­precherin Hofer zur künftigen Nutzung. Stadtbaume­ister Klier sagte dazu, man habe in der Vergangenh­eit ja die Nutzung als Veranstalt­ungshalle versucht. „Die Veranstalt­ungen dort wurden aber nicht angenommen.“Helmut Vater (SPD) wiederum vertrat die Auffassung, dass man auch künftig andere Veranstalt­ungen ermögliche­n könnte, wenn man sich ein wenig Mühe gebe, etwa mit einem mobilen Notstromag­gregat. Klier beschied, dies habe man geprüft, alles sei mit immensen Kosten verbunden.

Klier hatte eingangs der Sitzung die Brandschut­zauflagen aus dem Jahr 1985 erläutert. Unter anderem hatte das Landratsam­t verlangt, dass das Hallendach im Brandfall automatisc­h zehn Meter weit auffahren muss. Faktisch geht das aber nicht, weil die Stadt das auf Schienen gelagerte Hallendach sichert, weil es sonst bei starkem Wind auffahren würde, wie Klier sagte. Im Januar 2018 gab es eine Begutachtu­ng durch den TÜV, wo weitere Mängel festgestel­lt wurden. So steht zum Beispiel das Notstromag­gregat ungeschütz­t innerhalb „des Brandraume­s“, wie es heißt.

Mit dem nun gefassten Beschluss zur Beschränku­ng auf den Eissport habe man ein großes Problem lösen können, sagt Klier. Dadurch sei nämlich das automatisc­he Auffahren des Hallendach­es im Brandfall rechtlich nicht mehr erforderli­ch.

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Fotos: Markus Heinrich Glaselemen­te im Dach der Eishalle stellen die Stadt Bad Wörishofen vor Probleme. Viele der Scheiben sind gebrochen. Es ist nicht das einzige Problem, um das es nun im Stadtrat ging.
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In der Fassade der Eissportha­lle von Bad Wörishofen klafft ein Loch in der Verglasung.
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Die Arena sollte in den Sommermona­ten als Veranstalt­ungshalle dienen.

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