Mindelheimer Zeitung

Von Zauberharf­en und wilden Bauernburs­chen

Konzert Die Neue Schwäbisch­e Sinfonie sorgte dafür, dass den Gästen auch im kalten Zedernsaal warm ums Herz wurde

- VON ANDREAS HERB

Kirchheim Wenn man das Programm vorher studierte und dazu noch den recht kalten Zedernsaal in Kirchheim mit einkalkuli­erte, könnte man meinen, dass dieses Konzert der „Neuen Schwäbisch­en Sinfonie“ein rechtes Wagnis wäre. Doch es kam anders. Der Saal war überfüllt und am Schluss gab es für die rund 50 Mitwirkend­en mit der Konzertmei­sterin Dace Salmina-Fritzen und unter der Leitung von Gerhard Fackler reichliche­n Beifall.

Die ausschließ­lich romantisch­en Werken vorbehalte­ne Musik macht es möglich. Und wenn dazu noch mit einer solchen Einfühlung­sgabe und dem ständigen Blickkonta­kt zwischen Spielern und Dirigenten musiziert wird, dann entsteht auch bei anhaltende­r äußerer Kälte eine warme innere Stimmung, die sich auf die Zuhörer übertrug.

Über das leichtfert­ige Leben des genialen Komponiste­n Franz Schubert ist viel geschriebe­n worden. Seine Ouvertüre „Die Zauberharf­e“erhielt zu seinen Lebzeiten wenig Würdigung, obwohl die Musik in ihrer Leichtigke­it und Beschwingt­heit schon den typischen Schubertsc­hen Klang birgt. Und wenn sie dann ebenso interpreti­ert wird – wie wirkten die Streicher schon in ihrem leichten Auftaktspi­el beim „Allegro vivace“so elegant – dann war ein wunderbare­r musikalisc­her Einstieg geschaffen.

Die Bühnenmusi­k des Norwegers Edvard Grieg für das dramatisch­e Gedicht seines Landsmanne­s Henrik Ibsen über das wüste Leben eines norwegisch­en Bauernburs­chen wurde später zu zwei Suiten zusammenge­fasst, die noch heute ihren Platz im allgemeine­n Konzertbet­rieb haben. Insbesonde­re wurden die Zuhörer von der bekannten „Morgenstim­mung“mit dem reizenden Wechselspi­el der Holzbläser und Streicher und im Finale mit „Solvejgs Lied“ergriffen, in dem die Geigen und Celli wunderbar unisono die Melodie darboten.

Der musikalisc­he Höhepunkt war sicher Schumanns 4. Sinfonie, die dieser in mehreren Anläufen um 1840 schuf. Sie wurde vom Dirigenten und dem Orchester kompakt, jedoch mit ihren vielen dynamische­n Tonschatti­erungen gestaltet. Im langsamen 2. Satz (Romanze) schwelgten die Celli und Holzbläser in einem Antwortspi­el. Der Finalsatz, beginnend im Pianissimo, steigerte sich im 2. Teil in einem rasanten Tempo mit markanten Einwürfen der Holz- und Blechbläse­r. Dazu wurden an die Streicher hohe technische Anforderun­gen gestellt. Gerhard Fackler konnte den inneren Spannungsb­ogen bewusst weiterführ­en und halten.

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Foto: Herb Gerhard Fackler bedankte sich am Schluss des großartige­n Konzertes der „Neuen Schwäbisch­en Sinfonie“im Kirchheime­r Zedernsaal bei Konzertmei­sterin Dace Samina-Fritzen.

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