Jugendsozialarbeiter soll sich um Berufsschüler kümmern
Der Landkreis stellt die Weichen und plant Geld ein. Wo die Probleme liegen, erfahren die Entscheider vor Ort
Bad Wörishofen Der Jugendhilfeausschuss des Landkreises tagte diesmal in Bad Wörishofen – und das hatte einen Grund. Beschlossen wurde nämlich, dass künftig auch an der Außenstelle Bad Wörishofen der Berufsschule Mindelheim Sozialarbeit gemacht wird. In Memmingen und Mindelheim ist das bereits so. Der Bedarf für eine halbe Stelle mit 19,5 Stunden sei da, darin war man sich einig. Entsprechend genehmigte der Ausschuss einstimmig die hierfür erforderlichen Mittel ab 2020 mit der Voraussetzung, dass dies auch staatlich gefördert wird.
Nachdem die Jugendamtsleiterin am Landratsamt, Christine Keller, in die Thematik eingeführt und auf die auf den Landkreis entfallenden Kosten von 27 000 Euro hingewiesen hatte, nahm Sven Meyer-Huppmann als stellvertretender Schulleiter der Berufsschulen zu der Thematik Stellung. Um den Umfang des Bedarfes an Jugendsozialarbeit beurteilen zu können, legte er den Mitgliedern die schulspezifischen Gegebenheiten dar.
Er wies auf die derzeit 733 Schüler hin, für die es bisher noch keine Sozialarbeits-Einrichtung gebe. Er listete die Zusammensetzung in den diversen Bereichen der Schule auf. Probleme bereiteten die Ausbildungsabbrüche und die Nicht-Bestehensquote der Schüler, wo eben durchaus Sozialarbeit hilfreich sein könne. Die Problemfelder könnten in etlichen Bereichen, wie im sozialen Umfeld, in den Familien, aber auch bei Überforderung, psychischen Erkrankungen oder bei Konflikten und hin bis Alkoholoder gar Drogenkonsum liegen.
Landrat Hans-Joachim Weirather (FW) betonte zwar, dass es eigentlich Aufgabe der Schulen und des Staates sei, sich um diese Herausforderungen zu kümmern, plädierte aber ebenfalls dafür, diesen Schritt zu gehen.
In einem weiteren Tagesordnungspunkt stellte sich der Verein „Schwabenhilfe für Kinder, Verein zur Erziehungshilfe und Sprachförderung“vor, der ebenfalls vom Landkreis unterstützt wird. Dies tat der Geschäftsführer des Vereines, Werner Krause. Im Unterallgäu betreut der Verein sieben Gruppen. Wie Krause ausführte, nehme der Förderbedarf vor allem im sozialen und emotionalen Bereich stark zu, was in der gesellschaftlichen Entwicklung zu sehen sei. Nicht leicht sei es zum Schuljahresbeginn gewesen, genügend Lehrkräfte für den erweiterten Bedarf zu finden.
Der Landkreis steuert für die Arbeit 63 000 Euro bei. Im Vergleich zu den anderen, oft wesentlich höheren Kosten für das Schulwesen, hielt Hans Joachim Weirather diesen Betrag für durchaus machbar und sinnvoll.
Im dritten Punkt der Tagesordnung ging es um die Planung der Jugendhilfe, deren Träger der Landkreis Unterallgäu ist. Bei der Kindertagesbetreuung gelte es die Betreuungsplätze und die Geburtenzahlen im Auge zu behalten, sagte Saskia Nitsche. Denn ab der Vollendung des 1. Lebensjahres bestehe ein Rechtsanspruch auf eine Tageseinrichtung. Landrat Weirather berichtete, der Landkreis könne die Betreuungsquote zu fast 100 Prozent erfüllen. „Die 93 Kindertageseinrichtungen im Unterallgäu sind zu 85 Prozent ausgelastet“, sagte Nitsche. Dass 15 Prozent der Plätze frei seien, bedeute aber nicht, dass das Angebot ausreichend sei. Da komme es immer auf den Bedarf vor Ort an. 26 Prozent der Unterallgäuer Kinder unter drei Jahren werden laut Nitsche in einer Krippe betreut, drei Prozent sind bei einer Tagesmutter.
97 Prozent der Kinder über drei seien im Kindergarten. Alle Kinder ab einem Jahr haben der Jugendhilfeplanerin zufolge einen rechtlichen Anspruch auf Betreuung in einer Kindertageseinrichtung oder in der Tagespflege.
Verabschiedet in diesem Rahmen wurde der bisherige Vorsitzende des Kreisjugendringes, Markus Grauer, dessen langjähriges und großes Engagement Weirather hervorhob.
Der Förderbedarf im sozialen Bereich steigt stark