„Game of Thrones“-Finale enttäuscht die Fans
Fernsehen Millionen Zuschauer fordern sogar einen Neudreh. Unser Autor hätte dafür ein paar Vorschläge
Auch das Finale von „Game of Thrones“ändert nichts daran: Eine der besten Serien der Welt endet mit einer überhasteten letzten Staffel, die hinter ihren Möglichkeiten bleibt. Die Fans sind tief enttäuscht: Sekündlich stieg am Montag die Zahl der Unterschriften bei einer Petition auf der Internetplattform change.org, die einen Neudreh der kompletten letzten Staffel fordert. Mehr als 1,2 Millionen Unterzeichner waren es am Montagabend. „Diese Serie verdient ein Ende, das Sinn ergibt“, begründet der Initiator seine Forderung an den US-Sender HBO. In Deutschland läuft die Serie auf dem Bezahlsender Sky.
Es geht einfach alles viel zu schnell: Als Jon Schnee seine Königin Daenerys Targaryen ersticht und deren letzter Drache den umkämpften Eisernen Thron mit seinem Feuer einschmilzt, ist gerade einmal die Hälfte der 80 Minuten langen Folge erzählt – die bessere Hälfte. Trotz der schnellen Erzählweise bietet die finale Folge bis zu diesem Moment viele starke Szenen und zeigt einmal mehr, warum „Game of Thrones“als außergewöhnliche Serie in Erinnerung bleiben wird und jede Kritik Jammern auf hohem Niveau ist. Als Tyrion Lennister vorbei an Asche, Schutt und verbrannten Leichen durch das zerstörte Königsmund läuft, lassen sich an seiner Mimik die Abgründe in seinem Inneren ablesen. Schauspieler Peter Dinklage zeigt noch einmal seine ganze Klasse. Auch die Machtdemonstration von Königin und Kriegsverbrecherin Daenerys wird stark inszeniert. Vor den Ruinen der zerstörten Hauptstadt spricht sie voller Inbrunst zu ihren Soldaten. Dass Daenerys für ihren Machtanspruch über Leichen geht, wurde im Serienverlauf immer wieder angedeutet. Ihre Wandlung zur Massenmörderin in der vergangenen Folge ging dann aber doch zu schnell. Leider verzichtet auch das Finale darauf, ihr Innenleben genauer zu beleuchten. Auch die Wandlung von Serienstar Jon Schnee vom treuen Geliebten der Königin zu ihrem Mörder geht zu schnell.
Die letzte Staffel hätte sich zehn statt sechs Folgen Zeit nehmen sollen, um ihre sehr gute Geschichte besser zu erzählen. Das wird in der zweiten Hälfte des Finales noch deutlicher. Binnen Minuten einigen sich die Charaktere auf eine neue politische Ordnung: „Künftig werden Könige nicht mehr geboren, sondern von den Lords und Ladys gewählt.“Dann bestimmen alle auch noch ohne Diskussion, dass „Bran, der Gebrochene“gekrönt werden soll. Alle sind zufrieden. Das ist ein unglaubwürdiges Ende für das „Game of Thrones“, das acht Staffeln lang gnadenlos gespielt wurde.
Insgesamt fällt das Ende für viele Charaktere versöhnlich aus: Sansa wird Königin des Nordens, Bran regiert die sechs Königslande und Tyrion wird sein Berater – was zwar als Bestrafung gedacht, aber sicherlich nicht das härteste Schicksal ist. Überraschend bedeutungslos bleibt die Rolle von Arya. Ihr war zu Beginn der Folge anzumerken, dass sie Rache an Daenerys wollte. Doch genau wie bei Cersei kam ihr jemand zuvor. Ihre Geschichte war schon zur Hälfte der Staffel erzählt, als sie den Nachtkönig tötete. Jon nimmt als Mörder von Daenerys eine zentralere Rolle ein. Seine Herkunft als wahrer Erbe des Throns spielt aber keine große Rolle mehr. Am Ende muss er zurück zur Nachtwache, die eigentlich keine Bedeutung mehr hat. Und so endet die Serie dort, wo alles begann: jenseits der Mauer.
Es hat eine gewisse Ironie, dass in den letzten Minuten der Serie die Buchvorlage benannt wird. „Das Lied von Eis und Feuer“ist eine Niederschrift der Ereignisse seit dem Tod von König Robert. Zumindest in der Fantasy-Welt von Westeros hat es jemand geschafft, diese Geschichte komplett aufzuschreiben. Schade, dass das dem realen Autor George R. R. Martin bis zum Ende der Serie nicht gelungen war. Gestützt auf die Buchvorlage hätte das Finale von „Game of Thrones“die hohen Erwartungen vielleicht besser erfüllen können.