Straßen überflutet
Die Behörden haben gestern ein paar Strecken für den Verkehr dichtgemacht, zum Beispiel bei Unteregg. Der Staudamm bei Dirlewang leistet großartige Dienste
Nach heftigem Dauerregen sind im Unterallgäu Flüsse über die Ufer getreten. Einige Straßen wurden überflutet und mussten gesperrt werden. Mehr dazu auf
Der anhaltende Dauerregen führte gestern im Unterallgäu zu einigen Straßensperren. Die Strecke zwischen Dirlewang und Unteregg war zum Beispiel teilweise überflutet. Auch bei Westernach kam es zu Überschwemmungen. Für die Anlieger der Mindel in Dirlewang besteht nach Auskunft des Wasserwirtschaftsamtes Kempten allerdings keine Gefahr. Das Staubecken ist ausreichend groß, um weitere Wassermassen zurückzuhalten. Insgesamt kam die Region mit einem blauen Auge davon. Die Millionen Euro, die in den vergangenen 15 Jahren in den Hochwasserschutz gesteckt wurden, zahlen sich aus. Der Pegelstand der Mindel südlich von Dirlewang ist gestern Nachmittag auf 4,90 Meter angestiegen, wie Flußmeister Martin Merk berichtete. Das Rückhaltebecken
Das Rückhaltebecken bei Dirlewang ist schon halb voll 2005 und 2006 wurde der neue Schutzdamm gebaut
ist mit rund 300 000 Kubikmeter Wasser bereits zur Hälfte gefüllt. Das Becken in Dirlewang ist in der Nacht auf Dienstag um 2 Uhr aufgestaut worden. Wiesen sind großflächig überflutet. 13,6 Kubikmeter Wasser in der Sekunde lässt der Flussmeister derzeit durch das Stauwehr passieren. Das ist die Menge Wasser, die die Mindel problemlos verkraften kann, ohne weiter unten Schäden anzurichten. Damit besteht keinerlei Gefahr für die Häuser in Dirlewang, versichert Merk. 25 Kubikmeter pro Sekunde kamen gestern von oben allerdings nach. „Wir kappen also rund 12 000 Liter in der Sekunde“, so Merk. „Ohne den Damm wäre Dirlewang unter Wasser und vermutlich auch Teile von Apfeltrach und Mindelheim.“So aber bestehe keine Gefahr. Auch in Stetten, Oberrieden und Dorschhausen seien die Hochwasserrückhaltebecken eingestaut worden, allerdings in kleinerem Umfang. Selbst wenn es zwölf Stunden ununterbrochen so stark weitergeregnet hätte wie gestern, blieben die Anlieger der Mindel in Dirlewang auf dem Trockenen. Bis 17, 18 Uhr war der Wasserpegel weiter eingestiegen. Damit war am frühen Abend der Zenit erreicht. Das Wasserwirtschaftsamt rechnet damit, dass das Schlimmste überstanden ist. Dirlewang war in der Vergangenheit immer wieder von Hochwasser heimgesucht worden. Keller waren in unschöner Regelmäßigkeit vollgelaufen. Große Sachschäden waren die Folge. Ein Rentner kam ziemlich genau vor 20 Jahren beim Abdichten eines Kellers in den Dirlewanger Fluten ums Leben. Auch in Eppishausen war es zu einer menschlichen Tragödie gekommen. Eine Frau starb im Jahr 2002. Die an sich harmlose Hasel war zu einem reißenden Fluss geworden. Erst durch den Bau des Rückhaltebeckens südlich von Dirlewang im Nachgang zum verheerenden Pfingsthochwasser 1999 und weiterer Überschwemmungen in den Folgejahren konnte die Gefahr eingedämmt werden. Ohne dieses Becken, betont Martin Merk, wären die Dirlewanger Anlieger wieder stark betroffen gewesen. Das Unglück im Mai 1999 hat in Dirlewang immense Kräfte freigesetzt. Dem Gemeinderat und dem damaligen Bürgermeister Johann Schorer war sofort klar, dass jetzt etwas passieren muss. Danach hatte die Marktgemeinde mit noch fünf weiteren größeren Hochwasserereignissen zu kämpfen, bis der neue Hochwasserschutzdamm 2005 und 2006 gebaut werden konnte. Die Höhe des Dammes beträgt knapp sieben Meter. Das Durchlassbauwerk drosselt den Abfluss der Mindel in Richtung Norden. Bei Hochwasser sorgen zwei sogenannte Rinnenschützen dafür, dass sich das Wasser staut und dann kontrolliert ablaufen kann. „Bei einem 100-jährigen Hochwasserereignis müssen im Becken 675 000 Kubikmeter Wasser zurückgehalten werden, um einen schadlosen Durchfluss der Mindel im Ortsbereich sicherzustellen“, hatte Martin Merk bei der Zehn-Jahres-Feier im Jahr 2017 erläutert. „Damit wird ein Abfluss von 46,7 auf 14,7 Kubikmeter pro Sekunde gedrosselt.“Die vollautomatische Anlage wird bei Alarmierung eines möglichen Hochwassers rund um die Uhr von Personal vor Ort überwacht.