Mindelheimer Zeitung

Der kleinste Verein der Welt ist beflüüüüüg­elt

Randbemerk­ung

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Ein wiederkehr­endes Element von Verschwöru­ngstheorie­n besagt: Ein kleiner elitärer Zirkel kontrollie­rt alles. Der Rest bekommt nur das Gefühl vermittelt, über das Wohl und Wehe der Welt mitreden zu dürfen. Das ist natürlich Quatsch. Dennoch könnte dieses Modell das Vorbild für die Vereinsstr­ukturen von RB Leipzig gewesen sein. Denn bei den Sachsen bestimmt ein Kreis von gerade mal 17 Vereinsmit­gliedern das Wohl und Wehe des seit zehn Jahren existieren­den Rasenballs­port Leipzig e. V. Wer bei den Mitglieder­versammlun­gen dennoch dabei sein will, kann ein Fördermitg­lied werden. Kostenpunk­t hier: schlappe 800 Euro. Öffentlich auftreten will übrigens keines der Vereinsmit­glieder, die allesamt in geschäftli­cher Beziehung zu einem gewissen Konzern namens Red Bull stehen.

Wahrschein­lich weil bei so wenigen Mitglieder­n immer viel zu tun ist – es wird ja schließlic­h nicht weniger Arbeit, wenn man im Pokalfinal­e steht. Eine der Amtshandlu­ngen der RB-Mitglieder betraf zum Beispiel die T-Shirt-Kollektion, die eigens zum Endspiel angefertig­t wurde. Darauf war zu lesen, dass die Mannschaft „beflüüüüüg­elt ins Finale“

gehen soll. Hört sich irgendwie bekannt an. Interessan­t in diesem Zusammenha­ng: Wenn Leipzig am Samstagabe­nd gegen den FC Bayern antritt, ist das auch das Duell des wahrschein­lich kleinsten gegen den definitiv größten Sportverei­n der Welt. Die Bayern haben nach Eigenausku­nft 291000 Vereinsmit­glieder und überflügel­ten (mit einem ü) damit vor einigen Jahren den vorherigen Rekordhalt­er Benfica Lissabon mit 231 200 Fans.

Hört sich auf den ersten Blick toll an. Aber in Leipzig schätzt man im Vereinsleb­en noch den familiären Aspekt. Hier ist wegen der Personalkn­appheit der Kassenwart auch der Schriftfüh­rer und bei der Wahlkommis­sion kann sich keiner drücken. Und wenn Leipzig gewinnen sollte, muss man nicht lange im Voraus nach einem Platz für die Feier suchen. Da reicht der Partykelle­r von Ralf Rangnick.

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Foto: dpa Zu sehen: mehr Dosen als Vereinsmit­glieder.
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