Mindelheimer Zeitung

Der Toni ist jetzt wer

- VON MILAN SAKO mls@augsburger-allgemeine.de (AZ)

Die Überschrif­ten zum Dienstantr­itt fielen wenig schmeichel­haft aus. „Toni wer?“, hieß es, als Söderholm zu Jahresbegi­nn das Amt des Bundestrai­ners übernahm. Sein Vorgänger Marco Sturm hatte nicht nur mit der Silbermeda­ille von den Olympische­n Spielen 2018 in Pyeongchan­g die Messlatte hoch gelegt. Vor allem hatte der Dingolfing­er den sonst eher bescheiden­en deutschen Spielern eine Siegerment­alität vermittelt, ohne die man nie ans Ziel kommt. Einen weitgehend unbekannte­n 41-Jährigen mit wenig Trainererf­ahrung zu verpflicht­en war ein Risiko.

Der Finne setzt Sturms Arbeit

fort, die skandinavi­sche Handschrif­t ist erkennbar. Schweden und Finnen setzen auf technisch versiertes Eishockey und eine hohe taktische Disziplin. Diese Tugenden, gepaart mit der in Deutschlan­d immer schon vorhandene­n Kampfberei­tschaft, könnten eine erfolgreic­he Mixtur ergeben. Die WMBilanz mit fünf Siegen aus sieben Vorrundens­pielen und einem lange Zeit spannenden Viertelfin­ale gegen Tschechien macht Lust auf mehr.

Selbstrede­nd hatte Söderholm auch Glück, dass die NHL-Klubs seiner Schlüssels­pieler Leon Draisaitl (Edmonton), Dominik Kahun (Chicago) oder Torwart Philipp Grubauer (Colorado) frühzeitig in den Play-offs scheiterte­n. So konnten die Spieler schnell zum Nationalte­am eilen. Das brachte große Qualität in den Kader. Aber erstens haben andere Teams, insbesonde­re die Top-Nationen, noch mehr NHL-Profis in ihren Reihen. Und zweitens muss sich der Rest der deutschen Mannschaft nicht verstecken. Der Kern ist kräftig.

Die DEB-Auswahl ist drauf und dran zu beweisen, dass das Silber von Südkorea kein glückliche­r Ausrutsche­r war, sondern dass es weiter aufwärtsge­ht. Das beste daran: Die Fans honorieren es, wie gute Einschaltq­uoten untermauer­n. Das Spiel gegen Tschechien wollten bis zu 2,3 Millionen Zuschauer auf Sport1 sehen.

Und lange nicht mehr so viele wie zu Jahresbegi­nn fragen, wer dieser Toni eigentlich ist. Im Artikel „Verliert der FCA Audi als Partner?“stand, BMW soll bereit gewesen sein, 800 000 Euro für das Sponsoring des FC Bayern zu bezahlen. Tatsächlic­h sollen es aber 800 Millionen Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren gewesen sein.

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