Achtung, Kontrolle!
Verkehr Die Polizei hat gestern in einer groß angelegten Aktion Auto-, Motorrad- und Lkw-Fahrer unter die Lupe genommen
Mindelheim Freitagnachmittag, Sonnenschein, Wochenendfeeling – doch: Halt! Polizei! So erging es gestern vielen Fahrern, die zwischen Mindelheim und Hausen unterwegs waren. An der B 16 hat die Polizei von 14 bis 18 Uhr in einer groß angelegten Aktion zahlreiche Verkehrsteilnehmer kontrolliert.
Organisiert wurde die Kontrolle mit insgesamt knapp 30 Kräften und Spezialtrupps aus Neu-Ulm, Kempten und Memmingen von drei Mindelheimer Polizisten, die ein Förderprogramm durchlaufen – darunter auch Devid Hahn, der an diesem Tag die „Kontrollstelle West“in Richtung Mindelheim leitet. „Wir haben hier einen hohen Durchgangsverkehr“, sagt er: Autos, Lastwagen und wegen des guten Wetters auch Motorradfahrer. Ärger gibt es bei solchen Aktionen selten, hat er die Erfahrung gemacht. „Die Leute sind meist zuvorkommend und kooperativ.“
Schon fährt ein Lkw ein, vorne ein slowakisches Kennzeichen, hinten auf dem Auflieger ein österreichisches. „Sprechen Sie Deutsch?“ist die erste Frage des Polizeibeamten. Ein bisschen, lautet die Antwort. Nach der Erlaubnis des Fahrers steigt der Polizist hoch zu ihm ins Führerhaus. Während er die Papiere überprüft und klärt, ob die Lenkund Ruhezeiten eingehalten wurden, geht Michael Dienst vom Gefahrguttrupp
Der Motorradfahrer ist alles andere als erfreut
der Memminger Autobahnpolizei mit einer Taschenlampe um den Lastwagen herum und leuchtet an die Reifen. „Ich schaue nach Hitzerissen in den Bremsscheiben“, erklärt er. „Die können sonst durchreißen.“Auch Radmuttern, Druckluftschläuche und auf Rost kontrolliert er – denn: „Der deutet darauf hin, dass etwas arbeitet, dass etwas locker ist.“Besteht der Verdacht, dass der Lastwagen überladen ist, wird jede Achse über eine Wiegeplatte gewogen. Bei diesem Lkw ist das nicht nötig. Es scheint alles in Ordnung zu sein.
Anders sieht es bei einem Kleinlaster aus, an dem eine Estrichmaschine hängt. Bremslicht, Blinker und Co. funktionieren nicht – kein Wunder, denn der Anhänger ist auch nicht richtig angeschlossen. Der Chef habe ihnen heute Morgen gesagt, da sei etwas kaputt, sagen die Arbeiter den Polizisten. Die helfen mit, den Stecker richtig anzubringen – und schon leuchten die Lämpchen, wenn auch nicht alle. Da müssen selbst die Polizisten lachen.
Der Ton bleibt freundlich und entspannt, auch beim Fahrer des schwarzen Vans mit Anhänger, der gleich hinter den Handwerkern geparkt hat. Er hat die Fahrzeugpapiere für den Anhänger nicht mit dabei und kassiert eine mündliche VerwarDamit kann er leben. „Schönen Tag noch!“, sagt er freundlich zu den Polizisten und steigt wieder ins Auto.
Ein paar Meter weiter winkt Konrad Baur von der Mindelheimer Polizeiinspektion ein Motorrad heraus, denn die Kollegen sind mit dem vorherigen Fahrer gerade fertig geworden und sind bereit für den nächsten. Auch für einen Lastwagen wäre wieder Platz.
Auf der anderen Seite das gleiche Bild – nur, dass hier die Motorradexperten am Werk sind. Gerade debattieren die Beamten mit dem Fahrer einer schwarzen Harley Davidson. Der Auspuff der Maschine ist lauter, als es in den Fahrzeugpapieren steht, weil der Mann offenbar Löcher hineingebohrt hat. „Er darf die Fahrt so nicht fortsetzen“, erklärt Florian Schöfl, der an diesem Tag die Kontrollstelle Ost leitet. Per Funk wird dem Motorradfahrer ein Diensthandy organisiert, mit dem er seine Frau und einen Abschleppdienst anrufen kann. Der Ärger bei dem Mann ist groß. Er war an diesem Tag auf einer Tour im Allgäu unterwegs und gerade auf dem Heimweg in den Landkreis Günzburg. Dass andere Motorräder wie eine Ducati von Haus aus lauter sein dürfen als seine getunte Harley Davidson kann er nicht verstehen. „Das ist ein Käs hoch drei!“, schimpft er über diese Ungerechtigkeit.
Christian Stark erklärt, dass durch das Bohren der Löcher die Betriebserlaubnis erlischt. Er kann es nachvollziehen, dass solche Kontrollen den einzelnen Motorradfahrer ärgern, aber durch seine Arbeit in der Motorradkontrollgruppe der Verkehrspolizei Kempten kennt er eben auch die andere Seite, nämlich die der Anwohner, gerade von beliebten Motorradstrecken. „Für die ist das die Hölle.“Mindestens 90 Euro kosnung. tet der durchlöcherte Auspuff den Mann – mal zwei, weil er vorsätzlich gehandelt hat, erklärt Stark. Ein Punkt in Flensburg kommt dazu, ebenso die Kosten für den Abschleppdienst, den der Mann selbst organisieren muss.
Bei dieser Polizeikontrolle erstmals zum Einsatz kommt auch das neue Dokumentenprüfgerät, das die Mindelheimer Polizei vor Kurzem von der Bundesdruckerei bekommen hat. Es kann sämtliche EU-Dokumente sowie teils internationale Ausweise schnell und „wahnsinnig gut“auf ihre Echtheit überprüfen, wie Matthias Kustermann von der Polizeiinspektion Mindelheim erklärt. Wenn sich bei einer Kontrolle der reale Mensch und sein Ausweisbild kaum noch ähneln – etwa wegen eines Vollbarts oder wegen viel Schminke im Gesicht – dann kann eine Kamera am PC den Menschen abfotografieren und das Bild mit den biometrischen Daten auf dessen Ausweis vergleichen.
Vom Rechner aus haben die Polizeibeamten auch Zugriff auf das polizeiliche Fahndungssystem. Hier sehen sie, ob europaweit etwas gegen die kontrollierte Person vorliegt, wie oft und weshalb sie schon polizeilich aufgefallen ist, ob sie Drogen nimmt, gewalttätig ist und ob eine Ansteckungsgefahr mit Krankheiten besteht. Klären konnten Polizisten das früher auch schon – nur mussten sie da noch über Funk mit der Dienststelle kommunizieren.
Das Funkgerät läuft dennoch ohne Pause. Ständig hört man eine andere Stimme. Wer wird kontrolliert? Welches Kontrollteam hat wieder Zeit für den nächsten? Die ganze Kommunikation des Einsatzes läuft über die kleinen schwarzen Geräte – aber ganz entspannt. Es ist ja schließlich Freitagnachmittag, Sonnenschein, Wochenendfeeling ...