Mindelheimer Zeitung

„Ich bin ein anderer geworden“

Glaube Der 53-jährige Peter Franzen hat bei der evangelisc­hen Kirchengem­einde in Türkheim bei Pfarrer Klaus Förster einen Glaubensku­rs besucht. Seine Erwartunge­n waren gering, die persönlich­e Veränderun­g ist enorm

- VON ALF GEIGER

Türkheim/Irsee Aufgepasst: Wer sich mit Peter Franzen über Gott und die Welt unterhält, der muss mit einem wahren Sturm an positiver Ausstrahlu­ng rechnen. Der 53-jährige sprüht geradezu vor Begeisteru­ng und er redet genauso selbstvers­tändlich wie ungebremst über sich, seinen Glauben und die vielen Erfahrunge­n, die er gerade in den vergangene­n Monaten gemacht hat – und die ihn so nahe zu Gott gebracht haben, dass er am liebsten die ganze Welt umarmen und davon erzählen möchte.

„Gott ist zu mir gekommen“, sagt Peter Franzen – und wenn er das sagt, klingt das so gar nicht missionari­sch, abgehoben oder gar aufgesetzt. Es klingt so, wie es gemeint ist: Ehrlich. Denn der 53-jährige Vater von zwei Kindern hat eine Entwicklun­g hinter sich, die ihn selbst immer noch staunen lässt. Noch im Sommer vor einem Jahr war er so, wie er halt immer war, sagt er.

Gläubig? „Schon“, sagt Peter Franzen. Ja, gebetet habe er immer, abends vor dem Schlafenge­hen. Weil er das halt schon von Kindesbein­en auf so gemacht hat, weil er so erzogen wurde. Aber er war nie ein besonders eifriger Kirchgänge­r, mit dem Laufe der Jahre sogar immer weniger. Er erinnert sich noch gut an seine Kinderzeit, als er in Ostwestfal­en aufwuchs und den Gang zur Kirche immer mit etwas gemischten Gefühlen verband: Der Respekt vor den Traditione­n, das Stillhalte­n-Müssen, das Gerade-Sitzen. Dann beten, wenn alle beten. Nur dann singen, weil alle singen.

Das war ihm dann alles nicht mehr so wichtig, und auch als er vor gut 20 Jahren nach Bayern zog und in Irsee heimisch wurde, blieb er bei seiner Art, bei seinem Glauben: „Ich habe das alles lieber mit mir selbst ausgemacht und bin sehr introverti­ert damit umgegangen“, erinnert er sich.

Klar, er war schon immer ein offener, spontaner und grundsätzl­ich positiver Mensch. Aber auch tough, wenn es sein muss – egal ob in seinem Job als Informatik­er oder als passionier­ter Sportler. Als Bogenschüt­ze nahm er sogar schon an Weltmeiste­rschaften teil, als Tennisspie­ler beim TV Mindelheim kennen und fürchten in seine Gegner als engagierte­n Kämpfer, der Niederlage­n gar nicht mag.

Ob es den „einen Moment“gab, an dem sich sein Leben so sehr verändert hat? Da grübelt der 53-Jährige und denkt sorgfältig nach. Vielleicht ein Gespräch mit einem Freund, an einem trüben, regnerisch­en Tag. Irgendwie zufällig sprachen die beiden Kumpels über Gott – und da tat sich, buchstäbli­ch aus wolkenverh­angenem Himmel, eine Lücke auf, ein Sonnenstra­hl erleuchtet­e das Zimmer. Ein Zeichen? „Ja!“, sagt Peter Franzen überzeugt – und überzeugen­d.

ihn ganz persönlich war es ein Zeichen, was andere vielleicht als Zufall abtun würden. Doch erst später sollte er sich mit diesem besonderen, persönlich­en Moment noch intensiver auseinande­r setzen.

Es war eine Freundin, die ihn davon überzeugte, in der evangelisc­hen Pfarrei in Türkheim einen so genannten „Alpha-Kurs“zu besuchen. Peter Franzen wusste erstmal nicht viel darüber, aber er hatte große Lust bekommen, sich auch mit anderen Menschen über das Thema Religion, Glaube, Gott und Jesus zu unterhalte­n. Warum?

Urplötzlic­h habe er sich ganz intensiv Gedanken über sich und sein Leben gemacht – ohne erkennbare­n Anlass, ohne erkennbare­n Grund. Wie geht es mit dem Leben weiter? War’s das? Was kommt noch? Er fand alleine nicht die für ihn passenden Antworten und da kam ihm die Idee: „Da fragst Du doch mal bei Gott nach...“

Also nach Türkheim, wo ein Alpha-Kurs stattfand. Warum ausgerechn­et hier? Weil er schon etwas gehört hatte vom dortigen Pfarrer Claus Förster, den viele als „total cool“beschreibe­n. „Das schau’ ich mir mal an“, dachte sich Peter Franzen, und ging zu dem Alpha-Kurs – einem Glaubensku­rs in entspannte­r Atmosphäre für alle, die sich (wieder) neu mit den Kernthemen des christlich­en Glaubens auseinande­rsetzten möchten, beschreibt Pfarrer Claus Förster.

„Wer einfach neugierig ist, eine Sehnsucht nach Mehr im Leben verspürt oder die Sache mit Gott nochmals neu für sich ausprobier­en möchte, ist bei uns am richtigen Platz“. Auch für den Türkheimer Pfarrer war es das erste Mal, dass er so einen Kurs anbot und Förster war daher auch durchaus überrascht, dass sich nach nur einer kleinen Meldung in der MZ gleich rund 40 Interessie­rte gemeldet hatten. Nach der Konfession wird sowieso nicht gefragt. Mindestens einer war dabei, der schon vor vielen Jahren aus der Kirche ausgetrete­n war. Frauen und Männer, Christen, Katholiken und Protestant­en. Darunter auch einige Zweifler. Und eben: Peter Franzen.

Für den 53-Jährigen war es eine Erfahrung, die sein bisheriges Leben buchstäbli­ch auf den Kopf stelFür len sollte: „Ich bin heute ein anderer Mensch, ich habe mich sehr verändert“, sagt Peter Franzen und fügt lachend hinzu: „Und hoffentlic­h zum Positiven...“

Für den Türkheimer Pfarrer Claus Förster war es eine Freude zu erleben, wie gut der Alpha-Kurs angenommen wurde und wie hilfreich er offensicht­lich für viele Teilnehmer war – ganz unabhängig davon, wie viel man sich bisher mit dem Thema Glauben beschäftig­t habe. Die rund 40 Teilnehmer bildeten kleinere Gruppen und fanden hier die Möglichkei­t, ganz offen und dennoch geschützt über das zu sprechen, was sie bewegt. Das hat häufig mit Gott und Glauben zu tun – manchmal aber auch nicht.

Es sei ein Vertrauen bei den Gruppenmit­gliedern entstanden, das seine Erwartunge­n übertroffe­n habe, sagt Förster. Man konnte ja jederzeit seine Fragen einbringen. Für den Seelsorger war es auch „schön zu erleben, wie die Teilnehmer sich auf die einzelnen Abende freuten“, erinnert sich Förster.

Als in der Faschingsw­oche eine Pause eingelegt wurde, konnten es die allermeist­en kaum erwarten, bis der nächste Donnerstag­abend und damit das nächste Treffen endlich gekommen war.

Schön für Förster waren auch die Rückmeldun­gen aus den Gruppen: „Ich habe die Gewissheit bekommen, dass Gott mich so nimmt, wie ich bin.“Oder: „Meine Erwartunge­n wurden übertroffe­n.“„Ich konnte meine langjährig­en Fragen bezüglich des Glaubens offen stellen, ohne Angst haben zu müssen, verurteilt zu werden.“„Schade, dass es zu Ende ist. Leider viel zu schnell.“„Ich war überwältig­t von der liebevolle­n Gestaltung der Abende mit Teelichter­n am Wegrand, Abendessen im Candle-LightDinne­r-Stil und der Vielzahl der Menschen, die, genauso wie ich, nach Antworten suchten.“„Einige meiner Fragen wurden beantworte­t, neue aufgeworfe­n..., weshalb dieser Kurs nicht mein letzter gewesen sein wird.“

All das sind Aussagen einzelner Kursteilne­hmer – doch sie könnten alle auch von Peter Franzen sein. All die Fragen, die er sich bislang so gar nicht gestellt hatte, wurden beantworte­t. „Hat das Leben mehr zu bieten?“Wie führt uns Gott? Wer ist der Heilige Geist? Welchen Stellenwer­t hat die Kirche?

Sich damit und mit vielem mehr so intensiv, offen und ohne Erwartunge­n in einer ansteckend herzlichen Gesprächsa­tmosphäre auseinande­rsetzen zu können – für Peter Franzen eine unglaublic­h positive Erfahrung, die für ihn zu der Erkenntnis

„Ja!“

Peter Franzen glaubt daran, dass ihm Gott ein

Zeichen geschickt hat

„Schade, dass es zu Ende ist“Eine Teilnehmer­in des Alpha.-Kurses der evangelisc­hen Kirchengem­einde in Türkheim

reiften: „Gott liebt mich so, wie ich nun mal bin“. Und darüber dann auch noch mit anderen reden zu können, deren Erfahrunge­n zu hören, seine eigenen erzählen zu können – noch immer kann es Peter Franzen irgendwie kaum glauben, wie sehr ihn der Kurs in den vergangene­n Monaten verändert hat.

Und so sprudelt es weiter aus ihm heraus, er schwärmt von den regelmäßig stattfinde­nden „Anderen Gottesdien­sten“in der evangelisc­hen Pfarrgemei­nde in Türkheim, wegen derer er ganz selbstvers­tändlich von Irsee nach Türkheim fährt. Weil der Gottesdien­st für ihn wirklich so ganz anders ist als alles, was er bislang erlebt hat. Immer wieder neu, überrasche­nd, begeistern­d, ergreifend undundund...

Oh ja, Peter Franzen trägt seine Begeisteru­ng nicht nur im Herzen, sondern auch auf der Zunge. Mit dieser erfrischen­den Art kann er auch andere mitreißen – und vielleicht sogar überzeugen, hofft er. Deshalb will er seine Überzeugun­g jetzt auch weitergebe­n, an Menschen, die – wie er noch vor wenigen Monaten – mit sich und ihrem Glauben am (ver-)zweifeln sind.

Termin Der nächste Alpha-Glaubensku­rs bei der evangelisc­hen Kirchengem­einde in Türkheim beginnt am 13. Februar 2020 um 19 Uhr.

» tuerkheim-evangelisc­h.de

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Foto: Alf Geiger „Warum bin ich hier?“Nur eine von vielen Fragen, die sich Peter Franzen (rechts) beim Glaubensku­rs mit dem evangelisc­hen Pfarrer in Türkheim, Claus Förster, gestellt hat – und auf die er ganz individuel­le Antworten gefunden hat.

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