Ernste Folgen des Fachkräftemangels
Festtag in St. Justina Gesundheit Händeringende Suche in Bad Wörishofen. Nun schließt ein bekannter Betrieb
Für 20 Kinder war es ein großer Festtag. Zum ersten Mal empfingen sie die nach katholischem Glauben gewandelte Hostie, den Leib des Herrn. Gemeinsam mit ihren Familien, Freunden und Pfarrer Andreas Hartmann begingen die Kinder das Fest der Erstkommunion. In der Stadtpfarrkirche St. Justina feierten: Michael Vitus Becker, Christina Zoe Böhler, Moreno Cerneli, Julian Hofmann, Ivana Juric, Kristijan Juric, Lucia Käufler, Mia Sofie Kistler, Paula Kolic, Anna-Lena Ledermann, Luiz Masur, Philipp Merk, Ruben Rack, Leon Pascal Reuß, Aurora Maria Scholz, Paula Scholz, Paula Schorer, Paul Vitus Schropp, Oskar Leonhard Seemüller und Karolina Slovakova. Bad Wörishofen Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen tritt in Bad Wörishofen immer deutlicher zu Tage. In wenigen Tagen muss ein Traditionsbetrieb aus eben diesem Grund schließen.
Die Physiotherapiepraxis von Klara Wissmiller ist ein bekannter und alt eingesessener Betrieb in der Kneippstadt, Patienten kommen aus dem gesamten Bundesgebiet und dem nahen Ausland in die Kneippstadt. Der Zulauf ist gut und die Wartezeiten für einen Termin sind oft lange. Doch nun ist Ende Mai Schluss – obwohl Wissmiller gerne noch ein paar Jahre weitergemacht hätte. Grund dafür ist der Fachkräftemangel auch in dieser Branche und das Problem, dass es keine Nachfolgeregelung geben konnte. Den Fachkräftemangel beheben will auch die Sebastian-Kneipp-Schule Bad Wörishofen, die im neuen Schuljahr erstmals auf das Schulgeld verzichten will. Angehende Physiotherapeuten oder Masseure sparen sich so 10000 Euro. Wissmiller schildert die Situation:
„Zur besten Zeit hatte ich zwei Vollzeit- und zwei Teilzeitkräfte bei mit beschäftigt“, berichtet sie. „Zuletzt war ich allein mit einer jungen Kollegin, die nun in der Schwangerschaftspause sei. Allein könne sie den Praxis-Andrang aber nicht stemmen, sagt Wissmiller. lso machte sie sich auf die Suche nach weiteren Mitarbeitern, dann auf die Suche nach einem Praxisnachfolger. Tatsächlich hatten sich auch zwei Interessenten gemeldet. Doch als sich herausstellte, welche zusätzlichen Auflagen sie nach neuerer Gesetzgebung und Krankenkassenauflagen erfüllen müssten, zerschlug sich auch dieser Wunsch.
Weiter erläutert Klara Wissmiller, dass nicht nur die Arbeitszeiten bei Selbständigkeit viele junge Physiotherapeuten abschrecken. Auch die Verdienstmöglichkeiten seien oft nicht so groß sind, wie sich das viele vielleicht vorstellen, weil es ja oft lange Wartezeiten für Termine beim Physiotherapeuten gibt. Dabei spielten die Kassenvorgaben und -erstattungen ebenso eine Rolle, wie die Miete oder die erforderlichen Versicherungen. „Da kommen schnell einmal rund 2500 Euro im Monat zusammen, nur der Rest ist dann Gewinn“, berichtet Klara Wissmiller. Hilfreich seien da die Privatpatienten, durch die das Budget etwas aufgebessert werden könne.
Froh ist Klara Wissmiller, dass sie sich ein zweites Standbein aufgebaut hat. Sie war neben ihrer Praxis bereits seit vielen Jahren als Referentin tätig und dabei in ganz Deutschland und darüber hinaus unterwegs. Auch auf die Therapie von Kindern mit Fehlfunktionen im Beckenbereich hat sich die Therapeutin spezialisiert. „Diese Referentenaufgabe kann ich nun für die restlichen Jahre ausbauen und dann mich auf den Ruhestand freuen“, so die Zukunftsperspektive. Die Praxis in der Kaufbeurer Straße, wird es aber bald nicht mehr geben, sie wird wohl zu einer Wohnung umgebaut.