Die Wüste bebt
Neuvorstellung Ford hat seinen Pick-up namens Ranger leicht überarbeitet und eine besonders rustikale Version aufgelegt
Die Zeit, da man sich mit einem SUV von der Masse abheben konnte, ist längst vergangen. Zwischen den unzähligen Hochbeinern fällt heutzutage eher auf, wer einen klassischen Kombi oder Van fährt – oder wer zum Pick-up greift. Die Lastesel mit Ladepritsche, die im Alltag der meisten Fahrer eher lästig denn praktisch ist, sind die neuen Hingucker auf der Straße und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Das ruft auch die Hersteller auf den Plan, die sich zusehends neue Spielarten ausdenken. Ende Mai zum Beispiel rollt mit dem überarbeiteten Ford Ranger auch die RaptorEdition zum Händler, die noch ein wenig grober ausfällt.
Von einem Facelift zu sprechen, ist übertrieben, nur ganz leicht hat Ford seinen Pick-up an der Front nachgeschminkt. Wichtiger sind die Änderungen unter der Haube, der 2,2-Liter-Diesel wurde durch einen neuen Zweiliter ersetzt, der die ab September 2019 geltenden Abgasnormen erfüllt. Erhältlich ist der Selbstzünder im Ranger mit Einzel-, Extra- und Doppelkabine mit (ab 33 112 Euro) und 170 PS, die 213-PS-Version (ab 46 309 Euro) ist den beiden Versionen mit Rückbank vorbehalten. Aus nostalgischen Gründen noch erhältlich ist der Fünfzylinder-Diesel mit 200 PS, er fliegt erst im Herbst aus dem Programm. Mit dem Facelift gibt’s auch mehr Serienausstattung: Tempomat mit Auffahrwarner, intelligenter Tempomat, Spurassistent und Verkehrsschild-Erkennung sind zukünftig Standard. Rückfahrkamera, Touchscreen-Infotainmentsystem, schlüsselloser Zugang, zahlreiche Laderaum-Auskleidungen und -Abdeckungen und vieles mehr gibt es gegen Aufpreis.
Das eigentliche Highlight des neuen Modelljahrs aber ist die nahe130 zu voll ausgestattete Grob-Version. Die orientiert sich am großen Bruder F-150 Raptor und folgt der simplen Maxime: höher, breiter, robuster. Mit 2,18 Metern misst der neue Ranger Raptor 17 Zentimeter mehr zwischen den Spiegelkanten als das Standardmodell, in der Höhe legt er um fünf Zentimeter zu. Gleichermaßen steigt die Bodenfreiheit, zwischen Erde und dem verstärkten Unterfahrschutz sind jetzt 28,3 Zentimeter Luft; damit gehen auch eine höhere Wattiefe (85 Zentimeter) und größere Böschungs- und Rampenwinkel, also noch bessere Offroad-Fähigkeiten einher. Der zuschaltbare Allradantrieb mit Untersetzung bleibt zwar unberührt, allerdings ist beim Raptor das Sperrdifferenzial serienmäßig an Bord.
Doch damit nicht genug: Ausschließlich beim Raptor ersetzt Ford die Blattfedern an der Hinterachse durch Schraubenfedern und setzt auf eine Mehrlenkerachse mit WattGestänge. Das macht den Pick-up noch geländegängiger und erlaubt spürbar mehr Tempo abseits des Asphalts. Schließlich hatte die FordPerformance-Abteilung bei der Entwicklung die Finger im Spiel; sie hat auch die Fox-Stoßdämpfer aus dem Offroad-Sport durchgesetzt und den „Baja“-Fahrmodus eingeführt: Anders als die richtigen Gelände-Programme Sand, Schnee oder Felsen bereitet die vom mexikanischen Abenteuer-Rennen Baja 1000 inspirierte Fahrstufe den Pickup auf flotte Fahrten über Stock und Stein vor. Dass er die mit Bravour meistert, hat der Ranger in der marrokanischen Wüste eindrucksvoll unter Beweis gestellt und sich mit den maximal zur Verfügung stehenden 500 Newtonmeter Drehmoment wieselflink durch tiefen Sand gewühlt. Auf der Straße dagegen bevorzugt der leer 2,5 Tonnen schwere Ford weiter eine eher gemütliche Gangart. Über die freut sich auch das Portemonnaie, denn die 8,9 Liter Normverbrauch sind ohnehin kaum zu erreichen.
Der Grobe fürs Grobe: Ford Ranger Raptor.