Der große Franzose
Neuvorstellung Opels Zafira ist nicht nur stark gewachsen. Er wird auch seinen PSA-Konzernschwestern immer ähnlicher
Wie viel Porsche steckt in einem Opel? Zugegeben, sehr wenig. Es sei denn, man fährt einen Zafira der ersten Generation: Dessen revolutionäres Flex7-Sitzsystem ist tatsächlich im Porsche-Entwicklungszentrum in Weissach ersonnen worden. Nicht zuletzt diese neuartige Bestuhlung mit sieben nach vorne gerichteten Sitzen, bei der die Plätze in Reihe drei ganz einfach weggeklappt werden konnten, bescherte dem Zafira großen Erfolg und sicherte das Fortbestehen des Bochumer Opelwerks – zumindest über die Jahrtausendwende hinweg.
Inzwischen ist die Produktionsstätte im Ruhrgebiet Geschichte, und der Zafira hat mit einem Kompakt-Van nichts mehr zu tun. Nachdem der Opel in drei Generationen um 35 Zentimeter auf zuletzt 4,65 Meter gewachsen ist, ist die Neuauflage „Zafira Life“jetzt endgültig im Kleinbus-Segment angekommen. Und im PSA-Universum: Der neue Eigner-Konzern integriert seine jüngste Tochter immer stärker. Nachdem Opel schon bei Crossland X und Grandland X mit den Franzosen kooperiert hat, und der neue Corsa ebenfalls eine Peugeot-Citroën-Plattform nutzt, fährt auch der Zafira ab Herbst als Schwestermodell von Peugeot Traveler, Citroën Spacetourer und dem konzernfremden Toyota Pro Ace Verso vor – denen er, bis auf die Front, auch zum Verwechseln ähnlich sieht.
Ab Werk ist der in drei Längen, von 4,61 bis 5,31 Meter erhältliche Zafira Life als Fünfsitzer mit Zweiausgestattet; das maximale Kofferraumvolumen beträgt je nach Version zwischen 3600 und 4900 Liter. Variabilität ist in dieser Klasse freilich keine Besonderheit mehr, sondern Pflichtprogramm: Mit verschieb- und einfach ausbaubaren Einzelsitzen oder Dreierbänken in den Reihen zwei und drei lässt der Zafira sich auf bis zu neun Plätze aufrüsten. Für die Maximalbesatzung müssen auf dem Beifahrersitz zwei Gäste Platz nehmen. Das Cockpit selbst ist mit reichlich Hartplastik ausgeschlagen, wirkt aber wohnlicher als in anderen Kastenwagen. Kein Wunder, baut das Transporter-Quartett doch auf der PSA-Pkw-Plattform EMP2 auf, was man auch beim Fahren merkt: Der Opel liegt satt auf der Straße und fühlt sich weniger groß an, als er ist. Vorbildlich: Mit maximal 1,94 Meter Höhe passt der Transporter noch in fast jedes Parkhaus.
Pkw-entsprechend gut lässt sich der Zafira Life ausstatten: Sind in der ab 34660 Euro erhältlichen Basisausstattung Selection lediglich Tempomat, manuelle Klimaanlage, Regensensor und die elektrischen Fensterheber vorne erwähnenswert, hält die Preisliste Schmankerl wie Head-up-Display, 180-Grad-Kamera, Bi-Xenon-Licht, Spur- und Notbremsassistent, Tot-WinkelDrei-Bestuhlung Warner, Panorama-Glasdach, belederte Massagesitze und ein (verhältnismäßig kleines) 7-Zoll-Touchscreen-Infotainmentsystem mit Smartphone-Anbindung bereit. Standardmäßig gibt es eine Schiebetür auf der rechten Seite, der gegenüberliegende Einlass kostet extra.
Ausschließlich für das Basis-Modell in der M-Länge (4,96 Meter) steht ein 102 PS starker 1,5-LiterVierzylinder Diesel bereit. Die Kurz- und Langversionen starten mit dem gleichen Triebwerk in einer 120-PS-Ausbaustufe. Wer den Laderaum von bis zu 4900 Litern nur selten vollpackt, fährt mit den kleinen Selbstzündern sicher gut.
Allen anderen sei der größere Zwei-Liter-Motor mit 150 PS und 370 Newtonmeter Drehmoment ans Herz gelegt. Er macht aus dem 1,7 Tonnen schweren Zafira Life zwar keinen Sportler, bewegt den Kasten aber souverän und fällt außer unter Last akustisch kaum auf.
Einziges Manko: Die drei Aggregate kommen alle mit einer etwas hakeligen Sechsgang-Schaltung. Die lässt sich nur vermeiden, wenn man zum mindestens 41405 Euro teuren Top-Zwei-Nuller mit 177 PS greift, der immer an eine hervorragende Achtgang-Automatik gekoppelt ist.
Der WLTP-Verbrauch der allesamt AdBlue-gereinigten Diesel liegt zwischen sechs und acht Litern. Auf einen Benziner verzichtet Opel gänzlich, dafür stellen die Rüsselsheimer eine batterieelektrische Version des Zafira Life in Aussicht. Die lässt aber noch bis 2021 auf sich warten.