Pures Comedy-Gold
Welke Erinnern Sie sich noch an meine Kolumne zum Thema „peinliche Patzer“? Ausgerechnet das Medienmagazin journalist hatte auf seiner Titelseite das Wort „Journalismus“falsch geschrieben, nämlich „Jornalismus“. Kann passieren. Jedenfalls: In der Ausgabe fand sich ein recht interessantes Interview mit Oliver „Oli“Welke (unser Foto). Der scheint für Interviews Zeit zu haben, befindet sich seine „heuteshow“doch gerade in der Sommerpause.
Welke sagte in dem Interview: „Säue wurden auch früher durchs Dorf getrieben, aber heute jagt man immer nur neuen hinterher, statt die alten einzufangen.“Der Mann ist ein Philosoph! Die Welt der sozialen Medien, sagte er, sei ihm zu schnell. Seine Show habe den Vorteil, „dass wir von Montag bis Freitag Zeit hafen, ben, darauf herumzudenken und wahrscheinlich ein Drittel aller Ideen wegzuwerfen, bevor sie auf Sendung gehen“. Er bezog sich auf die jeweils aktuellen „Hypes“und deren satirische Auswertung. Sprich: auf die Säue, die quiekend und grunzend durchs digitale Dorf trampeln.
Sie können sich gar nicht vorstellen, wie lange ich an dieser Kolumne herumgedacht habe, ganz ohne GagschreiberTeam, wie Welke es hat. Quiekend und grunzend bin ich durch die Redaktion getrieben worden ... Jaja, MedienkolumnenSchreiben ist ein hartes Geschäft. Ein Drittel aller meiner Ideen musste ich schließlich wegwerum Ihnen diese Medienkolumne präsentieren zu können.
Aber „meine Eitelkeit findet es durchaus schön, dass ich einmal die Woche sehr prominent in einem Fernsehformat auftauche“– ach nein, halt, das war wieder der olle Oli, der das gesagt hat. Man kommt,
pardon, so sauschnell durcheinander. Von Welke lernen, heißt dabei Comedy lernen. Denn der sagte auch noch, dass die sozialen Medienkanäle von Söder bis Scheuer „pures Comedy-Gold“seien. Nichts wie hin also zu Söder bis Scheuer! Bei Söder aber – alles staatstragend. Bei Scheuer – ebenfalls kein „pures Comedy-Gold“. Mensch Welke, schlechter Tipp! Da muss mehr kommen nach dem Ende der „heute-show“-Sommerpause ab dem 6. September!
Bis dahin versuche ich es mal mit meinem neuen – „öffentlich-rechtlichen“– südkoreanischen Lieblingssender KBS World. Zu sehen in Kabelnetzen und im Internet. In der Show „Battle Trip“(unser Screenshot) zum Beispiel gehen Promis auf Reisen: Sie müssen sich irgendwo irgendwie durchschlagen. Etwa im indonesischen Yogyakarta auf Java. Wo diese drei Typen dann – Comedians und Moderatoren –, die aus den 90ern ins Jahr 2019 gebeamt worden zu sein scheinen, minutenlang Spareribs essen. Mit Selfiesticks herumlaufen und immer darauf achten, ob die Frisur noch hält. Die Folgen haben englische Untertitel, die man allerdings nicht braucht, um sie zu verstehen.
Ansonsten besteht das Programm von KBS World, so mein Eindruck, vor allem aus Castingshow-Formaten. Alles überdreht, alles poppig, alles Wettbewerb. Alles professionell. Alles irre lustig. Da kann selbst ZDF-Comedy-Großmeister Oli Welke noch was lernen.