Wieder steht die Polizei im Stall
In Bad Grönenbach wird ein weiterer Milchviehbetrieb wegen des Verdachts auf Tierquälerei durchsucht
Bad Grönenbach/Altusried-Krugzell Die Unterallgäuer Tierschutzaffäre, in die inzwischen drei große landwirtschaftliche Betriebe involviert sind, beschäftigt weiter die Behörden. Am Freitag nahmen etwa 50 Polizeibeamte, zwei Staatsanwälte sowie Veterinäre des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) einen Betrieb im Unterallgäuer Bad Grönenbach unter die Lupe. Durchsucht wurde auch eine Hofstelle im Oberallgäuer Altusried, die zu dem landwirtschaftlichen Unternehmen gehört.
Dem Vernehmen nach hält der Großbetrieb insgesamt 1700 bis 1800 Rinder. Dort waren Mitarbeiter des Unterallgäuer Veterinäramtes sowie Tierärzte des LGL Ende Juli auf Verhältnisse gestoßen, die „mit dem Tierwohl nicht vereinbar“sind, erklärte Polizei-Pressesprecher Christian Eckel. Daraufhin hatte die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Tierquälerei eingeleitet.
Mit Durchsuchungsbeschlüssen in der Tasche rückten die Ermittler am Freitagmorgen in Bad Grönenbach sowie in Altusried an. Dabei sei es aber nicht darum gegangen, Hinweise auf mögliche Tierquälereien zu dokumentieren, sagte Eckel. Vielmehr seien Unterlagen und elektronische Dateien über den Betriebsablauf in dem Großunternehmen gesichert worden. „Beispielsweise geht es darum, wie Verantgeregelt sind, wie das Personal geschult wurde und welches Tier wann tierärztlich behandelt wurde“, erläuterte Eckel.
Nach aktuellem Stand sind die mutmaßlichen Verstöße gegen den Tierschutz laut Staatsanwaltschaft nicht so gravierend wie beim ersten Betrieb, in dem Videoaufnahmen Grausamkeiten gegen Rinder belegen. Wann die Ermittlungen in den beiden Fällen abgeschlossen sein werden, ist nach Auskunft der Staatsanwaltschaft unklar. Das gilt laut Leitendem Oberstaatsanwalt Christoph Ebert auch für ein drittes Verfahren, das sich im Stadium der Vorermittlungen befindet. Ebert sagte, derzeit erhalte man vermehrt Hinweise aus der Bevölkerung über angebliche Tierquälereien.
Eine Sprecherin des LGL machte am Freitag keine weiteren Angaben über die jüngste Durchsuchungsaktion und verwies auf die Zuständigkeit des Unterallgäuer Landratsamtes. Dort sagte eine Sprecherin: „Solange die Ermittlungen laufen, gilt die Unschuldsvermutung.“Konkrete Auskünfte gab es dagegen von Andreas Kaenders, Sprecher des Oberallgäuer Landratsamtes. Die Altusrieder Hofstelle, in der etwa 90 Jungrinder gehalten werden, war demnach am 24. Juli von Mitarbeitern des Oberallgäuer Veterinäramtes sowie des LGL kontrolliert worden. „Dabei gab es in fünf Fällen Beanstandungen“, sagt Kaenders. Diese seien „allesamt nicht gravierend“gewesen. So hätten zwei Tiere gelahmt, in einem Fall sei eine Klauwortlichkeiten enverletzung, in einem weiteren eine Hornverletzung festgestellt worden.
Zwischen 2016 und 2019 habe das Veterinäramt die Hofstelle einmal jährlich begutachtet. „Dabei gab es keine Beanstandungen“, sagt Kaenders. Landrat Anton Klotz stuft die jüngsten Beanstandungen als „absolut durchschnittlich für einen Bestand dieser Größe ein“. In den vergangenen Jahren sei im Landkreis „eine verschwindend geringe Zahl“gravierender Tierschutzverstöße festgestellt worden.
Was Klotz zur Überzeugung bringt: „Man muss die Kirche im Dorf lassen. Die überwiegende Zahl der 1800 Rinderhalter im Oberallgäu geht verantwortungsvoll mit den Tieren um.“