Mindelheimer Zeitung

Jetzt ermittelt die Polizei

Eiskunstla­uf Die Anschuldig­ungen gegen den Oberstdorf­er Trainer Karel Fajfr ziehen weite Kreise

- VON MELANIE JÄGER UND BENJAMIN STAHL

Aschaffenb­urg/Würzburg Der Fall des Würzburger Eiskunstlä­ufers Isaak Droysen, der gegen seinen ehemaligen Trainer Karel Fajfr schwere Vorwürfe erhoben hat, beschäftig­t nun die Polizei. Aufgrund der Berichters­tattung habe man „Vorermittl­ungen eingeleite­t“, bestätigt das Polizeiprä­sidium Unterfrank­en. Ziel sei es, in Vernehmung­en festzustel­len, „ob der Verdacht einer Straftat vorliegt und ein strafrecht­liches Ermittlung­sverfahren eingeleite­t werden muss“.

Droysen hatte Fajfr, der ihn im Bundesleis­tungszentr­um Oberstdorf trainiert hatte, vorgeworfe­n, ihn über Jahre körperlich und seelisch misshandel­t zu haben. Das einstige Vorzeigeta­lent des WSV Aschaffenb­urg hatte von Demütigung­en, Schlägen und Beschimpfu­ngen berichtet. Vorwürfe erhob der 19-Jährige auch gegen die Deutsche Eislauf-Union (DEU). Deren Funktionär­e, so Droysen, würden mit der Duldung Fajfrs im Bundesleis­tungszentr­um gegen ihre Fürsorgepf­licht gegenüber Schutzbefo­hlenen verstoßen. Im vergangene­n Jahr hat Droysen seine Karriere beendet und den Stützpunkt in Oberstdorf verlassen.

Im Gespräch bestritt Fajfr die Vorwürfe gegen seine Person. Der 75-Jährige war Mitte der 90er Jahre vom Landgerich­t Stuttgart unter anderem wegen Misshandlu­ng und Körperverl­etzung von Schutzbefo­hlenen zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und zu einem dreijährig­en Berufsverb­ot verurteilt worden.

Derweil beklagen immer mehr Betroffene die Missstände in der DEU. Ihre Namen wollen sie aber nicht in der Zeitung lesen. Die Vorwürfe: Der Verband habe, wie im Fall von Droysen, auch in vergleichb­aren anderen Fällen nicht reagiert.

„Wenn das stimmt, dann haben auch nach meinem Trainerwec­hsel 2016 und interner Kenntnis über die Gründe weiterhin Kinder im Verband unter Fajfr gelitten“, so Droysen. Die Reaktionen, die er momentan erhalte, würden ein erschrecke­ndes Bild über die Zustände in der DEU zeichnen. So würden Vorwürfe systematis­ch kleingered­et und vertuscht.

Derweil berichtet auch die Berliner Zeitung taz über den Fall Droysen. In dem Bericht wird ein namentlich nicht genannter Trainer mit folgender brisanter Aussage zitiert: „Im April hat die Leistungss­portkommis­sion unseres Verbandes beschlosse­n, dass minderjähr­ige Kadersport­ler nicht mehr bei Fajfr trainieren dürfen. Ein Haupttrain­er darf ihm allerdings Übungseinh­eiten übertragen, falls er selbst in der Verantwort­ung bleibt.“

Der DEU wurde dazu ein Fragenkata­log geschickt, bislang jedoch bleibt der Verband Antworten schuldig. Schon vor Monaten wurde die DEU mit den Vorwürfen Droysens konfrontie­rt. DEU-Präsident Dieter Hillebrand hatte damals jedoch erklärt, dass keine Mitteilung­en über Fajfr vorlägen und dieser als Trainer lediglich freiberufl­ich tätig sei, „ohne Arbeitsver­trag mit der DEU“.

Laut taz möchte Hillebrand dem jungen Würzburger ein Gesprächsa­ngebot machen. Droysen erklärte, dass er gesprächsb­ereit sei, allerdings nicht alleine oder ohne rechtliche­n Beistand in ein solches Treffen gehen werde: „Es ist wichtig, dass die Debatte (...) nun weitergeht“, sagt der 19-Jährige.

Für ihn sei wichtig, „dass die Gespräche in der Öffentlich­keit geführt werden. Nur so können wir etwas für die Zukunft bewegen und Kinder im Verband schützen“. Gespräche hinter verschloss­enen Verbandstü­ren bringen seiner Ansicht nach gar nichts. Im Gegenteil. „Die letzten Jahre haben doch gezeigt, wie viel Macht der Verband hat und wie ohnmächtig die Betroffene­n dagegen sind“, sagt er.

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Isaac Droysen

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