Jetzt ermittelt die Polizei
Eiskunstlauf Die Anschuldigungen gegen den Oberstdorfer Trainer Karel Fajfr ziehen weite Kreise
Aschaffenburg/Würzburg Der Fall des Würzburger Eiskunstläufers Isaak Droysen, der gegen seinen ehemaligen Trainer Karel Fajfr schwere Vorwürfe erhoben hat, beschäftigt nun die Polizei. Aufgrund der Berichterstattung habe man „Vorermittlungen eingeleitet“, bestätigt das Polizeipräsidium Unterfranken. Ziel sei es, in Vernehmungen festzustellen, „ob der Verdacht einer Straftat vorliegt und ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren eingeleitet werden muss“.
Droysen hatte Fajfr, der ihn im Bundesleistungszentrum Oberstdorf trainiert hatte, vorgeworfen, ihn über Jahre körperlich und seelisch misshandelt zu haben. Das einstige Vorzeigetalent des WSV Aschaffenburg hatte von Demütigungen, Schlägen und Beschimpfungen berichtet. Vorwürfe erhob der 19-Jährige auch gegen die Deutsche Eislauf-Union (DEU). Deren Funktionäre, so Droysen, würden mit der Duldung Fajfrs im Bundesleistungszentrum gegen ihre Fürsorgepflicht gegenüber Schutzbefohlenen verstoßen. Im vergangenen Jahr hat Droysen seine Karriere beendet und den Stützpunkt in Oberstdorf verlassen.
Im Gespräch bestritt Fajfr die Vorwürfe gegen seine Person. Der 75-Jährige war Mitte der 90er Jahre vom Landgericht Stuttgart unter anderem wegen Misshandlung und Körperverletzung von Schutzbefohlenen zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und zu einem dreijährigen Berufsverbot verurteilt worden.
Derweil beklagen immer mehr Betroffene die Missstände in der DEU. Ihre Namen wollen sie aber nicht in der Zeitung lesen. Die Vorwürfe: Der Verband habe, wie im Fall von Droysen, auch in vergleichbaren anderen Fällen nicht reagiert.
„Wenn das stimmt, dann haben auch nach meinem Trainerwechsel 2016 und interner Kenntnis über die Gründe weiterhin Kinder im Verband unter Fajfr gelitten“, so Droysen. Die Reaktionen, die er momentan erhalte, würden ein erschreckendes Bild über die Zustände in der DEU zeichnen. So würden Vorwürfe systematisch kleingeredet und vertuscht.
Derweil berichtet auch die Berliner Zeitung taz über den Fall Droysen. In dem Bericht wird ein namentlich nicht genannter Trainer mit folgender brisanter Aussage zitiert: „Im April hat die Leistungssportkommission unseres Verbandes beschlossen, dass minderjährige Kadersportler nicht mehr bei Fajfr trainieren dürfen. Ein Haupttrainer darf ihm allerdings Übungseinheiten übertragen, falls er selbst in der Verantwortung bleibt.“
Der DEU wurde dazu ein Fragenkatalog geschickt, bislang jedoch bleibt der Verband Antworten schuldig. Schon vor Monaten wurde die DEU mit den Vorwürfen Droysens konfrontiert. DEU-Präsident Dieter Hillebrand hatte damals jedoch erklärt, dass keine Mitteilungen über Fajfr vorlägen und dieser als Trainer lediglich freiberuflich tätig sei, „ohne Arbeitsvertrag mit der DEU“.
Laut taz möchte Hillebrand dem jungen Würzburger ein Gesprächsangebot machen. Droysen erklärte, dass er gesprächsbereit sei, allerdings nicht alleine oder ohne rechtlichen Beistand in ein solches Treffen gehen werde: „Es ist wichtig, dass die Debatte (...) nun weitergeht“, sagt der 19-Jährige.
Für ihn sei wichtig, „dass die Gespräche in der Öffentlichkeit geführt werden. Nur so können wir etwas für die Zukunft bewegen und Kinder im Verband schützen“. Gespräche hinter verschlossenen Verbandstüren bringen seiner Ansicht nach gar nichts. Im Gegenteil. „Die letzten Jahre haben doch gezeigt, wie viel Macht der Verband hat und wie ohnmächtig die Betroffenen dagegen sind“, sagt er.