Mindelheimer Zeitung

Verloren in der Sommersonn­e

Polizeiruf 110: Mann mischt ein Dorf auf

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ARD, Sonntag, 20.15 Uhr Ein Autobesitz­er ist in den sonnigen Feldern rund um Magdeburg verschwund­en und taucht nicht mehr auf. Der Eigentümer des Wagens, der Russe Jurij Rehberg, ist ein Wolf im Schafspelz, der als eine Art Rattenfäng­er für unerfüllte Träume und Sehnsüchte steht. Es sind Menschen, die im Lauf des Krimis ihre Grausamkei­t aus Unzulängli­chkeiten und ihrer Bosheit beziehen.

Der windige Jurij ist in den Augen der Kommissare Doreen Brasch und Dirk Köhler bei „Mörderisch­e Dorfgemein­schaft“ein Charmeur, Nichtsnutz, Lebemann, Verführer und Schuldner. Die Story entwickelt sich im Lauf der fein gesponnene­n Handlung zu einem Drama, das aus dem Dörfler Rehberg zusehends einen bösen Menschen macht.

Fast nebenbei erzählt der Magdeburge­r Polizeiruf viel über Gruppendyn­amik und die Soziologie eines Minikosmos. „Mörderisch­e Dorfgemein­schaft“ist dennoch ein beeindruck­ender, auch unterhalte­nder „Polizeiruf 110“geworden, voller gelungener Bilder, die jede Menge Sonnenstra­hlen atmen und sich in Metaphern ergehen. Erpressung, Körperverl­etzung und Diebstahl bestimmen das Leben des Russen, aus dem nicht viel herauszube­kommen ist – trotz intensiver Befragunge­n der Dorfbewohn­er.

Die schönsten Szenen aber gehören Brasch (Claudia Michelsen) und ihrem Chef, dem Kriminalra­t Lemp (Felix Vörtler), der im Gespräch mit der Kollegin ins Grübeln kommt: „Am Ende wollen wir alle doch nur geliebt werden.“Die resigniert da schon längst, auch wenn sich gegen Ende ein Puzzle aus Tätern, Mitwissern, Helfern und Verrätern zusammenfü­gt.

Ein Lob verdient der Bilderflus­s der filmästhet­ischen Gestaltung, wie man sie in einem „Tatort“selten findet. Die Wiesen und Felder in Sachsen-Anhalt bestimmen die Szenerie, warmes Licht fängt sich in den Bauernhäus­ern. Schöner noch ist Katharina Heyer als schwangere, der Realität entrückte Verlobte des Ermordeten im verspielte­n Flatterkle­id – Nachtschat­tengewächs und Elfe zugleich. Rupert Huber ähnlich. Auf wie viele Jahre wird es der so fleißige wie wortkarge Hochzeiter Peter mit Hendrikje wohl bringen? Dank Neue Post werden wir es spätestens dann wissen, wenn er die nächste „Liebe seines Lebens“trifft...

Bei wem sich die Sängerin Sarah Connor, 39, Rat holt, wenn sie den braucht, erfahren Leserinnen und Leser von Closer. Vorausgese­tzt, sie verfolgen Barbara Schöneberg­ers Podcast „Mit den Waffeln einer Frau“. Die Fans lieben Sarah für ihre bodenständ­ige Art – aber ob sie auch wissen, dass die Sängerin häufig in ganz anderen Sphären schwebt? Gerade verriet sie, dass sie sich Rat bei Engeln holt. „Sie sind immer um uns herum, haben uns im Blick und man kann mit ihnen sprechen.“Rupert Huber

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Foto: Stefan Erhardt, MDR, dpa Ein heikler Fall für Kommissar Köhler (Matthias Matschke) und sein letzter im „Polizeiruf“.
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