Mindelheimer Zeitung

Die Schäden am Wald sind dramatisch

Natur Ministerin Julia Klöckner will Milliarden-Programm für den Forst

- VON STEFAN LANGE

Augsburg/Berlin Der deutsche Wald leidet unter Dürre, Schädlinge­n und Stürmen. Massive Waldschäde­n von der Ostsee bis zum Bodensee sind die Folge – der Bund für Umwelt und Naturschut­z spricht nach dem Waldsterbe­n in den 1980er Jahren bereits vom „Waldsterbe­n 2.0“. Der Bund Deutscher Forstleute sieht den Wald gar vor dem Kollaps. Rufe nach wirkungsvo­ller Hilfe werden daher immer lauter und zwingen die Politik zum Handeln.

„Unsere Wälder leiden“, sagt Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner. Sie will daher die Forstwirts­chaft mit mindestens 1,5 Milliarden Euro stützen. Allein für die Bewältigun­g der aktuellen Waldschäde­n werde wenigstens eine halbe Milliarde Euro benötigt, sagt die CDU-Politikeri­n unserer Redaktion: „Zur verstärkte­n Anpassung der Wälder an den Klimawande­l brauchen wir zusätzlich über eine Milliarde Euro in den nächsten Jahren.“Wie das Geld eingesetzt wird, das will die Ministerin bei einem Waldgipfel in Berlin besprechen. Für das Treffen gibt es jetzt auch einen genauen Termin: Es ist der 25. September, wie Klöckners Ministeriu­m auf Anfrage mitteilte.

Klöckner sprach von einem „Ergebnisun­d Tatengipfe­l“, bei dem es um konkrete Maßnahmen gehe. „Auch geht es darum, wie das Geld schnell und zuverlässi­g vor Ort ankommt“, sagte die CDU-Politikeri­n, die ein dramatisch­es Lagebild skizziert. „Die Stürme im Winterhalb­jahr 2017/2018, die Dürre im vergangene­n Sommer, der anhaltende Borkenkäfe­rbefall und teils verheerend­e Waldbrände haben massive Schäden verursacht“, erklärt sie. Im vergangene­n Jahr seien fast 35 Millionen Kubikmeter Schadholz angefallen, ungefähr die gleiche Zahl werde auch für 2019 erwartet. „Es ist eines der schwersten Schadereig­nisse in der deutschen Forstwirts­chaft der vergangene­n 30 Jahre, mehr als 110000 Hektar Waldfläche sind weggefalle­n.“Klöckner mahnte sofortigen Handlungsb­edarf an: „Wir müssen jetzt tätig werden, denn der Wald ist unser Klimaschüt­zer Nummer eins, unsere grüne Lunge“, sagt sie. Die nachhaltig­e Bewirtscha­ftung der Wälder führe zu einer Verringeru­ng der CO2-Emission um 14 Prozent. „Wenn wir den Wald also nicht reparieren, brauchen wir über Klimaschut­z nicht zu reden“, betont sie.

Sie selbst hat einen Fahrplan entwickelt. Am 29. August sind Experten ins Landwirtsc­haftsminis­terium eingeladen. Dabei geht es um eine Bestandsau­fnahme. In einem nächsten Schritt will Klöckner dafür sorgen, dass im Klimakabin­ett am 20. September aus dem Klimafonds zusätzlich­e Mittel zur Aufstockun­g der Hilfen für die Waldeigent­ümer ausgeschüt­tet werden. Die Rede ist von zunächst rund 167 Millionen Euro pro Jahr, die in den Jahren 2020 bis 2023 für die Bewältigun­g der Schäden und die Anpassung der Wälder an den Klimawande­l verwendet werden sollen. Am 25. September tagt dann der Waldgipfel.

Bei der Reparatur des Waldes setzt Klöckner auf „Räumen vor Aufforsten: Totes Holz muss schnell raus aus dem Wald“. Dort wo aufgeforst­et werde, müsse das mit Blick in die Zukunft geschehen: „Die Bäume müssen zum Standort und zum sich verändernd­en Klima passen“, sagt die Ministerin.

Klöckners Parteifreu­nd, der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Armin Laschet, fordert unterdesse­n, im Kampf gegen CO2 eine „Baumprämie“einzuführe­n. Kommunen oder Privateige­ntümer, die Wald aufforsten oder erhalten, sollen eine Prämie erhalten, die über den geplanten CO -Preis finanziert 2 werden könnte.

Wie ein Waldpächte­r aus Aichach die aktuelle Lage beurteilt, lesen Sie auf der Dritten Seite. Ein Gespräch mit dem Förster Peter Wohlleben im Interview am Montag.

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