Mindelheimer Zeitung

Das sparen Sie durch den Soli-Abbau

Finanzen Für die meisten Steuerzahl­er soll ab 2021 die zusätzlich­e Abgabe auf die Einkommens­teuer wegfallen. Aber was ist mit den besser Verdienend­en?

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Berlin Der Solidaritä­tszuschlag soll weg – zumindest für die meisten derer, die ihn heute zahlen. Auf diesen „deutlichen ersten Schritt“haben sich CDU, CSU und SPD schon im Koalitions­vertrag geeinigt. Nun macht Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) Nägel mit Köpfen und präsentier­t einen Vorschlag, der auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Pläne im Detail:

● Jetzige Regelung Der Soli-Zuschlag beträgt 5,5 Prozent der Einkommeno­der Körperscha­ftsteuer. Insgesamt brachte er dem Staat im Haushaltsj­ahr 2018 laut Finanzmini­sterium 18,9 Milliarden Euro ein. Neben Arbeitnehm­ern zahlen auch Gewerbetre­ibende wie zum Beispiel selbststän­dige Handwerker die Abgabe.

● Gültigkeit Nach den Scholz-Plänen würde der Soli ab 2021 weitgehend wegfallen. Nach einem Gutachten des ehemaligen Präsidente­n des Bundesverf­assungsger­ichts, Hans-Jürgen Papier, muss der Soli spätestens 2020 weg. Denn nach dem Auslaufen des Solidarpak­ts, wenn also der Osten kein Extrageld mehr bekommt, könne man die Sonderabga­be nicht mehr rechtferti­gen. Nach Berechnung­en von Experten gibt der Bund schon heute weniger Geld für die Folgen der Wiedervere­inigung aus, als er über den Soli einnimmt.

● Wer weiter zahlen muss Für 90 Prozent der heutigen Soli-Zahler soll die Abgabe komplett wegfallen. 3,5 Prozent von ihnen – die Topverdien­er – sollen ihn in der vollen Höhe von 5,5 Prozent der Körperscha­ftoder Einkommens­teuer zahlen. Für alle dazwischen soll der Soli-Satz schrittwei­se ansteigen – im Politikerd­eutsch „Milderungs­zone“genannt (dazu später mehr). Damit würden 96,5 Prozent aller Steuerzahl­er bessergest­ellt als heute.

● Wer nichts mehr zahlen muss Die Regelung wirkt sich etwas unterschie­dlich für verschiede­ne Gruppen aus. 91 Prozent der Arbeitnehm­er, die den Soli heute noch zahlen, wären nach Berechnung­en des Bundesfina­nzminister­iums mit der geplanten Neuregelun­g ganz vom Soli befreit. In die „Milderungs­zone“fielen 6,5 Prozent von ihnen. Bei den Gewerbetre­ibenden müssten 88 Prozent der heutigen Soli-Zahler die Abgabe nicht mehr zahlen, von den verringert­en Sätzen der Milderungs­zone würden 6,5 Prozent profitiere­n.

● Wo die Grenze liegt Die Höhe des Soli richtet sich nach der Einkommens­teuer. Wer jährlich bis zu 16956 Euro Einkommen- oder Lohnsteuer zahlt, soll keinen Soli zahlen. Bei zusammen Veranlagte­n liegt die Grenze bei 33912 Euro.

● Rechenbeis­piele In Abhängigke­it von verschiede­nen Freibeträg­en kann die Einkommens­teuer variieren. Ab welchem Einkommen der Soli fällig wird, lässt sich deshalb nur ungefähr sagen. Das Finanzmini­sterium hat ausgerechn­et, dass ledige sozialvers­icherungsp­flichtige Arbeitnehm­er bis zu einem Bruttojahr­eslohn von etwa 73 874 Euro nichts zahlen. Mit höherem Einkommen wüchse die Belastung, bis bei circa 109451 Euro Bruttolohn die vollen 5,5 Prozent fällig würden.

● Entlastung von Familien Eine Familie mit zwei Kindern und einem Alleinverd­iener wäre demnach grob gerechnet bis zu einem Bruttojahr­eslohn von 151990 Euro von der Abgabe befreit. Ab einem Bruttojahr­eslohn von um die 221375 Euro müsste der volle Soli gezahlt werden.

● Der Spareffekt Das Ifo-Institut hat für die Frankfurte­r Allgemeine Sonntagsze­itung ermittelt, dass sich mit der Neuregelun­g bis zu 1800 Euro Steuern sparen ließen. In dieser Höhe würden demnach Alleinverd­iener-Ehepaare mit Kindern entlastet. Ihren persönlich­en „Soli“finden Sie auch im Steuerbesc­heid.

● Die Grenzfälle Die „Milderungs­zone“soll verhindern, dass jemand, dessen Gehalt die Freigrenze um einen Euro überschrei­tet, schon in voller Höhe belastet wird. Eine ähnliche Regelung gibt es heute schon im Soli-Gesetz, die volle Belastung wird aber schneller erreicht.

● Die Steuerausf­älle Wenn der Solidaritä­tszuschlag auf die Einkommens­teuer für alle abgeschaff­t würde, brächte das nach Ministeriu­msberechnu­ngen Steuerausf­älle von elf Milliarden Euro pro Jahr mit sich.

● Was wäre wenn Ein Dax-Vorstandsc­hef mit einem durchschni­ttlich zu versteuern­den Jahreseink­ommen von 5,8 Millionen Euro würde mehr als 140000 Euro sparen. Aber nur, wenn der Soli komplett abgeschaff­t werden würde, worüber die Parteien in Berlin noch streiten. Martina Herzog, dpa

 ?? Foto: Jens Büttner, dpa ?? Der Soli sollte dazu dienen, mehr Geld für den Aufbau der ostdeutsch­en Länder zur Verfügung zu haben. Diese Zeiten sind vorbei.
Foto: Jens Büttner, dpa Der Soli sollte dazu dienen, mehr Geld für den Aufbau der ostdeutsch­en Länder zur Verfügung zu haben. Diese Zeiten sind vorbei.

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