Mindelheimer Zeitung

Neuer Kuka-Vorstand: Der Mann, der mit China kann

Hintergrun­d Lange wurde nach einem Technik-Spitzenman­n gesucht. Warum sich Peter Hofmann gegen andere Kandidaten durchsetze­n konnte

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Kuka kann nach unruhigen Monaten wieder eine Erfolgsmel­dung vorweisen: Die Verpflicht­ung von Professor Peter Hofmann als Technikvor­stand ab 1. November sei unter den Mitarbeite­rn gut angekommen, heißt es am Sonntag aus Unternehme­nskreisen. Die Fahndung nach dem CTO, also Chief Technology Officer, gestaltete sich in den letzten Wochen schwierig. Denn die Verantwort­lichen des Maschinenb­auers setzen große Hoffnungen in den neuen Manager, was die Suche für die beauftragt­en Headhunter erschwerte. Der künftige dritte Kuka-Vorstand musste nach Recherchen dieser Redaktion eine lange Liste an Kriterien erfüllen, sodass es in Augsburg schon scherzhaft hieß, das Unternehme­n versuche mit der Personalie die Quadratur des Kreises zu erreichen.

Demnach sollte das neue Mitglied des Führungszi­rkels sich bestens mit dem Vorstandsv­orsitzende­n Peter Mohnen, dem früheren Finanzchef des Unternehme­ns, und Andreas Pabst, dem Nachfolger Mohnens in der Funktion, verstehen. Ein solcher CTO war bereits lange bei Kuka im Gespräch. Nach Informatio­nen dieser Redaktion hatten einflussre­iche Kreise bei dem Roboterbau­er auch Mohnens von den Chinesen geschasste­n Vorgänger Till Reuter immer wieder nahelegt, sich einen solch starken Experten an seine Seite zu holen. Mohnen setzt um, was der gelernte Jurist und Investment­banker Reuter – wie Insider noch heute kritisch anmerken – versäumt habe. Der aktuelle KukaChef traut sich damit, einen starken Mann wie Hofmann, also einen Experten mit technische­m Sachversta­nd, an seine Seite zu holen. So ein Schritt setzt auch immer die Bereitscha­ft voraus, Macht zu teilen, also auch Verantwort­ung zu delegieren.

Dass Hofmann, Jahrgang 1964, zu Mohnen und Pabst zu passen scheint, hat mit einem weiteren Anforderun­gskriteriu­m an ihn zu tun: Denn Kuka gilt zwar mit rund 14200 Mitarbeite­rn und gut 3,2 Milliarden Euro Umsatz als Konzern, die Mentalität ist aber mittelstän­disch geprägt. Auf der Suche nach „Mister X“für den Vorstand war ein Manager gefragt, der beide Welten kennt: die der Konzerne und die des Mittelstan­ds. Dabei sollte der Technik-Chef auf ausdrückli­chen Wunsch der Arbeitnehm­ervertrete­r auch geerdet sein, also durchaus basisorien­tiert und ein wenig hemdsärmel­ig. Erfahrung muss er auch mitbringen und dabei lieber anpacken und auch umsetzen, als nur mit Visionen zu punkten.

Der Kreis möglicher Kandidaten – das zeigt das ausladende Anforderun­gsprofil – wurde immer kleiner. Dass die Wahl unter mehreren Bewerbern in der Endrunde dann auf Hofmann fiel, hat er auch seiner Flexibilit­ät zu verdanken. Er kann nämlich beides: Konzern und Mittelstan­d. Der im baden-württember­gischen Tuttlingen geborene Mann hat nach seinen Studien der Luft- und Raumfahrt sowie der Informatik lange bei Daimler als Entwicklun­gsingenieu­r geschafft, wie es in Stuttgart heißt.

Danach führte Hofmann der Weg in die Automatisi­erungstech­nik, zunächst zum mittelstän­disch geprägten Familienun­ternehmen Bürkert. Hier war Hofmann als Technikche­f für die Entwicklun­g von Steuerungs­und Regelungsk­omponenten verantwort­lich. Bürkert ist mit mehr als 2800 Mitarbeite­rn weltweit aktiv. Das Unternehme­n aus dem im Nordosten Baden-Württember­gs gelegenen Ingelfinge­n hat eine Exportquot­e von 70,2 Prozent.

Bürkert ist ebenso in China tätig wie die beiden weiteren Arbeitgebe­r, die in Hofmanns Karriere vor seinem Sprung zu Kuka folgen sollten: Von 2010 bis 2017 war er für den Esslinger Automatisi­erungsspez­ialisten Festo tätig: Das Familienun­ternehmen mit mehr als 21200 Mitarbeite­rn spielt in der KukaKlasse mit und gilt als deutsche Hightech-Perle. Danach ging es – wie berichtet – zum Hersteller von Abfüll- und Verpackung­sanlagen Krones nach Neutraubli­ng bei Regensburg. Das wie Kuka börsennoti­erte Unternehme­n mit gut 17100 Beschäftig­ten musste zuletzt einen deutlichen Gewinnrück­gang hinnehmen. Die Firma genießt als Arbeitgebe­r einen guten Ruf in China und wurde einst von der Bertelsman­n Stiftung und der deutschen Handelskam­mer Shanghai für ihr soziales Engagement, insbesonde­re auf dem Gebiet der Qualifizie­rung von Mitarbeite­rn, in dem Riesenreic­h ausgezeich­net.

Hofmanns bisherige Arbeitgebe­r unterhalte­n also allesamt beste Beziehunge­n zu China. Auch über ihn heißt es in Industriek­reisen: „Er ist der Mann, der mit China kann.“Das ist bei dem Roboterbau­er von Vorteil, stammt doch mit dem Haushaltsg­eräteherst­eller Midea der mit 94,6 Prozent bestimmend­e Aktionär aus dem asiatische­n Land. Doch der künftige Kuka-CTO muss noch mehr können: Es wurde nach einem Spezialist­en mit wissenscha­ftlicher Expertise gesucht, der durchsetzu­ngsstark ist. Hier lichten sich im Top-Management die Reihen erheblich und auch ein Mann aus der zweiten Reihe wie Hofmann bekommt eine Vorstands-Chance. Jedenfalls erfüllt der Manager nach Meinung der Verantwort­lichen, die ihn zu Kuka geholt haben, beides: Forschungs­kompetenz und Umsetzungs­fähigkeit. Hofmann wurde 2003 von der TU Dresden als Honorarpro­fessor für mechatroni­sche Systeme im Automobil berufen. Gleicherma­ßen eilt ihm der Ruf voraus, Tempo für die Umsetzunge­n von Innovation­en zu machen. Daran haperte es nach Informatio­nen aus Branchenkr­eisen in den vergangene­n Jahren bei Kuka. Es lastet also ein hoher Erwartungs­druck auf den neuen Kuka-Vorstand. Im sozialen Netzwerk Linkedin wirbt Hofmann für sich mit dem Motto: „Verstehen, Strukturie­ren, Innovieren.“

Das sind alles Künste, die bei der Kuka AG gefragt sind.

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Foto: Kuka Peter Hofmann wird Technik-Vorstand bei Kuka in Augsburg.

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