Auf Mallorca fließt wieder Bullenblut
Spanien Die Inselregierung hatte den Stierkampf verboten. Aber Verfassungsrichter in Madrid kippten das Gesetz
Palma Kurz bevor auf Mallorca das Blut von acht Bullen unter dem Jubel von Tausenden floss, gab es Beschimpfungen, Pfiffe und Tränen. Auf der spanischen Ferieninsel gab es am späten Freitagabend trotz wütender Proteste von Tierschützern ein Comeback des Stierkampfes. Bei der ersten „Corrida de Toros“nach zweijähriger Zwangspause waren die Tribünen der 11600 Zuschauer fassenden Arena in Palma gut gefüllt. Knapp 9000 Fans zahlten Eintrittspreise bis zu 130 Euro.
Vor der Arena hatten sich 400 Menschen zwei Stunden vor Beginn versammelt, um lautstark gegen die blutige Show zu protestieren. Sie beschimpften 30 Stierkampffans, die eine „Gegendemo“organisierten, als „Mörder“und skandierten Slogans wie „Torero, du Feigling, wir wünschen dir einen schlechten Abend!“.
Die Rückkehr der Toreros auf die Insel war vom Verfassungsgericht ermöglicht worden. Ende 2018 kippten die Richter in Madrid in Teilen ein balearisches Gesetz, das die linke Regionalregierung durchgebracht hatte. Dieses Verbot wurde wieder aufgehoben. Die Begründung der Richter: Da der Stierkampf 2013 zum nationalen Kulturgut erklärt worden sei, könne nur der Zentralstaat über solche Verbote entscheiden. Die Regionen dürfen nicht eigenmächtig solche Beschlüsse fassen. Der Tod des Stiers am Ende des Kampfes sei unabänderlicher Bestandteil des Spektakels, so die Richter. Mit Mallorca fiel eine der letzten stierkampffreien Bastionen Spaniens. Schon 2016 hatte die Justiz ein in Katalonien seit 2010 geltendes Stierkampfverbot gekippt. Die Kanaren sind nun die einzige Region, in der noch eine Art Stierkampfverbot gilt. Auf den Atlantikinseln gibt es keine Tradition des Spektakels. Der Stierkampf ist in Spanien ein großes Geschäft. Allein die mehr als tausend Zuchtbetriebe mit rund 70000 Mitarbeitern erwirtschaften jährlich rund 1,5 Milliarden Euro. Das Spektakel ist aber im ganzen Land zunehmend umstritten. Laut einer Umfrage sind inzwischen rund 56 Prozent der Spanier dagegen.