Mindelheimer Zeitung

Oh je, FCA

Fußball Nach dem 1:2 gegen den Viertligis­ten Verl und dem frühen Aus im Pokal kritisiert Manager Reuter seine Mannschaft: Das war zu wenig. Der Bundesligi­st lässt Leidenscha­ft vermissen. Am Samstag wartet ein dicker Brocken

- VON WOLFGANG LANGNER

Verl Auf der Anlage des SC Verl herrschte Stimmung wie am Rosenmonta­g. Die Fans des Klubs waren im Ausnahmezu­stand. Jeder suchte die Nähe der Spieler und diese ließen diese Nähe auch gerne zu. Lautstarke Gesänge drangen anschließe­nd aus der Kabine des Siegers, der sich auch freute, dass ein FernsehTea­m der ARD dies auch filmen wollte. Verls Trainer Rino Caprati schien lange nach Spielschlu­ss noch fassungslo­s zu sein. Mit zitternden Händen griff er bei der Pressekonf­erenz das Mikrofon: „Heute ist was ganz Besonderes passiert. Wir haben immer daran geglaubt und ich habe meinen Jungs gesagt: ,Wir gehen auf den Platz, um zu gewinnen.‘ Wir haben auch gewusst, dass es Phasen geben wird, in denen wir leiden müssen, aber wir hatten auch ein letztes Quäntchen Glück.“

Vor allem hatte Verl eines, das den Gästen aus Augsburg fehlte, nämlich Leidenscha­ft. Dabei wurde der FCA rechtzeiti­g gewarnt. Bereits nach drei Minuten lag der Ball erstmals im Netz, als Langesberg einköpfte. Allerdings sah Schiedsric­hter Thomsen zuvor eine Abseitsste­llung und erkannte diesen Treffer nicht an. Fünf Minuten später war es dann passiert. Tomas Koubek, der neue Keeper des FCA, parierte zunächst gegen Haeder glänzend, doch Suchy fälschte den Ball unglücklic­h zum 1:0 für Verl ab. Augsburg kam überhaupt nicht auf die Füße und der zweite Treffer durch Schallenbe­rg (23.) war zu diesem Zeitpunkt ohnehin nur eine Frage der Zeit gewesen.

Erst ab der 30. Minute wurde der FCA besser und erspielte sich durch Gregoritsc­h, Richter oder Hahn gute Möglichkei­ten. Unmittelba­r nach dem Wechsel dominierte allerdings wieder der SC Verl. Erst als der FCA merkte, dass langsam die Felle davonschwa­mmen, gab die Mannschaft Gas. Aber es reichte nur noch zu einem verwandelt­en Foulelfmet­er von André Hahn in der 83. Minute. „Das war so ein typisches Pokalspiel, das es für die Allgemeinh­eit so süß macht, aber wir sind umso saurer. Sauer vor allem über unsere eigene Leistung“, ärgerte sich Martin Schmidt.

Der FCA-Trainer führte Gründe an, die zur Niederlage geführt hatten: „Wir haben die ersten 20 Minuten völlig verpennt und das war von uns ein wildes Spiel.“Lediglich die Schlusspha­se seiner Mannschaft machte dem Coach vor dem Bundesliga-Auftakt am Samstag bei Borussia Dortmund Mut: „Durch das Anschlusst­or kam etwas Feuer rein. Da hätte es fast noch für die Verlängeru­ng reichen können.“

Mehr Lob von Schmidt bekam der SC Verl: „Die haben sehr gut Fußball gespielt. Gestohlen war dieser Sieg jedenfalls nicht.“Aber wie soll das in Dortmund jetzt für den

Neuzugang Suchy fälscht den Ball ins eigene Tor ab

Trainer Schmidt verbreitet Zuversicht

gut gehen? Als Trainer muss Schmidt Zuversicht verbreiten: „Zunächst kommen jetzt drei Spieler nach ihren Verletzung­en zurück (Philipp Max, Alfred Finnbogaso­n, Raphael Framberger). Darauf freuen wir uns jetzt. Wir werden in Dortmund sicherlich ein anderes Gesicht zeigen, aber wir wissen, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben. Dem werden wir uns jetzt stellen.“

Lob bekam von Schmidt ein FCA-Spieler: Torhüter Tomas Koubek, der in einigen Situatione­n kühlen Kopf bewahrt hatte. „Es war nicht leicht für ihn, weil er schon am Anfang viel auf sein Tor bekam. Er hatte aber gute Aktionen. Man hat gesehen, dass er beidfüßig ist und dass er auch Persönlich­keit ausstrahlt.“

Wie bereits vor zwei Jahren beim FC Magdeburg ist der FCA erneut in der 1. Runde ausgeschie­den. Manager Stefan Reuter ärgerte sich maßlos: „Wir sind sehr enttäuscht. Natürlich sind das keine einfachen Spiele, das weiß ich von meiner eigenen Karriere. Aber für mich ist unerklärli­ch, dass wir zu Beginn des Spiels die Fehler machen, auf die zuvor hingewiese­n wurde. Der Trainer hat ausdrückli­ch gesagt, nicht die Bälle in die Mitte zu spielen, wo Verl mit dem Pressing ansetzen wird.“

Reuter legte nach: „Wir waren zu wenig in Bewegung und haben das Tempo dann oft wieder rausgenomF­CA men. Und wenn du Chancen kriegst, musst du sie auch machen. Unterm Strich war das zu wenig.“

Vor dem Saisonauft­akt in Dortmund ist das für Reuter eine bedenklich­e Situation. Der Verantwort­liche zuckt mit den Schultern: „Der Trainer hat es ja auch gesagt. Das war ein zusätzlich­er Warnschuss.“

SC Verl Brüseke – Choroba, Langesberg, Stöckner, Ritzka – M. Kurt, Schallenbe­rg, Schöppner – A. Yildirim (72. Heinz), Haeder (63. Janjic), Hecker (85. Semlits) FC

Augsburg Koubek – Teigl, Suchy, Rieder, Pedersen (67. R. Khedira) – Gruezo, Baier, Gregoritsc­h (67. Jensen), Hahn, M. Richter (86. Schieber) – Niederlech­ner

Tore 1:0 Suchy (9./Eigentor), 2:0 Schallenbe­rg (23.), 2:1 Hahn (84./Foulelfmet­er)

Zuschauer 4398

 ?? Foto: Friso Gentsch, dpa ?? Blamage beim Viertligis­ten SC Verl: Abwehrspie­ler Georg Teigl und seine Mannschaft­skollegen unterlagen mit 1:2 und verabschie­deten sich wie bereits vor zwei Jahren in der ersten Runde aus dem Pokal-Wettbewerb.
Foto: Friso Gentsch, dpa Blamage beim Viertligis­ten SC Verl: Abwehrspie­ler Georg Teigl und seine Mannschaft­skollegen unterlagen mit 1:2 und verabschie­deten sich wie bereits vor zwei Jahren in der ersten Runde aus dem Pokal-Wettbewerb.

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