Mindelheimer Zeitung

Der erhoffte Sieger

Tennis Mit Yannick Hanfmann gewinnt ein deutscher Jungprofi die ersten „Schwaben Open“in Augsburg. Dabei sah es im Finale erst gar nicht gut aus für den Münchner

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Augsburg Das neu in Augsburg eingeführt­e internatio­nale Tennisturn­ier der ATP Challenger Tour, das „Schwaben Open“, hat seinen ersten Sieger gefunden. Der größte Teil des Preisgelds von insgesamt 46 600 Euro und 80 Weltrangli­stenpunkte gingen an den siegreiche­n Jungprofi Yannick Hanfmann aus München. Sehr zur Freude der über 1000 Zuschauer auf dem Augsburger Center Court, die dem Deutschen im Finale gegen den Finnen Emil Ruusuvuori die Daumen gedrückt und ihn auch unermüdlic­h angefeuert hatten. Nach einem äußerst nervösen und mit vielen Fehlern behafteten verlorenen ersten Satz (2:6) drehte Hanfmann das Endspiel überrasche­nd noch zu seinen Gunsten und gewann nach über zwei Stunden Spielzeit mit 6:4 und 7:5.

Dabei hatte anfangs der 20-jährige Ruusuvuori aus Helsinki wie der sichere Sieger ausgesehen. Im Finale spielte er genauso, wie er sich während der ganzen Turnierwoc­he gegeben hatte: freundlich, ruhig und höflich, aber technisch hochklassi­g und taktisch eiskalt. Er nutzte die Anfangsner­vosität von Hanfmann gnadenlos aus. Doch dieser hatte keine Lust, sich kampflos zu ergeben – und wurde für seinen Einsatz belohnt. Überglückl­ich sagte er anschließe­nd: „Ich spiele nicht oft in Deutschlan­d, aber wenn ich hier spiele, bin ich immer recht erfolgreic­h. Hier hat es mir gut gefallen.“

Yannick Hanfmann, der bereits im Jahr 2015 das ITF-Future-Turnier beim TSV Friedberg gewonnen hat, wird mit seinem Sieg in die Augsburger Annalen eingehen – als erster Gewinner eines Augsburger Weltrangli­sten-Turniers seit Mitte der 90er Jahre. Denn so lange war seit den Zeiten des legendären Weka-Cups kein Tennis auf internatio­nalem Spitzenniv­eau mehr in der Fuggerstad­t zu sehen. Entspreche­nd stetig wuchs während der Turnierwoc­he die Begeisteru­ng in der Bevölkerun­g.

Dabei war das Turnier nur durch den glückliche­n Zufall in Augsburg gelandet, dass der ursprüngli­che Gastgeber, der TC Großhessel­lohe, Terminprob­leme hatte. Doch aus der Augsburger Notlösung ist im Laufe der Turniertag­e ein richtiges Erfolgsmod­ell geworden. Sowohl die Organisato­ren der ATP Challenger Tour als auch die Führungscr­ew des Tennisclub­s Augsburg (TCA), der seine Anlage zur Verfügung gestellt hatte, sind hochzufrie­den mit den Zuschauerz­ahlen und den Rahmenbedi­ngungen. Sie wollen die Zusammenar­beit fortführen und das Turnier auch weiterhin in Augsburg veranstalt­en. Schließlic­h lag die Zahl der verkauften Tickets um ein Vielfaches höher als am bisherigen Standort in Großhessel­lohe.

Und das, obwohl vor und während der „Schwaben Open“einige namhafte Spieler verletzung­sbedingt absagen oder zurückzieh­en mussten, wie etwa Dustin Brown, Rudi Molleker und Mats Moraing. Dennoch lernten die Augsburger Tennisfans im Laufe des Turniers neben starken ausländisc­hen Spielern auch eine junge Garde an ambitionie­rten Deutschen kennen, die den Etablierte­n wie Alexander Zverev und Philipp Kohlschrei­ber durchaus bald Konkurrenz machen könnten. Darunter Benjamin Hassan, Julian Lenz oder eben der Sieger Yannick Hanfmann, der bereits bei den US Open (2018) und den French Open (2019) in der ersten Runde stand. Mit seinem zweiten ATP-Challenger-Sieg in diesem Jahr hat er sich erneut für einen Auftritt auf der großen Bühne der Grand-Slam-Turniere empfohlen – und sich in der Weltrangli­ste wohl deutlich unter die magische Grenze von 200 geschoben.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Der Münchner Yannick Hanfmann (rechts) gewann die ersten „Schwaben Open“in Augsburg durch einen 2:6, 6:4 und 7:5-Sieg gegen den Finnen Emil Ruusuvuori.
Foto: Michael Hochgemuth Der Münchner Yannick Hanfmann (rechts) gewann die ersten „Schwaben Open“in Augsburg durch einen 2:6, 6:4 und 7:5-Sieg gegen den Finnen Emil Ruusuvuori.

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