Mindelheimer Zeitung

Flaschen händeringe­nd gesucht

Handel In Allgäuer Brauereien ist das Leergut extrem knapp geworden. Woran das liegt, was Biertrinke­r dagegen tun können und ob nun bald ein Getränke-Engpass droht

- VON STEFANIE DÜRR

Allgäu Nach getaner Arbeit ein kühles Radler auf der Terrasse genießen oder ein alkoholfre­ies Hefeweizen nach der anstrengen­den Bergtour auf der Hütte: Für viele gehört ein Bier besonders im Sommer einfach mit dazu. Doch seit geraumer Zeit klagen etliche Brauereien über akuten Leergut-Mangel – auch im Allgäu. Wird deshalb jetzt das Bier knapp? „Bier haben wir genug auf Lager, das ist nicht das Problem“, sagt Gottfried Csauth, Geschäftsf­ührer und Verkaufsle­iter der Aktienbrau­erei Kaufbeuren. Ein großes Problem seien hingegen die fehlenden Flaschen, um das kühle Blonde abzufüllen. „Wir schauen überall, wo wir Kisten und Flaschen herbekomme­n“, sagt Csauth. Probleme mit fehlendem Leergut gebe es zwar immer mal wieder: „Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass es jemals so extrem wie in diesem Jahr war.“

Das liegt an mehreren Dingen: Zum einen kommen die Glashütten derzeit nicht mit der Produktion neuer Flaschen hinterher: „Die Lieferzeit­en sind irre lang, wir haben bereits im Februar bestellt, erhalten die Flaschen aber erst jetzt“, sagt Herbert Zinth, Geschäftsf­ührer der Post Brauerei in Weiler (Westallgäu). Dort herrscht seit zwei MonaLeergu­t-Mangel. Deshalb musste sogar das Abfüllen zweier neu kreierter Sorten nach hinten verschoben werden. Zudem werde derzeit Bier in kleineren Mengen abgefüllt, um Flaschen einzuspare­n. So handhaben das auch die Aktienbrau­erei Kaufbeuren und Meckatzer Löwenbräu in Heimenkirc­h (Kreis Lindau). Laut Michael Weiß, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter von Meckatzer, kommen die Glashütten auch wegen der vielen unterschie­dlichen Flaschenty­pen nicht mehr mit der Produktion hinterher. „Aktuell herrscht eine Flaschenfl­ut, der Trend geht weg von der Standard-Flasche und hin zu individuel­ten len Formen.“Dadurch stießen die Glashütten an ihre Grenzen. „Wenn wir heute kurzfristi­g eine halbe Million Flaschen bräuchten, wäre das nicht machbar“, sagt Weiß. Deshalb versucht auch Meckatzer Löwenbräu derzeit, möglichst viel Leergut aufzutreib­en: „Wir machen Sonderfahr­ten zu den Händlern oder bitten unsere Bierfahrer, in den Kellern der Gastronome­n nach leeren Kisten zu schauen“, sagt Michael Weiß. Bisher habe die Brauerei es gerade so geschafft, das nachgefrag­te Bier abzufüllen. Doch auch die Biertrinke­r haben einen Anteil am aktuellen Leergut-Mangel. Vor allem in heißen Sommermona­ten, wenn mehr von den kühlen Getränken gekauft und getrunken werden: „Die Konjunktur kommt bekanntlic­h von oben“, stellt Herbert Zinth den Zusammenha­ng mit dem Wetter her. Außerdem brächten die Kunden ihr Leergut immer später zurück. „Die Rücklaufze­iten im Handel sind deutlich länger geworden“, sagt er. Früher habe eine Bierkiste etwa sieben Mal im Jahr den Weg vom Abfüller über den Handel zum Konsumente­n durchlaufe­n, mittlerwei­le seien es nur noch etwa vier Mal.

Diese Entwicklun­g kennt auch Niklas Zötler, Geschäftsf­ührer der Privat-Brauerei Zötler in Rettenberg (Kreis Oberallgäu): „Leergut ist immer Mangelware. Vor allem in den heißen Monaten.“Aktuell habe das Unternehme­n aber alles im Griff: „Wir haben eben erst eine Neuglas-Lieferung erhalten.“Trotzdem bittet der Braumeiste­r seine Kunden, leere Flaschen und Kästen immer zurückzubr­ingen: „Uns steht ein heißer Sommer bevor, da brauchen wir Leergut.“

 ?? Archivfoto: Matthias Becker ?? Wegen Liefer-Engpässen bei den Glashütten und weil viele Kunden ihr Leergut immer später zurückbrin­gen, sind Bierflasch­en und -kisten derzeit Mangelware in der Region.
Archivfoto: Matthias Becker Wegen Liefer-Engpässen bei den Glashütten und weil viele Kunden ihr Leergut immer später zurückbrin­gen, sind Bierflasch­en und -kisten derzeit Mangelware in der Region.

Newspapers in German

Newspapers from Germany