Ausbildungsmarkt: Probleme auf beiden Seiten
Lehrstellen Warum Betriebe keine Azubis finden und manche jungen Leute keinen Ausbildungsplatz
Unterallgäu Bis zum Ausbildungsbeginn Anfang September sind es nur noch wenige Wochen. Gut sieht es für junge Menschen aus, die noch eine Ausbildungsstelle suchen, denn es gibt noch zahlreiche offene Ausbildungsplätze. Ganz anders die Betrachtung für manche Betriebe. Der weiter vorhandene Überhang an unbesetzten Ausbildungsplätzen zeigt bereits jetzt, dass nicht jeder gemeldete Ausbildungsplatz am 1. September auch besetzt sein wird. Seit Beginn des Beratungsjahres der Berufsberatung stellten Betriebe 5940 Lehrstellen zur Verfügung, so viele wie nie. Daran wird deutlich, dass Unternehmen stark auf die Ausbildung im eigenen Betrieb setzen, um auf diese Weise dem Fachkräftebedarf zu begegnen. Gleichzeitig sprachen mit den Berufsberatern gut 3850 junge Menschen, weil sie sich für eine Ausbildungsstelle interessierten. Bis Juli hatten Betriebe für 2370 Ausbildungsplätze noch keine Nachwuchskraft gefunden. Das waren gut 200 mehr als im Juli des letzten Jahres. Gleichzeitig hatten auch etwas mehr als 1000 junge Menschen keinen Ausbildungsplatz, der ihren Vorstellungen entsprach. Hier waren es 65 weniger als im Juli des Vorjahres.
Insbesondere in Handel, Logistik und im Handwerk gibt es zahlreiche offene Ausbildungsplätze. Dasselbe gilt für Hotellerie- und Gastronomie. Selbst für Tätigkeiten im Büro gilt es noch eine ganze Reihe von Ausbildungsplätzen zu besetzen.
Dass die Wünsche junger Menschen nicht immer mit dem verfügbaren Angebot in Einklang zu bringen sind, wird an einigen Beispielen deutlich. So waren 174 Ausbildungsstellen für Kaufleute im Einzelhandel noch zu haben, während zur selben Zeit 46 junge Menschen eine Ausbildung in diesem Beruf suchten. Räumliche Entfernungen innerhalb des Allgäus, unzureichende Anbindungen an das öffentliche Verkehrsnetz oder ein fehlender Schulabschluss können Hindernisse sein.
Nicht jeder junge Mensch kann in den Zeugnissen der beiden letzten Klassen mit guten Noten glänzen. Jeder verfügt jedoch über eigene Talente und Möglichkeiten. Die Agentur für Arbeit fördert junge Menschen auf ihrem Weg in eine Ausbildung mit verschiedenen Instrumenten. Bereits zwei Jahre vor Abschluss der Schule setzen so genannte Berufseinstiegsbegleiter an, die Schülerinnen und Schüler, die voraussichtlich Schwierigkeiten beim Erreichen des Schulabschlusses und beim Übergang in eine Ausbildung haben werden, individuell zu unterstützen.
Ein Berufseinstiegsbegleiter legt gemeinsam mit dem jungen Menschen fest, wie die Unterstützung im Einzelnen aussieht. Er berücksichtigt dabei die persönlichen Stärken, Interessen und Fähigkeiten des Jugendlichen. Eine betriebliche Einstiegsqualifizierung bereitet Jugendliche, die sich bereits für einen konkreten Beruf entschieden haben, auf eine Ausbildung vor. In einer Art Langzeitpraktikum werden sie mit Ausbildungsinhalten vertraut gemacht und können ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Eine Einstiegsqualifizierung kann zwischen sechs und zwölf Monate dauern.
In einer Reihe von Fällen bereitet der Besuch der Berufsschule jungen Menschen Schwierigkeiten. Ausbildungsbegleitende Hilfen unterstützen diese jungen Menschen mit zusätzlichem Nachhilfeunterricht. Dabei werden sprachliche Defizite gemindert, fachtheoretische Kenntnisse vermittelt und bei Bedarf auch mit sozialpädagogischer Begleitung das Ausbildungsziel verfolgt. Annähernd 700 Jugendliche erhielten im vergangenen Jahr ausbildungsbegleitende Hilfen. Für diese Leistungen wurden 2018 im Allgäu 4,28 Millionen Euro investiert.