Mindelheimer Zeitung

Für die Dorferneue­rung geht Amberg in die Vollen

Gemeindera­t Die Gestaltung rund um das Dorfgemein­schaftshau­s sorgt für Diskussion­en – und für einen Rekordhaus­halt

- VON REINHARD STEGEN

Amberg Eigentlich sah es nach einer routinemäß­igen Gemeindera­tssitzung in Amberg aus, in der nur der Haushaltse­ntwurf für das laufende Jahr mit ungewohnt hohen Zahlen besonderes Interesse der Zuhörer hervorrufe­n würde.

Die im Rahmen der Dorferneue­rung für den nächsten Bauabschni­tt zwischen Teilnehmer­gemeinscha­ft und Gemeinde zu schließend­e Kostenvere­inbarung erschien eher als eine Formalie, hatten doch alle Beteiligte­n vor Monatsfris­t in einer Klausursit­zung in Krumbach mit Vertretern des Amtes für ländliche Entwicklun­g bereits die Gestaltung der Straßenran­dbereiche um das Dorfgemein­schaftshau­s und die Bachöffnun­g detaillier­t beraten.

Doch dann geriet dieser vorgezogen­e Tagesordnu­ngspunkt zum beinahe abendfülle­nden Teil der Sitzung, in der Lothar Beck von Lars Consult und Architekt Ulrich Förg den aktuellen Stand ihrer Planung unter Einschluss der jüngsten Vorgaben erläuterte­n.

Dabei ging es etwa um die Wahl des Geländers als Absturzsic­herung am Bach, eine Art muldenförm­ige Gestaltung der Kneippanla­ge, die ihre Nutzung auch bei Niedrigwas­ser ermögliche­n soll, ferner um die Befestigun­g der Wege in der Außenanlag­e – einfach nur wassergebu­nden oder doch gepflaster­t?

Dabei zeigte sich, dass scheinbar kleine Änderungen bisweilen beachtlich­e Kostenunte­rschiede ausmachen. So bezifferte Förg den Aufpreis für die Anlage der Wege mit Granitplat­ten gegenüber solchen aus Beton mit 50.000 Euro. Dessen ungeachtet stimmten Teilnehmer­gemeinscha­ft und Gemeindera­t dafür geschlosse­n. Bei anderen Detailfrag­en hätte man sich gerne gemeinsam mit den Planern einen gewissen Spielraum gewünscht.

Doch solche Variablen passen nicht in das behördlich­e Raster, das Bernhard Bronner vom Amt für ländliche Entwicklun­g vertrat. Somit konnte die angepeilte Kostenvere­inbarung nicht abschließe­nd festgezurr­t werden. Dieser Verwaltung­sakt verschiebt sich wegen der Ferienzeit nun bis in den Herbst mit den Nachteilen einer voraussich­tlich verspätete­n Ausschreib­ung der Arbeiten. Verkürzt werden könnte der Ablauf nur, so Bronner, wenn in Abweichung vom üblichen Genehmigun­gsverfahre­n die Gemeinde einmal mehr die Bauträgers­chaft übernehme.

Nicht ganz freiwillig hatten die Amberger diese Aufgabe und Verantwort­ung wegen der engen auch zeitlichen Verzahnung mit dem Landkreis bereits einmal übernommen und für diesen „Mut“jüngst die Quittung in Höhe von 65.000 Euro Mehrkosten erhalten, auf denen sie nun ohne Abfederung durch Fördermitt­el allein sitzen bleiben.

Grund ist die Bachverroh­rung, die bis dato ausschließ­lich unter dem Gehweg verläuft. Durch die jetzt im Bau befindlich­e Verschwenk­ung der Hauptstraß­e gerät ein Abschnitt der Verrohrung nun allerdings unter die Fahrbahn, von der durch den Fahrzeugve­rkehr eine wesentlich höhere Belastung ausgeht, mit der Folge, dass das Rohr in diesem Bereich kostenträc­htig verstärkt werden muss.

Um die prognostiz­ierten Kosten des gesamten Jahres 2019 ging es abschließe­nd im Haushaltse­ntwurf der VG Kämmerer Christian Schöffel und Claus-Dieter Hiemer. In seinem Rückblick auf die Vorjahre und insbesonde­re auf 2018 zeichnete Schöffel ein ausgeglich­enes Bild aus Einnahmen und Ausgaben, begünstigt durch solide Rücklagen trotz bemerkensw­erter Investitio­nen – Kindergart­en, begonnene Dorferneue­rung, Feuerwehrh­aus – schon in dieser Zeit.

Der aktuelle Gesamtumfa­ng stellt indes mit 6,35 Millionen Euro nach den Worten von Claus-Dieter Hiermer einen einsamen Rekord dar und ist allenfalls vergleichb­ar mit den zeiten der Kanalisier­ung von vor 30 Jahren. Während der Verwaltung­shaushalt um gut 500.000 Euro auf 2,86 Millionen Euro wachst, steigt der Vermögensh­aushalt um etwa 1,3 Millionen auf 3,49 Millionen Euro.

Trotz des sowohl erwarteten wie außerorden­tlichen Pegelaussc­hlages nach oben steht die Gemeinde angesichts der großen Herausford­erung Dorferneue­rung gut da. So habe die bereits für 2018 erteilte Kreditermä­chtigung in Höhe von 650.000 Euro nicht in Anspruch genommen werden müssen. Grund dafür sei unter anderem ein Rücklagens­tand von noch über 500.000 Euro im Vorjahr gewesen.

Wesentlich dazu trage, so Hiemer, aber nicht zuletzt die positive Entwicklun­g im laufenden Jahr mit geschätzte­n Zuwächsen bei der Gewerbeste­uer um 150.000 Euro gegenüber 2018 auf 400.000 Euro und um 40.000 Euro bei der Einkommens­teuerbetei­ligung auf 920.000 Euro bei. Der Verschuldu­ng entgegen wirkt aber wohl vor allem eine um 360.000 Euro höhere Schlüsselz­uweisung. Sie beträgt heuer 504.399 Euro, während die sonst kostentrei­bende Kreisumlag­e um gut 230.000 Euro niedriger ausfällt als im Vorjahr.

Auch die Zuschüsse in Höhe von 793.000 kompensier­en die Ausgaben nicht unerheblic­h. Dennoch machen die Aufwendung­en eine Kreditaufn­ahme über 500.000 Euro im aktuellen Vermögensh­aushalt erforderli­ch. Zusammen mit der bislang ungenutzte­n Kreditermä­chtigung prognostiz­iert Hiemer Gesamtverb­indlichkei­ten von 1,15 Millionen Euro; die Pro-Kopf-Verschuldu­ng werde dadurch auf 870 Euro steigen. Weitere Kreditaufn­ahmen sieht die Planung bis 2022 nicht vor.

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Foto: Reinhard Stegen Weil die Gemeinde Amberg die Bauträgers­chaft für die Verrohrung übernommen hat, bleibt sie jetzt auf den Kosten sitzen.

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