Für die Dorferneuerung geht Amberg in die Vollen
Gemeinderat Die Gestaltung rund um das Dorfgemeinschaftshaus sorgt für Diskussionen – und für einen Rekordhaushalt
Amberg Eigentlich sah es nach einer routinemäßigen Gemeinderatssitzung in Amberg aus, in der nur der Haushaltsentwurf für das laufende Jahr mit ungewohnt hohen Zahlen besonderes Interesse der Zuhörer hervorrufen würde.
Die im Rahmen der Dorferneuerung für den nächsten Bauabschnitt zwischen Teilnehmergemeinschaft und Gemeinde zu schließende Kostenvereinbarung erschien eher als eine Formalie, hatten doch alle Beteiligten vor Monatsfrist in einer Klausursitzung in Krumbach mit Vertretern des Amtes für ländliche Entwicklung bereits die Gestaltung der Straßenrandbereiche um das Dorfgemeinschaftshaus und die Bachöffnung detailliert beraten.
Doch dann geriet dieser vorgezogene Tagesordnungspunkt zum beinahe abendfüllenden Teil der Sitzung, in der Lothar Beck von Lars Consult und Architekt Ulrich Förg den aktuellen Stand ihrer Planung unter Einschluss der jüngsten Vorgaben erläuterten.
Dabei ging es etwa um die Wahl des Geländers als Absturzsicherung am Bach, eine Art muldenförmige Gestaltung der Kneippanlage, die ihre Nutzung auch bei Niedrigwasser ermöglichen soll, ferner um die Befestigung der Wege in der Außenanlage – einfach nur wassergebunden oder doch gepflastert?
Dabei zeigte sich, dass scheinbar kleine Änderungen bisweilen beachtliche Kostenunterschiede ausmachen. So bezifferte Förg den Aufpreis für die Anlage der Wege mit Granitplatten gegenüber solchen aus Beton mit 50.000 Euro. Dessen ungeachtet stimmten Teilnehmergemeinschaft und Gemeinderat dafür geschlossen. Bei anderen Detailfragen hätte man sich gerne gemeinsam mit den Planern einen gewissen Spielraum gewünscht.
Doch solche Variablen passen nicht in das behördliche Raster, das Bernhard Bronner vom Amt für ländliche Entwicklung vertrat. Somit konnte die angepeilte Kostenvereinbarung nicht abschließend festgezurrt werden. Dieser Verwaltungsakt verschiebt sich wegen der Ferienzeit nun bis in den Herbst mit den Nachteilen einer voraussichtlich verspäteten Ausschreibung der Arbeiten. Verkürzt werden könnte der Ablauf nur, so Bronner, wenn in Abweichung vom üblichen Genehmigungsverfahren die Gemeinde einmal mehr die Bauträgerschaft übernehme.
Nicht ganz freiwillig hatten die Amberger diese Aufgabe und Verantwortung wegen der engen auch zeitlichen Verzahnung mit dem Landkreis bereits einmal übernommen und für diesen „Mut“jüngst die Quittung in Höhe von 65.000 Euro Mehrkosten erhalten, auf denen sie nun ohne Abfederung durch Fördermittel allein sitzen bleiben.
Grund ist die Bachverrohrung, die bis dato ausschließlich unter dem Gehweg verläuft. Durch die jetzt im Bau befindliche Verschwenkung der Hauptstraße gerät ein Abschnitt der Verrohrung nun allerdings unter die Fahrbahn, von der durch den Fahrzeugverkehr eine wesentlich höhere Belastung ausgeht, mit der Folge, dass das Rohr in diesem Bereich kostenträchtig verstärkt werden muss.
Um die prognostizierten Kosten des gesamten Jahres 2019 ging es abschließend im Haushaltsentwurf der VG Kämmerer Christian Schöffel und Claus-Dieter Hiemer. In seinem Rückblick auf die Vorjahre und insbesondere auf 2018 zeichnete Schöffel ein ausgeglichenes Bild aus Einnahmen und Ausgaben, begünstigt durch solide Rücklagen trotz bemerkenswerter Investitionen – Kindergarten, begonnene Dorferneuerung, Feuerwehrhaus – schon in dieser Zeit.
Der aktuelle Gesamtumfang stellt indes mit 6,35 Millionen Euro nach den Worten von Claus-Dieter Hiermer einen einsamen Rekord dar und ist allenfalls vergleichbar mit den zeiten der Kanalisierung von vor 30 Jahren. Während der Verwaltungshaushalt um gut 500.000 Euro auf 2,86 Millionen Euro wachst, steigt der Vermögenshaushalt um etwa 1,3 Millionen auf 3,49 Millionen Euro.
Trotz des sowohl erwarteten wie außerordentlichen Pegelausschlages nach oben steht die Gemeinde angesichts der großen Herausforderung Dorferneuerung gut da. So habe die bereits für 2018 erteilte Kreditermächtigung in Höhe von 650.000 Euro nicht in Anspruch genommen werden müssen. Grund dafür sei unter anderem ein Rücklagenstand von noch über 500.000 Euro im Vorjahr gewesen.
Wesentlich dazu trage, so Hiemer, aber nicht zuletzt die positive Entwicklung im laufenden Jahr mit geschätzten Zuwächsen bei der Gewerbesteuer um 150.000 Euro gegenüber 2018 auf 400.000 Euro und um 40.000 Euro bei der Einkommensteuerbeteiligung auf 920.000 Euro bei. Der Verschuldung entgegen wirkt aber wohl vor allem eine um 360.000 Euro höhere Schlüsselzuweisung. Sie beträgt heuer 504.399 Euro, während die sonst kostentreibende Kreisumlage um gut 230.000 Euro niedriger ausfällt als im Vorjahr.
Auch die Zuschüsse in Höhe von 793.000 kompensieren die Ausgaben nicht unerheblich. Dennoch machen die Aufwendungen eine Kreditaufnahme über 500.000 Euro im aktuellen Vermögenshaushalt erforderlich. Zusammen mit der bislang ungenutzten Kreditermächtigung prognostiziert Hiemer Gesamtverbindlichkeiten von 1,15 Millionen Euro; die Pro-Kopf-Verschuldung werde dadurch auf 870 Euro steigen. Weitere Kreditaufnahmen sieht die Planung bis 2022 nicht vor.