Es wird eng
Sommer Das Tierheim platzt gerade aus allen Nähten. Es ist so voll, dass die Mitarbeiter einige Tiere nicht mehr aufnehmen können. Warum das auch an der Urlaubszeit liegt
Bad Wörishofen/Beckstetten Allein 20 Kaninchen tummeln sich zurzeit im Tierheim Beckstetten, neun davon sind vermutlich trächtig. Die Nager kommen aus Marktoberdorf, eigentlich gar nicht mehr der Zuständigkeitsbereich. „Wenn andere Tierheime nicht mehr wissen wohin, helfen wir gerne weiter“, erklärt Mitarbeiterin Melanie Kühn. So wie den Stuttgarter Kollegen, die vor Kurzem auf ein Mal über 100 Ratten versorgen mussten. Einige davon fanden in Beckstetten eine vorübergehende Bleibe. Dort ist es mittlerweile aber so voll, dass die Mitarbeiter manche Tiere nicht mehr aufnehmen können, berichtet Kühn. Einmal wegen der Gäste aus anderen Städten. Aber auch wegen der Urlaubszeit. Denn die bedeutet für die Tierheime Hochsaison.
„Wir schauen, dass wir immer zwei bis drei Plätze für Fundtiere frei haben“, sagt Kühn. Eigentlich. Gerade sei das aber nicht mehr möglich. „Offiziell sind alle Abteilungen voll.“Den letzten Platz bei den Hunden bekam ein kleiner Fundhund aus Kaufbeuren. Bringt jetzt jemand einen weiteren Vierbeiner vorbei, müssen die Mitarbeiter in Beckstetten auf andere Tierheime in der Nähe verweisen.
Wer in den Urlaub fliegt, kann sein Haustier für diese Zeit im Tierheim abgeben, das von Bad Wörishofen jährlich mit 15000 Euro unterstützt wird. Je nach Tier kostet die Unterbringung am Tag zwischen 5 und 14 Euro. Die meisten bleiben eine Woche, sagt Kühn, manche aber auch vier bis fünf. Jeweils zehn Hunde und Katzen seien bereits als „Hotelgäste“angemeldet. „Bis zur ersten Septemberwoche ist bei uns alles voll.“Und doch stünden immer wieder plötzlich Tierhalter vor der Tür, die ihren Hund spontan abgeben wollen, erzählt Kühn. Für die Pensionstiere gibt es einen eigenen Bereich, der teils „abgeschottet vom Publikum Also von den Besuchern, die sich für ein Vermittlungstier interessieren. Dass die Nachbarn während der Ferienzeit auf die Haustiere aufpassen, sei vor allem noch in Dörfern der Fall, erzählt Kühn. In der Stadt, gerade in Mietshäusern, dagegen eher nicht. „Die Leute wollen nicht unbedingt Fremde in ihre Wohnungen lassen. Das verstehe ich auch“, sagt die Tierheim-Mitarbeiterin. Pensionen fänden sich in der Region zwar einige. Aber: „Zur Urlaubszeit sind die meistens auch alle voll.“Viele der Hundehalter nehmen ihre Vierbeiner auch mit in den Urlaub, weiß Kühn. Vor dem Aufbruch rät sie, ein paar Dinge zu überprüfen. Ob alle Impfungen aktuell sind beispielsweise, oder ob es im Urlaubsziel für den Vierbeiner gefährliche Krankheiten gibt. Vor Mücken, Zecken und Flöhen schützen spezielle Bänder. Außerdem brauche der reisende Hund einen EU-Heimtierausweis, der mit einem Chip gekoppelt ist. So ist er seinem Halter eindeutig zuzuordnen. Zu guter Letzt gibt es laut Kühn noch eine Frage zu klären: „Welche Hunderassen sind erlaubt?“Gerade in den skandinavischen Ländern stünden mehr Hunde auf „der Liste“als in Deutschland, werden also als geist“. fährlich eingestuft. Was nach dem Urlaub oft für Probleme sorge, sind weniger die eigenen Haustiere, sondern vielmehr fremde Tiere. „Auch wenn der Hund noch so süß und knuffig ist, bitte nicht einfach mitnehmen und nach Deutschland schmuggeln“, sagt Kühn.
Denn zu Hause stelle sich für viele oft überraschend heraus: Der putzige Welpe ist weder stubenrein noch geht er an der Leine, er kratzt an den Möbeln und bellt alles Mögliche an. Schlichtweg, weil er Angst habe, erklärt Kühn.
Zudem leiden die Tiere häufig an einer Krankheit.