Reiberdatschi und Randale
Trend Wie Familien-Chat-Gruppen unsere Kommunikation verändern
Heute gab es Reiberdatschi. Mit Apfelmus. Schreibt die Oma. Die Enkelin ist entzückt. Ach Oma, deine Kartoffelpuffer, tippt sie ins Handy. Der Rest der Familie schickt Emojis, die kleinen Zeichen, die verraten, wie wir uns gerade fühlen. In der Reiberdatschi-Runde fliegen Herzchen und lachende Smileys. So – oder so ähnlich – dürfte es in vielen Familien zugehen, die sich in Chat-Gruppen über Kurznachrichtendienste wie WhatsApp oder Threema unterhalten.
Wenn man so will, dann sind das Gespräche an einer virtuellen Kaffeetafel. Mit Klatsch und Tratsch. Und jeder Menge Fotos. Aus dem Urlaub. Vom Enkelkind. Oder eben vom Mittagessen. Und zu Weihnachten werden Videos von tanzenden Nikoläusen verschickt. Nett, finden die einen. Nervtötend und peinlich, meinen die anderen, posten grantige, rotgesichtige Zornes-Emojis und verlassen den Chat. Randale 2.0. Immer mehr Familien halten über Messengerdienste Kontakt. Und sogar die Wissenschaft beschäftigt sich mit dem Trend. Medienpsychologe Tobias Dienlin von der Universität Hohenheim in Stuttgart meint: „Wenn man soziale Medien nutzt, um aktiv zu kommunizieren, führt das dazu, dass man auch auf anderen Kanälen häufiger kommuniziert.“Gespräche würden fortgeführt, reale Treffen wahrscheinlicher. Und gerade die seien wichtig und nicht durch einen Handy-Chat ersetzbar. „Nachgewiesen ist, dass es uns guttut, im gleichen Raum zu sein, sich zu berühren. Da reagiert der Körper ganz anders drauf, als wenn man das nur digital macht.“
Und es ist ja tatsächlich so: Ein altmodisches Familientreffen ist eine schöne Sache. Und, seien wir ehrlich: Es geht doch nichts über reale Reiberdatschi.