Mindelheimer Zeitung

Hollywoods „heißeste Blondine“Porträt

Königin, Superheldi­n, tobende Ehegattin – Margot Robbie macht sich jede Rolle zu eigen. Nun spielt sie für Tarantino ein tragisches Starlet

- Veronika Lintner

Wenn man so will, begann diese Karriere mit einer Ohrfeige. Eine junge Australier­in, in Hollywood noch unbekannt, bewarb sich um eine Rolle. Figurenbes­chreibung: „Heißeste Blondine der Welt“. So stand es im Drehbuch, nach diesem Typus suchte Martin Scorsese, und der Regisseur fand: Margot Robbie. Sie kam zum Casting, spielte eine Streitszen­e – und verpasste ihrem Gegenüber eine echte Ohrfeige. Das Opfer? Leonardo DiCaprio. Robbie ergatterte trotzdem die Rolle an seiner Seite und gab 2013 in „The Wolf of Wall Street“die kühle Gattin eines aufgekokst­en Börsenmakl­ers. Hollywood horchte auf.

Seither hat die 29-Jährige die Rollenerwa­rtungen, der sich Blondinen ihres Formats gemeinhin stellen müssen, oft erfüllt – und noch häufiger gebrochen. Als bleiche Königin

mit knallroter Perücke in „Mary Queen of Scots“zum Beispiel, oder als Comic-Heldin in „Suicide Squad“.

Ihr Ziel peilte Robbie früh an: Als Mädchen vom Land mit blauen Augen zog sie mit 17 Jahren von der Farm ihrer Familie nach Melbourne. Mit leeren Taschen und der Absicht, Schauspiel­erin zu werden. Nach dem ersten Erfolg buchte sie ihr Ticket nach Los Angeles. Heute ist sie eine Größe im Geschäft und spielt in Quentin Tarantinos neuntem Film wieder eine „heiße Blondine“, eine Figur aus Hollywoods Vergangenh­eit: Sharon Tate. Sie war jung und ehrgeizig wie Robbie – doch in Erinnerung bleibt ihr Tod. Die 1960er-Jahre endeten mit dem Mord an Tate, das sagen viele in L.A., die sich erinnern. Ein leichtes Jahrzehnt, friedensbe­wegt und drogenbera­uscht, endete 1969 mit dem Tod eines Talents. Tate war Schauspiel­erin, Starlet und Roman Polanskis Ehefrau. Sie hatten sich beim Dreh von „Tanz der Vampire“verliebt, sie lebten ihr Glück zwischen Flower Power und Jetset. Bis Tate der Sekte von Charles Manson zum Opfer fiel. 26 Jahre alt und hochschwan­ger war sie, als Jünger von Manson, einem selbst ernannten Satan, in ihre Villa einbrachen. Sie ermordeten fünf Menschen, Sharon Tate und ihr ungeborene­s Kind starben zuletzt. Alles endete. Von diesen letzten Tagen der 60er, von abgehalfte­rten Leinwandst­ars und Sternchen mit Ambitionen, handelt Tarantinos „Once Upon a Time in Hollywood“. Margot Robbie spielt Sharon Tate.

Diese Blondinen eint ihr Wille. Rollen und Plots studieren, Bewegungsu­nd Dialekttra­ining – Robbie sagt, sie arbeite wie verrückt. Für das Biopic „I, Tonya“hörte sie täglich Tonaufnahm­en der Eiskunstlä­uferin Tonya Harding, bis sie einschlief. Diesen Film, der ihr eine Oscar-Nominierun­g einbrachte, hat Robbie selbst produziert. Mit ihrer Produktion­sfirma will sie talentiert­e Frauen fördern. Das ist die eine Seite ihres Lebens. Die andere: Sie surft, sie liebt Fast Food und Pommes. Popcornkin­o scheut Robbie nicht: Sie war schon Jane an Tarzans Seite und bald verkörpert sie Barbie in einem Film. Ja, die Puppe. Natürlich blond.

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Foto: dpa

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