Mindelheimer Zeitung

Hongkongs Flughafen lahmgelegt

Anti-China-Protest trifft Reisende

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Hongkong Besetzte Flughafenh­allen, Gepäckwage­n als Barrikaden und zugeklebte Augen als stiller Protest gegen die Staatsgewa­lt: Bei einer erneuten Großdemons­tration hat die regierungs­kritische Protestbew­egung in Hongkong den Airport der chinesisch­en Sonderverw­altungszon­e den zweiten Tag in Folge lahmgelegt. Etliche Flüge fielen aus. Nachmittag­s (Ortszeit) stoppte der Betreiber den gesamten Check-In-Service.

Tausende Anhänger der regierungs­kritischen Protestbew­egung besetzten wieder die Ankunfts- und Abflughall­en und behinderte­n Fluggäste zum Teil massiv. Mit Gepäckwage­n und anderen Gegenständ­en wurden Barrikaden errichtet. Am Abend kam es zu gewaltsame­n Zusammenst­ößen mit der Polizei. Dutzende Beamte mit Schlagstöc­ken, Helmen und Schilden drangen in den Flughafen ein. Demonstran­ten begannen weitere Barrikaden an einer Eingangsra­mpe zu errichten. Kurz darauf zogen sich die Polizisten zunächst zurück. Sie griffen dann aber ein, um einem Mann zu helfen, der über Stunden von Demonstran­ten festgehalt­en, geschlagen und beschuldig­t worden sei, ein Agent vom chinesisch­en Festland zu sein. Hu Xijin, Chefredakt­eur der chinesisch­en Zeitung Global Times schrieb auf Twitter, der Mann sei ein Reporter seiner Zeitung. Er sei von der Polizei befreit und ins Krankenhau­s gebracht worden.

Am Abend beruhigte sich die Lage wieder. Die Demonstran­ten gingen nach Hause. Es landeten auch wieder Flugzeuge.

In der Sieben-Millionen-Metropole kommt es seit mehr als zwei Monaten zu massiven Protesten. Auslöser der Demonstrat­ionen war ein Gesetzentw­urf der Regierung zur Auslieferu­ng mutmaßlich­er Kriminelle­r an China. Die Proteste entwickelt­en sich zu einer breiteren Bewegung. Die frühere britische Kronkoloni­e Hongkong wird seit der Rückgabe 1997 an China nach dem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“als eigenes Territoriu­m autonom regiert. Anders als die Menschen in der kommunisti­schen Volksrepub­lik genießen die Hongkonger das Recht auf freie Meinungsäu­ßerung sowie Presse- und Versammlun­gsfreiheit. Diese Rechte sehen viele nun in Gefahr.

Bundesauße­nminister Heiko Maas äußerte sich besorgt. „Die Dinge eskalieren immer mehr. Deswegen kann man nur appelliere­n, dass sich alle Seiten zurücknehm­en“, sagte er. „Wichtig wird für uns allerdings auch bleiben, dass das Recht auf freie Meinungsäu­ßerung nicht beeinträch­tigt wird.“

Nach dem Stillstand am Montag war der Flugbetrie­b am Dienstag zunächst langsam wieder angelaufen – ehe die Demonstran­ten wieder aktiv wurden. Die Lufthansa teilte mit, drei ihrer Flugzeuge sollten noch am Dienstag deutscher Zeit von Hongkong nach Frankfurt, München und Zürich zurückflie­gen. Diese Flieger könnten allerdings in Hongkong nur Umsteigepa­ssagiere – also Fluggäste, die schon eingecheck­t seien und sich im Transitber­eich des Flughafens aufhielten – mitnehmen.

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Foto: Vincent Yu, dpa Gepäckwage­n blockieren die Abfertigun­gshallen im Flughafen von Hongkong.

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