Mindelheimer Zeitung

Der Tod und das Mädchen

Die verrückte Liebe zweier Frauen

- (halo)

Wie ein Orkan fegt Sarah in eine Silvesterg­esellschaf­t. Die Erzählerin ist beeindruck­t von der Schönheit dieser jungen Geigenvirt­uosin, fasziniert von ihrem Auftritt. Die junge Französin Pauline Delabroy-Allard stellt ihr in ihrem Debütroman die etwa gleichaltr­ige Erzählerin zur Seite – eine junge Mutter, Lehrerin, auf dem Sprung, aus der Biederkeit ihrer Herkunft auszubrech­en. Beide Frauen entdecken ihre Liebe füreinande­r, schnell entsteht das, was in Frankreich „amour fou“heißt, eine verrückte, eine wahnsinnig­e Liebe.

Die junge Autorin wirft sich mit allen literarisc­hen Mitteln in diese Geschichte. Sie gibt ihr die erotische und die sexuelle Dimension, lässt Beethovens letztes Streichqua­rtett erklingen, etwas zu offensicht­lich auch Schuberts Forellenqu­intett und, da überzieht sie wohl, dessen Quartett „Der Tod und das Mädchen“. Aber da hat die Liebe schon ihr Ende gefunden: Sarah ist krank, hat Brustkrebs. Sie will von der Erzählerin nichts mehr wissen. Ein paar zu viele Klischees, sie trüben ein wenig den hervorrage­nden Gesamteind­ruck von diesem Roman.

Und doch „stimmt“die Geschichte irgendwie. Die überwältig­ende Liebe, wunderbar erzählt, mündet abrupt in die Katastroph­e, die kein Ende verheißt. Im zweiten Teil des Romans verlässt die Erzählerin tief erschütter­t Paris und landet schließlic­h in Triest. Für sie ist Sarah tot. Immer weiter dreht sich die Platte von Schubert, auf replay gestellt, immer neu gestartet: „Der Tod und das Mädchen!“Die Erzählerin liegt am Ende nur noch im Bett und spürt ihren immer schneller werdenden Herzschlag.

 ??  ?? Pauline Delabroy-Allard: Es ist Sarah Frankfurte­r Verlagsans­talt, 180 S., 22 ¤
Pauline Delabroy-Allard: Es ist Sarah Frankfurte­r Verlagsans­talt, 180 S., 22 ¤

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