Der Tod und das Mädchen
Die verrückte Liebe zweier Frauen
Wie ein Orkan fegt Sarah in eine Silvestergesellschaft. Die Erzählerin ist beeindruckt von der Schönheit dieser jungen Geigenvirtuosin, fasziniert von ihrem Auftritt. Die junge Französin Pauline Delabroy-Allard stellt ihr in ihrem Debütroman die etwa gleichaltrige Erzählerin zur Seite – eine junge Mutter, Lehrerin, auf dem Sprung, aus der Biederkeit ihrer Herkunft auszubrechen. Beide Frauen entdecken ihre Liebe füreinander, schnell entsteht das, was in Frankreich „amour fou“heißt, eine verrückte, eine wahnsinnige Liebe.
Die junge Autorin wirft sich mit allen literarischen Mitteln in diese Geschichte. Sie gibt ihr die erotische und die sexuelle Dimension, lässt Beethovens letztes Streichquartett erklingen, etwas zu offensichtlich auch Schuberts Forellenquintett und, da überzieht sie wohl, dessen Quartett „Der Tod und das Mädchen“. Aber da hat die Liebe schon ihr Ende gefunden: Sarah ist krank, hat Brustkrebs. Sie will von der Erzählerin nichts mehr wissen. Ein paar zu viele Klischees, sie trüben ein wenig den hervorragenden Gesamteindruck von diesem Roman.
Und doch „stimmt“die Geschichte irgendwie. Die überwältigende Liebe, wunderbar erzählt, mündet abrupt in die Katastrophe, die kein Ende verheißt. Im zweiten Teil des Romans verlässt die Erzählerin tief erschüttert Paris und landet schließlich in Triest. Für sie ist Sarah tot. Immer weiter dreht sich die Platte von Schubert, auf replay gestellt, immer neu gestartet: „Der Tod und das Mädchen!“Die Erzählerin liegt am Ende nur noch im Bett und spürt ihren immer schneller werdenden Herzschlag.