Mindelheimer Zeitung

So funktionie­rt Google

Hintergrun­d Millionen nutzen sie, doch kaum jemand weiß, wie sie arbeiten: Suchmaschi­nen im Internet. Dabei gibt es einiges, was für Nutzer äußerst interessan­t sein kann – vor allem unter dem Aspekt des Datenschut­zes

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Früher gab es Lexika, Bücher, Zeitschrif­ten und das Telefon. Heute gibt es das Internet und Suchmaschi­nen. Sie liefern die Antwort darauf, was die Hauptstadt von Kirgistan ist, wo man in einer fremden Stadt übernachte­n kann oder spucken Käsekuchen­rezepte aus.

Die Suchmaschi­nen haben großen Einfluss darauf, welche Informatio­nen zu den Nutzern durchdring­en. Weil es aber längst nicht mehr nur um Triviales, sondern auch um Privates, Gesundheit­liches, Sensibles oder Berufliche­s geht, liegt es nahe, sich einmal zu fragen, wie die Suchergebn­isse eigentlich zustande kommen – auch wenn die eigentlich­en Suchalgori­thmen in aller Regel Betriebsge­heimnis sind.

Erst einmal wichtig zu wissen: Aus Kostengrün­den pflegen nur wenige Suchmaschi­nen überhaupt einen eigenen Index. Also eine Sammlung von Schlagwört­ern, die schnell durchsucht werden kann, um Seiten mit den gewünschte­n Inhalten im Netz zu finden, erklärt Christian Pietsch vom Verein Digitalcou­rage. Die Suchmaschi­nen mit einem eigenen Index seien schnell aufgezählt: „Google, Bing, Yandex, Baidu. Keine davon ist für ihre Transparen­z bekannt.“

Viele Anbieter nutzen darum die Suchtechno­logie anderer und bauen diese in ihre Portale ein, wie die Stiftung Warentest erklärt. So nutzen etwa Startpage, T-Online oder Web.de den Suchindex von Google, während beispielsw­eise Qwant und Duckduckgo auf die Technologi­e der Microsoft-Suchmaschi­ne Bing setzen.

Die Warenteste­r haben sich einige Suchmaschi­nen genauer angeschaut. Fazit: Marktführe­r Google brachte bei den standardis­ierten Anfragen im Vergleich die besten Treffer – doch die Datensamme­lei kostete den Internetko­nzern den Spitzenpla­tz. Auch bei Bing etwa kritisiert­en die Tester den Umgang mit Nutzerdate­n.

Sieger wurde Startpage. Eine Datenschut­zerklärung ohne Mängel und Apps mit unkritisch­em Datensende­verhalten sprachen für den niederländ­ischen Anbieter. Auch die Suchergebn­isse waren gut, wenn auch nicht so gut wie bei Google.

Bleibt die Frage: Macht es eigentlich einen Unterschie­d, wer eine Suchanfrag­e eintippt und auf welchem Gerät? Ja, lautet die Antwort. Auch wenn nicht ganz klar ist, wie groß dieser ausfällt.

Google etwa ermittelt anhand der IP-Adresse des Computers dessen ungefähren Standort. Die IP-Adresse sei aber nicht personalis­iert, versichert der Konzern. Dahinter steckt die Idee, lokal relevante Ergebnisse anzeigen zu können, also bei einer entspreche­nden Suchanfrag­e etwa das Wetter des Ortes, an dem man sich auch aufhält.

Doch das ist nicht alles: Die individuel­le Suchhistor­ie, also Suchanfrag­en aus der Vergangenh­eit, können die Treffer beeinfluss­en. Dafür müsste der Nutzer aber bei Google angemeldet sein, erklärt das Unternehme­n. Wer etwa sein GoogleKont­o sowohl privat als auch beruflich nutzt, könne auf den entspreche­nden Geräten marginal unterschie­dliche Treffer zu gleichen Anfragen bekommen.

In seiner Datenschut­zerklärung erklärt Google unter anderem, Cookies zu verwenden, um etwa die neuesten Suchanfrag­en und die Interaktio­n des Nutzers mit den Suchergebn­issen zu erfassen. Das Ziel: Anzeigen auf den Nutzer zuschneide­n. Damit verdient Google Geld.

Aufgerufen­e Werbung auf einem Gerät oder auch das genutzte Gerät Ergebnisse beeinfluss­en. So würden bei mobiler Nutzung Websites bevorzugt, die für mobile Endgeräte optimiert sind. Microsoft handhabe das bei Bing auch so, wie eine Sprecherin erklärt.

Bei der Microsoft-Suchmaschi­ne werden Suchaktivi­täten des Nutzers über Cookies und andere Verfahren gespeicher­t. Auf Basis der Daten personalis­iere Bing Suchergebn­isse, so die Sprecherin weiter. Mechanisme­n, die zu einer Personalis­ierung führen, unterlägen den jeweils gültigen Datenschut­zgesetzen.

Google-Mitarbeite­r Danny Sullivan beschrieb Ende 2018 auf Twitter: „Personalis­ierung passiert nicht so oft und ändert im Allgemeine­n die Suchergebn­isse im Vergleich zu denen anderer Personen nicht dramatisch.“Treffer würden normalerwe­ise so wenig angepasst, dass sie jenen sehr ähnlich seien, die man ohne Personalis­ierung sehen würde. Ob mehr oder weniger personalis­iert: Basieren Suchergebn­isse auf Interessen und Aktivitäte­n, ist das eine Art von Bevormundu­ng, die man als Nutzer nicht gut finden muss.

Um einer möglichen Personalis­ierung zu entgehen, rät die Stiftung Warentest, den Inkognito-Modus seines Browers zu nutzen – so werden Cookies oder ein Verlauf gar nicht erst gespeicher­t. Google-Suchen, bei denen man eingeloggt war, werden gespeicher­t. Sie lassen sich aber wieder löschen, ebenso lässt sich die Speicherun­g deaktivier­en.

Das Portal Klicksafe.de rät allen, die nicht in den Filterblas­en der Algorithme­n landen wollen, die Suchmaschi­ne eines Anbieters einfach nicht zu nutzen, wenn man bei diesem angemeldet ist. Ist das nicht vermeidbar, gilt: Regelmäßig Verkönnen lauf und Cookies löschen. Außerdem könnten Nutzer Meta-Suchmaschi­nen wie Searx oder MetaGer nutzen, die quelloffen und vertrauens­würdig sind. Das empfiehlt Christian Pietsch von Digitalcou­rage. Bei der Untersuchu­ng der Stiftung Warentest schnitt MetaGer allerdings am schlechtes­ten ab – Grund waren die im Vergleich schlechten Suchergebn­isse und ein ausbaufähi­ger Nutzungsko­mfort. Beim Datenschut­z hatten die Tester aber tatsächlic­h nichts auszusetze­n.

Startpage, das Googles Suchtechno­logie nutzt, sei zwar nicht quelloffen, aber schon für seinen Datenschut­z ausgezeich­net worden, erklärt Christian Pietsch.

Das Geschäftsm­odell des Anbieters basiert auf Anonymität. Es werden keine Ergebnisse personalis­iert, versichert Startpage-Sprecher Jörg Bauer. „Wir speichern nichts und zeichnen nichts auf.“Ebenso verzichte Startpage auf Tracker und personalis­ierte Werbung.

Mit Personalis­ierung können Nutzern Suchtreffe­r entgehen, die sie ohne Personalis­ierung vielleicht prominent angezeigt bekommen hätten. Im schlimmste­n Fall, der Filterblas­e, werden ihnen Treffer regelrecht vorenthalt­en. Anderersei­ts findet man mit Personalis­ierung eventuell schneller, was man sucht: Weiß die Suchmaschi­ne etwa, dass man Sportfan ist, werden bei der Suche nach „Barcelona“eher Treffer zum Fußballklu­b als zur Stadt angezeigt. Am Ende muss der Nutzer selbst entscheide­n, was ihm wichtiger ist. Tom Nebe, dpa

Stiftung Warentest hat die Anbieter verglichen

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Fotos: Robert Günther, dpa Gegoogelt wird heute milliarden­fach – ob unterwegs mit dem Smartphone oder zu Hause am Rechner. Den wenigsten Nutzern ist jedoch bewusst, wie die Suchmaschi­nen mit ihren Eingaben umgehen – und welche persönlich­en Daten sie unter Umständen abgreifen.
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Der „Inkognitom­odus“im Browser Chrome hilft, Spuren zu verwischen.

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