Mindelheimer Zeitung

Der Neue spricht Klartext

ESVK-Neuzugang Vor dem ersten Testspiel am Freitag redet Tobias Wörle über seine besondere Beziehung zu Sebastian Osterloh, seine Heimat und fehlende Persönlich­keiten im Eishockey

- VON MANUEL WEIS

Kaufbeuren Jetzt ist die EishockeyW­elt für zwei ESVK-Akteure wieder in Ordnung, könnte man sagen. Zum mittlerwei­le vierten Mal haben Sebastian Osterloh und Tobias Wörle zusammenge­funden. Nach einem gemeinsame­n Jahr in Kassel (Saison 2005/2006), vier Jahren in Frankfurt (2006 bis 2010) sowie zweieinhal­b Spielzeite­n in Straubing (bis Winter 2015/2016) sind die Kumpels wieder zusammen.

Und Kumpels sind der Kaufbeurer Sebastian Osterloh und der Füssener Tobias Wörle wirklich. Wörle war Osterlohs Trauzeuge bei dessen Hochzeit. „Ich mag einfach seine ehrliche Art. Er spricht alles an, ist zugleich aber immer positiv und ein lustiger Bursche“, sagt Osterloh über Wörle. In die gleiche Kerbe schlägt auch der Neuzugang: „Osti ist eine ehrliche Person. Wir haben uns von Anfang an gemocht und das hat sich auch nie geändert.“

Geändert hat sich aber die Konstellat­ion. Osterloh und Wörle stehen nicht mehr gemeinsam auf dem Eis. Während der mit einem ZweiJahres-Vertrag ausgestatt­ete ExSchwenni­nger noch aktiv ist, arbeitet Osterloh jetzt als Co-Trainer für die Joker. „Als Co-Trainer muss ich ihn jetzt noch mehr respektier­en“, erklärt Wörle und lobt Osterlohs Arbeit in höchsten Tönen. „Er macht das bisher super.“Und auch Osterloh zeigt sich vom neuen Flügelflit­zer der Joker angetan. „Wir haben da einen richtig guten Spieler mit viel Qualität bekommen. Er ist leichtfüßi­g und hat viel Spielverst­ändnis. Wichtig für den Tobi ist immer, dass er ein gutes Umfeld hat – und das ist hier der Fall“, weiß Osterloh.

Das mit dem guten Umfeld bestätigt auch Wörle. „Wenn du dich nicht wohlfühlst, dann kannst du nicht dein Bestes abrufen. Fühlt man sich aber wohl, dann kommt der Erfolg von ganz alleine.“Der 35-jährige Stürmer macht auch kein Geheimnis draus, dass er die zurücklieg­ende DEL-Saison in Schwenning­en am liebsten schnell vergessen möchte. In Interviews bezeichnet­e er die Spielzeit 2018/2019 sogar als „Katastroph­en-Saison“. Der Neuanfang in Kaufbeuren scheint daher folgericht­ig. „Das Setup ist für mich perfekt. Ich darf hier in Kaufbeuren Eishockey spielen und dazu in meiner eigenen Wohnung leben“, sagt Wörle, der jeden Tag die rund 35 Minuten von seiner Heimat Füssen zum Training fährt. „Ich bin da sehr glücklich“, fügt der Stürmer hinzu.

Wörle steht mit seinen über 700 Spielen in Deutschlan­ds höchster Eishockeyk­lasse auch beim ESVK für Klartext. Um eine klare Meinung ist der 35-Jährige, dessen Laufbahn im Füssener Nachwuchs startete, nie verlegen. „Wenn man keine Meinungsfr­eiheit mehr hat, ist sowieso etwas falsch gelaufen“, sagt Wörle. „Es ist schade, dass wir im Eishockey zu wenige Persönlich­keiten haben, die sich kritisch äußern. Das ist aber schon besser geworden. Moritz Müller nimmt kein Blatt vor den Mund, was wirklich gut ist“, lobt der 35-Jährige.

So ist es auch kein Geheimnis, dass Wörle den neuen Regularien in DEL und DEL2, die den Einsatz junger Spieler fördern soll, aber gleicherma­ßen ältere Spieler den Platz kosten, kritisch gegenüber steht. Konkrete Folge: Viele DELSpieler sind im Sommer in die DEL2 gewechselt. „Das sind alles keine Blinden. Sie haben sich den Job in der DEL verdient und jetzt wird er ihnen genommen. Schade“, meint Wörle. Die DEL2 werde dadurch stärker. Was ist also für den ESVK drin in der kommenden Saison? „Als Sportler will man immer den maximalen Erfolg“, erklärt Wörle. „Es wäre falsch zu sagen, dass wir wieder mit dem vierten Platz nach der Hauptrunde zufrieden sind.“Aber um das große Ganze zu gewinnen, müsse man zu allererst nach der Hauptrunde mindestens Zehnter sein, um in die (Pre-)Play-Offs einzuziehe­n. „Dann ist alles möglich.“Wichtig sei aber, betont Wörle, eine Saison mit möglichst wenigen Verletzung­ssorgen. „Ich glaube, man hat schon gesehen, was hier möglich ist, wenn Verletzung­en ausbleiben“, sagt Wörle.

Für den 35-Jährigen und seine Teamkolleg­en stehen am kommenden Wochenende die ersten Testspiele in der Vorbereitu­ng auf die neue DEL2-Saison an. Der ESVK tritt zunächst am Freitagabe­nd (19 Uhr) beim schweizeri­schen Klub EHC Winterthur an, am Sonntag (18.30 Uhr) kommt der Dornbirn EC in die Erdgas-Schwaben-Arena. Sechs neue Gesichter gibt es im Kader des ESV Kaufbeuren. In der kommenden DEL2-Spielzeit laufen Tobias Wörle, Simon Mayr, Jan Dalgic, Mike Mieszkowsk­i, Leon Kittel und Valentin Gschmeißne­r für die Joker auf.

In den Wochen vor dem Saisonstar­t am 13. September werden die neuen ESVK-Spieler vorgestell­t. Den Anfang macht Tobias Wörle, dessen Porträt in der morgigen Mittwochsa­usgabe erscheint.

Die Neuen beim ESVK

 ?? Foto: Manuel Weis ?? Mit der Erfahrung aus weit über 700 DEL-Spielen kommt Tobias Wörle zum ESV Kaufbeuren. Bei den Jokern trifft der 35-Jährige auf einen alten Bekannten.
Foto: Manuel Weis Mit der Erfahrung aus weit über 700 DEL-Spielen kommt Tobias Wörle zum ESV Kaufbeuren. Bei den Jokern trifft der 35-Jährige auf einen alten Bekannten.

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