Mindelheimer Zeitung

Grüße vom „Kieferbrec­her“

Selbstjust­iz 37-Jähriger zieht mit Drohbrief und Schrecksch­usspistole los, um Schulden einzutreib­en

- VON KATHARINA GSÖLL

Kaufbeuren „Ich will mein Geld, sonst komme ich mit ein paar Leuten vorbei und wir schlagen dich kaputt“hatte ein 37-Jähriger in einem Brief gedroht – und diesen mit „Dein Kieferbrec­her“unterschri­eben. Der Mann hatte einem ehemaligen Freund 600 Euro geliehen und trotz wiederholt­er Forderunge­n seit fast einem Jahr nicht zurückbeko­mmen. Nach zwei gemeinsam geleerten Flaschen Wein suchten er und seine damalige Freundin den Schuldner auf, mit einer Schrecksch­usspistole bewaffnet. „Das war eine blöde Idee“, räumte der Beschuldig­te in der Verhandlun­g am Kaufbeurer Amtsgerich­t ein. Vor dem Kaufbeurer Mehrfamili­enhaus hätten sie herumgesch­rien und die Rückzahlun­g gefordert, schilderte der 39-jährige Familienva­ter, der Schuldner. Dabei habe der Angeklagte eine Pistole in der Hand gehalten. Der behauptete nun, er habe die Waffe nur mitgenomme­n, um ein „sicheres Gefühl“zu haben – der Geschädigt­e sei schließlic­h Boxer – und weil er glaubte, dass seine Forderung sonst nicht ernst genommen worden wäre. Vor dem Haus kam es schließlic­h zum Streit. Der Angeklagte behauptete, einen Warnschuss abgefeuert zu haben, weil der Geschädigt­e seine Verlobte am Hals gepackt und gewürgt hatte. Nach dem Schuss habe er unter Atemnot gelitten und sei mit stark brennenden Augen zurück in seine Wohnung gelaufen, um das Reizgas auszuwasch­en, sagte der. Er bestritt, die Frau auch nur angefasst zu haben. An deren Hals wurden bei einer Untersuchu­ng zwar Würgemale festgestel­lt, allerdings passte der Befund nicht zu der Beschreibu­ng der Frau, wie die Verletzung­en zustande gekommen sein sollen. Geklärt wurde das nicht. Jedenfalls riefen Nachbarn die Polizei. Das Urteil nun: elf Monate Haft, allerdings auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt, plus Geldstrafe.

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