Grüße vom „Kieferbrecher“
Selbstjustiz 37-Jähriger zieht mit Drohbrief und Schreckschusspistole los, um Schulden einzutreiben
Kaufbeuren „Ich will mein Geld, sonst komme ich mit ein paar Leuten vorbei und wir schlagen dich kaputt“hatte ein 37-Jähriger in einem Brief gedroht – und diesen mit „Dein Kieferbrecher“unterschrieben. Der Mann hatte einem ehemaligen Freund 600 Euro geliehen und trotz wiederholter Forderungen seit fast einem Jahr nicht zurückbekommen. Nach zwei gemeinsam geleerten Flaschen Wein suchten er und seine damalige Freundin den Schuldner auf, mit einer Schreckschusspistole bewaffnet. „Das war eine blöde Idee“, räumte der Beschuldigte in der Verhandlung am Kaufbeurer Amtsgericht ein. Vor dem Kaufbeurer Mehrfamilienhaus hätten sie herumgeschrien und die Rückzahlung gefordert, schilderte der 39-jährige Familienvater, der Schuldner. Dabei habe der Angeklagte eine Pistole in der Hand gehalten. Der behauptete nun, er habe die Waffe nur mitgenommen, um ein „sicheres Gefühl“zu haben – der Geschädigte sei schließlich Boxer – und weil er glaubte, dass seine Forderung sonst nicht ernst genommen worden wäre. Vor dem Haus kam es schließlich zum Streit. Der Angeklagte behauptete, einen Warnschuss abgefeuert zu haben, weil der Geschädigte seine Verlobte am Hals gepackt und gewürgt hatte. Nach dem Schuss habe er unter Atemnot gelitten und sei mit stark brennenden Augen zurück in seine Wohnung gelaufen, um das Reizgas auszuwaschen, sagte der. Er bestritt, die Frau auch nur angefasst zu haben. An deren Hals wurden bei einer Untersuchung zwar Würgemale festgestellt, allerdings passte der Befund nicht zu der Beschreibung der Frau, wie die Verletzungen zustande gekommen sein sollen. Geklärt wurde das nicht. Jedenfalls riefen Nachbarn die Polizei. Das Urteil nun: elf Monate Haft, allerdings auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt, plus Geldstrafe.