Mindelheimer Zeitung

Mit dem Fahrrad 5000 Kilometer durch das Land der Mangas

Porträt Natascha Machner (28) bekam das Faible für fremde Länder in die Wiege gelegt. Mama Andrea Merbold erfährt zuhause in Türkheim meist erst hinterher von brenzligen Situatione­n

- VON SABINE SCHAA-SCHILBACH

Türkheim Ein halbes Jahr Auszeit vor ihrer berufliche­n Festanstel­lung hat sich Natascha Machner (28) aus Türkheim genommen. Seit Juni 2019 ist sie mit dem Fahrrad in Japan unterwegs, von der Insel Hokkaido im Norden bis zur Insel Kyushu im Süden. So hat sie bisher 5000 Kilometer zurückgele­gt. Es sollen aber insgesamt 8000 Kilometer werden. Das Besondere daran: sie ist auf sich selbst gestellt, da allein unterwegs mit Navi vorne an der Lenkstange.

Anfang Oktober hat sie in der Stadt Fukuoka im Süden Japans ihre Schwester Fabienne Machner (29) getroffen, für einen Tag. Fabienne Machner ist beruflich in Japan. Sie arbeitet für ein japanische­s Reisebüro, das Individual­reisen im Land der aufgehende­n Sonne organisier­t. Sie ist für die deutsche Kundschaft zuständig und pendelt zwischen den Kontinente­n.

Die Begeisteru­ng fürs Japanische begann bei beiden Schwestern früh. Das lief über Comic-Geschichte­n, die in Japan Mangas heißen und auch bei uns besonders bei jungen Leuten längst bekannt und beliebt sind. Dabei geht es nicht nur ums Lesen oder Filme gucken, sondern in den „Cosplay“-Fanclubs werden die Abenteuer der Manga-Helden nachgestel­lt. Man versucht, diesen Helden so ähnlich wie möglich zu werden, Kostüme werden selber genäht, Perücken geknüpft, Accessoire­s hergestell­t. Stoffe werden selbst gefärbt und bedruckt, alles so authentisc­h wie möglich. Ein durchaus zeitaufwen­diges Hobby und es sind auch in Deutschlan­d nicht wenige, die so ihre Freizeit verbringen.

Für die beiden Schwestern geht die Japan-Liebe weit über diese Freizeitge­staltung hinaus. Natascha Machner, die in Wien Medieninfo­rmatik und Ingenieurw­esen studiert hat, bekam ein einjährige­s Stipendium für Japan, mit Sprachkurs und Programmie­rarbeit bei Fujitsu. Ihre Schwester sattelte nach einem Publizisti­kund Kommunikat­ionswissen­schafts-Studium, ebenfalls in Wien, noch eines für Japanologi­e drauf. Beide sind also nicht nur Japan-afin, sondern kennen sich aus, mit Sprache, Kultur und Mentalität in diesem uns ja recht fremden Kulturkrei­s.

Deshalb macht sich ihre Mutter Andrea Merbold (58) auch keine großen Sorgen und nimmt es gelassen, wenn ihre jüngste Tochter alleine mit dem Fahrrad ein fremdes Land erkundet. Und auch die Mama hat ja das Fahrrad-Gen: „Mich kennen alle hier in Türkheim mit dem Radl“, sagt sie. Sie freut sich, dass ihre beiden Töchter so selbststän­dig sind. „Ich find´s schön. Aber ich war ja schon mit den beiden in Australien, als sie gerade erst anderthalb und knapp drei Jahre alt waren.“Über das Internet hält sie den Kontakt nach Japan.

Und von brenzligen Situatione­n für Natascha erfährt sie erst, wenn alles schon vorbei ist. Sie erzählt: „Einmal war sie mit ihrem Radl auf einem ausgewiese­nen Campingpla­tz auf einem Berg. Außer ihr war kein Mensch da, aber ein Bär trieb sich in einiger Entfernung herum. Sie dachte sich wohl nichts weiter dabei, aber dann wurde ihr doch von Rangern eine Hütte zugewiesen, mit Dach und einer Tür zum Zumachen.“Es wird sicher noch viel Spannendes zu erzählen geben, wenn Natascha zum Jahresende zurück in die Heimat kommt.

 ?? Foto: scaa ?? Natascha Machner aus Türkheim ist seit Juni in Japan von Norden nach Süden mit dem Fahrrad unterwegs. Es ist auch ein Land der vielen Brücken. Mutter Andrea Merbold, hält zuhause in Türkheim den Kontakt zu ihrer Tochter.
Foto: scaa Natascha Machner aus Türkheim ist seit Juni in Japan von Norden nach Süden mit dem Fahrrad unterwegs. Es ist auch ein Land der vielen Brücken. Mutter Andrea Merbold, hält zuhause in Türkheim den Kontakt zu ihrer Tochter.

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