Wenn der Vatikan twittert
Ohne Glaube würde dem Sport etwas fehlen. Kein Bundesligaspiel wird angepfiffen, ohne dass sich irgendein Kicker zuvor bekreuzigt. Anhänger pilgern in Fußballtempel, leben dort in Kutten ihre Religion aus und stimmen chorale Gesänge an. Melodisch verehren sie Fußballgötter, manch einer lässt sich sogar auf einem vereinseigenen Friedhof begraben, wenn er das Zeitliche gesegnet hat.
Ohne göttlichen Beistand, so könnte man meinen, kann kein Spiel gewonnen werden. Manchmal greift der Allmächtige unmittelbar ins Geschehen ein, wenn etwa die Hand Gottes den Ball ins Tor schubst. Und sollte die eigene Mannschaft in letzter Sekunde einen Sieg verspielen, hat dies natürlich nichts mit nachlassender Kondition oder Konzentration zu tun. Nein, dann sind einem die Götter nicht wohl gesonnen.
Religiöse Botschaften unter Trikots, die beim Torjubel in Kameras gehalten werden, sind verboten. Darüber hinaus zeigt die Kirche selten Berührungsängste mit Leibesertüchtigung. Bei olympischen Spielen standen den Athleten schon Pfarrer zur Verfügung. Glaube versetzt schließlich Berge, lässt einen gar über sich hinauswachsen. Und wenn Gotteswerk mit Gold, Silber oder Bronze in Verbindung gebracht wird, ist das dem Image nicht abträglich.
Weil Botschaften auf Steintafeln nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen, bedient sich die Kirche moderner Kommunikationsmittel. Twitter, Facebook und Co. nutzen nicht nur verwirrte Präsidenten, ebenso versorgt der Vatikan auf diesem Weg seine Zielgruppe mit Kurznachrichten. Papst Franziskus kommt nicht umhin, seine Jünger, in den sozialen Netzen „Follower“genannt, mit den neuesten Neuigkeiten zu versorgen. Als das Oberhaupt der katholischen Kirche jüngst fünf Personen in Rom heiligsprach, ging sogleich eine englische Nachricht um die Welt: „Heute danken wir dem Herrn für die neuen Heiligen, die den Weg des Glaubens gegangen sind und die wir nun als Fürsprecher anrufen.“
Vor dem Wort Saints (Heilige) war ein Hashtag gesetzt, so dass automatisch das Logo des amerikanischen Footballklubs der New Orleans Saints erschien. Ehe die behelmten Heroen in der NFL gegen Florida antraten, erreichte sie die Botschaft des Papstes. „Wow, sind wir gesegnet oder was?“, fragte etwa ein Spieler verwundert.
Wie die Begegnung endete, überrascht wenig. New Orleans siegte – Gott sei Dank.