Mindelheimer Zeitung

Definitiv heiter, vielleicht aber zu unentschlo­ssen

Kabarett Günter Grünwald bietet einen kurzweilig­en Abend – dürfte aber scharfzüng­iger sein

- VON TINA SCHLEGEL

Mindelheim Schon mehrfach hat es den aus Ingolstadt stammenden bayerische­n Kabarettis­ten nach Mindelheim verschlage­n – zuletzt mit seinem Programm „Deppenmagn­et“. Seit 26. September tourt Günter Grünwald mit seinem neuen Programm „Definitiv vielleicht“, das er nun auch in Mindelheim präsentier­t hat. Wie man es von ihm kennt, braucht er kein Bühnenbild, keine sonstigen Hilfsmitte­l für seine Show: Er kommt einfach auf die Bühne und ist dann mal da für eine Weile, erzählt humorige Anekdoten aus seinem Leben – und kalauert sich doch hin und wieder durch ein paar alte Schoten.

Die im Publikum verteilten „Handy-Polizisten“, die den Besitzer eines eventuell doch klingelnde­n Handys dann über Stunden rund ums Theater jagen, kam den Fans doch sehr vertraut vor. Auch der Einstieg über die Schweine, die keine Daumen haben, und na ja, daher nicht Anhalter fahren könnten, sowie die Tatsache, dass wohl auch die Bioschwein­e von ihrem Metzger nicht totgekitze­lt würden, wirkte eher ein wenig holprig und auch unentschlo­ssen, was er denn eigentlich sagen will.

Grünwald ist kein Meister der Überleitun­g, aber wer ihn kennt, weiß, dass auch er um diese Schwäche weiß und sich regelmäßig – und dies wiederum ist durchaus charmant – darüber lustig macht. So gelangt er vom Schweinezi­rkus zum ABS bei Kindern, dem Antibremss­yndrom und dem schmalen Grat zwischen einem fürsorglic­hen Familienva­ter und einem kompletten Vollidiote­n.

Man lacht zwar gern mit ihm und über ihn, vermisst aber bisweilen seine Scharfzüng­igkeit und einen hintergrün­digeren Witz wie etwa aus seinem Bühnenprog­ramm „Deppenmagn­et“oder aus seiner Freitagabe­ndshow. „Definitiv vielleicht“verweilt oft auf der Plauderebe­ne, lässt schmunzeln und lachen, etwa wenn Grünwald erzählt, dass er inzwischen keinen Hausarzt mehr habe, sondern zum Tierarzt gehe, weil er dort keine Wartezeite­n habe: „Denn wo ist der Unterschie­d zwischen Hund und Mensch? Also medizinisc­h keiner und vom Verhalten her eh nicht.“Oder wenn er sich für die bayerische­n Dialekte begeistert und direkt zur Tante aus Rumänien gelangt, die eben keinen bayerische­n Dialekt sprach, was alle angenommen hatten, sondern eben rumänisch. Erfolgreic­h habe man sie an den Dorfpfarre­r als Köchin vermittelt. Heiter auch die Episode über die Bestellung im Restaurant, wenn Frauen sich nur eine kleine Vorspeise auswählen, dann aber die Pizza des Mannes genüsslich mitverspei­sen und das, obwohl die Bestellung des Mannes zu 100 Prozent mit dem Fassungsve­rmögen korrespond­iere.

Grünwald flucht nicht mehr so viel wie in seinem letzten Programm, in dem er durchaus als charmant-kauziger „Fluchkönig“des bayerische­n Kabaretts hätte bezeichnet werden können. Kurz aber blitzte er dann doch auf, der bissige Grünwald: Den Kampfbombe­nführersch­ein habe er mal erwerben wollen, um allen Diktatoren den Arsch wegzubombe­n. Fehlte nur: „Die dreckige Saubande, die.“„Definitiv vielleicht“ist definitiv heitere Unterhaltu­ng, insgesamt aber zu unentschlo­ssen, definitiv vielleicht eben.

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Foto: tisch Günter Grünwald braucht kein Bühnenbild und keine Hilfsmitte­l: Er kommt einfach auf die Bühne und verkürzt den Abend mit Anekdoten, Kalauern und Co.

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