Das Mindelheimer „Energiedorf“fasziniert
Austausch Eine hochrangige ukrainische Delegation besucht die Berufsschule und lernt dort einiges dazu
Mindelheim Olena Konstantinowa kam zwar als Dolmetscherin aus der Ukraine nach Mindelheim, doch nebenbei ist sie auch als „Energieberaterin“gefürchtet, wie sie schmunzelnd zugibt: Wenn sie Bekannte besucht, kommentiert sie, was ihr auffällt und wo sinnlos Energie verbraucht wird. Konstantinowa beschäftigt sich beruflich häufig mit dem Thema Energiesparen – und die Inhalte, die sie übersetzen musste, haben sie inzwischen sensibilisiert. Nun war sie mit einer hochkarätigen Delegation aus der Ukraine nach Mindelheim gereist, mit Teilnehmern aus dem Finanzsektor, aus Wirtschaft, Bildung und Politik, organisiert von der Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ). Dabei besuchten die ukrainischen Gäste München, Augsburg – und eben die Berufsschule in Mindelheim.
Wie Heike Herden, Organisatorin und leitende Mitarbeiterin bei der GIZ im Bereich Fortbildung erklärte, wurde ihr die Mindelheimer Schule vom Kultusministerium empfohlen. Besonders interessierte sie die Bildung im Bereich Energieeffizienz, für die Studiendirektor Karl Geller verantwortlich ist. Er referierte an diesem Tag, um sein Wissen und seine Erfahrungen weiterzugeben, denn auch die Kommunikation gehört für ihn zu den vier Schwerpunkten, zusammen mit der Frage, was Energie eigentlich ist, woher sie kommt und wie sie finanziert werden kann.
An der Berufsschule Mindelheim gibt es dazu 40-stündige Lehrgänge in Theorie und Praxis für Schüler ganz bewusst aus allen Ausbildungsbereichen, wie Geller erläuterte. Dabei gingen die Schüler auch mal mit der Thermokamera durchs Haus oder untersuchten mit Rauchkerzen die Luftbewegungen.
Geller zeigte den für afrikanische Länder entwickelten Koffer zum Bau von Solaranlagen
Besonders angetan waren die ukrainischen Gäste von dem „Energiedorf“in einem weiteren Gebäude der Schule: Auf einem großen Tisch befinden sich hier Holzhäuschen, darunter elektrische Steckplätze, wo Stromverbrauch etwa mit Licht, Kühlschrank oder Kochen simuliert werden kann, aber auch, was passiert, wenn eine Solaranlage oder Windkrafträder Strom einspeisen. Über einen Rechner an die Wand projiziert, konnten die Besucher Diagramme und Zahlen dazu ablesen. Spielerisch lernen, ein Gefühl für den Energieverbrauch bekommen und mit den entsprechenden Zahlen und Berechnungen umgehen, sei das Ziel.
Am Ende ihres Besuchs konnte die ukrainische Delegation jede Menge Anregungen mitnehmen und wurde zu einem weiteren Kontakt in einem Netzwerk, das Geller wichtig ist. „Bei einer Veranstaltung waren über 60 Umweltbeauftragte in der Mindelheimer Berufsschule und auch Vertreter anderer Schulen kommen mit ihren Schülern, das Interesse ist groß“, sagt er. Tags zuvor waren Gäste aus China da, und wer weiß: Vielleicht kommt ja auch irgendwann einmal Greta Thunberg nach Mindelheim?!
ⓘ
TV-Tipp Am heutigen Dienstag, 15. Oktober, geht es in der Sendung „37 Grad“(ZDF, 22.15 Uhr) ums Energiesparen und den Klimawandel. Ein Schüler der Mindelheimer Berufsschule, der den Energiekurs besucht, steht zusammen mit zwei weiteren engagierten Jugendlichen im Zentrum der Geschichte.
(wir berichteten).