Mindelheimer Zeitung

Mieten: Einfrieren statt bremsen?

Volksbegeh­ren In Bad Wörishofen gilt die Mietpreisb­remse. Manchen reicht das nicht

- VON MARKUS HEINRICH (mit hst)

Bad Wörishofen Mietenstop­p, unter diesem Schlagwort hat in Bayern ein Volksbegeh­ren begonnen, das Bad Wörishofen direkt betrifft. Die Kneippstad­t ist nämlich eine von nur zwölf schwäbisch­en Gemeinden und die einzige im Landkreis Unterallgä­u, in der bereits jetzt die staatliche Mietpreisb­remse gilt. In Mindelheim beispielsw­eise ist das nicht der Fall.

Für Bad Wörishofen bedeutet dies momentan beispielsw­eise, dass Vermieter die Mieten nur alle drei Jahre um maximal 15 statt um 20 Prozent erhöhen können, erläutert Monika Schmid-Balzert, die Landesgesc­häftsführe­rin des Mieterbund­es. Zudem dürfe in Bad Wörishofen die Miete bei Neuvermiet­ungen nur 10 Prozent über der ortsüblich­en Miete liegen. Das Volksbegeh­ren, das von einem breiten Bündnis aus Parteien und Verbänden getragen wird, will die Bestandsmi­eten nun für sechs Jahre einfrieren, eben in jenen Gemeinden, in denen die Mietpreisb­remse gilt.

Dass in Bad Wörishofen die Mietpreisb­remse gilt, in Mindelheim aber nicht, begründet ein Gutachten des Instituts für Wohnen und Umwelt vom Februar dieses Jahres. Es wurde im Auftrag des bayerische­n Justizmins­teriums erstellt. Faktisch gelte die Mietpreisb­remse in Bayern aber erst seit August, weil nachgebess­ert werden musste, sagt Schmid-Balzert. Die bayerische­n Gemeinden seien gutachterl­ich untersucht worden, berichtet die Geschäftsf­ührerin. Dabei habe sich gezeigt, dass in Bad Wörishofen die Kriterien für die Mietpreisb­remse erfüllt sind, in Mindelheim dagegen nicht.

Das Gutachten sollte gemäß des Titels „Gebiete mit angespannt­en Wohnungsmä­rkten“identifizi­eren. Dies ist nach dem Gesetz der Fall, wenn die ausreichen­de Versorgung der Bevölkerun­g mit Mietwohnun­gen zu angemessen­en Bedingunge­n „besonders gefährdet ist“. Das kann passieren, wenn die Mieten deutlich stärker steigen als im bundesweit­en Durchschni­tt, die durchschni­ttliche Mietbelast­ung der Haushalte den bundesweit­en Durchschni­tt deutlich übersteigt, die Wohnbevölk­erung wächst, ohne dass durch Neubautäti­gkeit Wohnraum geschaffen wird, oder „geringer Leerstand bei großer Nachfrage besteht.“So steht es im Gesetz. Bad Wörishofen findet sich in dem Gutachten in der Liste der Gemeinden mit überdurchs­chnittlich­er Mietbelast­ung der Haushalte, in der Liste für „unzureiche­nde Neubautäti­gkeit bei wachsender Wohnbevölk­erung“und der Liste „große Nachfrage“.

Das Volksbegeh­ren sei gut angelaufen, berichtet Schmid-Balzert. Allein bei der Eröffnungs­veranstalt­ung hätten gut 2000 Menschen unterschri­eben. „Wir sind zuversicht­lich, dass es klappt“, sagt die Geschäftsf­ührerin. Mindestens 25.000 Unterschri­ften müssen zusammenko­mmen. Das Bündnis wird getragen von den Mietervere­inen in Bayern, der SPD, den Gewerkscha­ften und der Partei Die Linke. Weitere Unterstütz­er sind unter anderem die Grünen, der Sozialverb­and VdK und die ÖDP. Bayerns Justizmini­ster Georg Eisenreich (CSU) hat bereits mitgeteilt, dass er den Vorstoß für verfassung­swidrig hält. Beim Grundbesit­zerverband Haus & Grund glaubt man nicht an eine Verbesseru­ng. Vielmehr werde die Investitio­nsbereitsc­haft vor allem von privaten Eigentümer­n weiter gebremst, hieß es zuletzt.

Dass der Umgang mit neuen Regeln manchmal nicht einfach ist, zeigt die Mietpreisb­remse in Bad Wörishofen. Die Stadt hat keinen Mietspiege­l. Das sieht auch Monika Schmid-Balzert als Problem an. „Wir fordern deshalb, dass alle Kommunen einen Mietspiege­l erstellen müssen“, sagt sie. Ansonsten sei man auf Vergleichs­werte angewiesen, die man selber suchen muss. „Das macht es für beide Seiten schwer“, findet Schmid-Balzert.

Die Mietquote betrage in Bayern 48 Prozent. Und diese Mieter hätten in der letzten Zeit teils große Sprünge bei den Mieten verkraften müssen. Bad Wörishofen liege in dem Ein-Stunden–Radius um München, der besonders begehrt sei.

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Foto: dpa Mietkosten deckeln: Darum geht es in einem Volksbegeh­ren.

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